Christiane Karg will mehr junge Menschen für klassische Musik begeistern. Bei ihrer Reihe „KunstKlang Feuchtwangen“, deren Saison am Samstag beginnt, macht die international gefragte Sängerin daher ein außergewöhnliches Angebot: Wer nicht älter als 21 Jahre ist, bekommt die Karte fast geschenkt: für einen Euro.
Wie gewinnt man junge Menschen für klassische Musik? Für Kulturangebote überhaupt? Christiane Karg treiben solche Fragen um. Seit Jahren pflegt sie daher Kooperationen mit Schulen und mit Bildungseinrichtungen, erzählt vor Klassen von ihrer Arbeit, lädt sie zu Konzerten ein. Die Sängerin hat das Projekt „be part of it“ ins Leben gerufen, das Kinder- und Jugendliche mit Kultur zusammenbringt. „Singen in Kitas“ etwa soll die Kleinsten spielerisch an die Musik heranführen. Das Engagement der Feuchtwanger Sängerin blieb nicht unbemerkt. Sie hat dieses Jahr dafür den Bayerischen Verdienstorden erhalten.
Weiter ausbauen, sagte Christiane Karg vor zwei Wochen beim Benefizkonzert der Hilterhaus-Stiftung in Ansbach, will sie ihr Projekt „be part of it“. Ein Schritt in diese Richtung ist das neue Angebot in ihrer Konzertreihe: Junge Menschen bis 21 Jahre haben nun die Möglichkeit, für einen symbolischen Euro KunstKlang-Veranstaltungen zu besuchen.
Diese 1-Euro-Karten gibt es an der Abendkasse. „Es wird immer ein Kontingent, das sich nach der Saalgröße richtet, zur Verfügung stehen“, sagt Christiane Karg. Sie möchte, dass die Karten so unbürokratisch wie möglich erhältlich sind. An der Abendkasse ist nur der Nachweis des Alters nötig, entweder mit dem Personalausweis, dem Schüler- oder Studierendenausweis. Wer mag, sagt die Sängerin, könne sich seine Karte mit einem Anruf beim Feuchtwanger Kulturbüro reservieren lassen.
Christiane Karg hofft, dass mehr junge Menschen die Konzerte nun besuchen können. Das unmittelbare Konzerterlebnis hält sie für unersetzlich, um für Musik zu begeistern. In Großstädten hätten sich vergleichbare Konzepte bewährt. Dieses Angebot gilt für alle KunstKlang-Konzerte.
Der Saisonauftakt am Samstag bietet gleich etwas Außergewöhnliches: Rolf Beck, Dirigent, Chorleiter und ehemals Intendant der Bamberger Symphoniker und des „Schleswig-Holstein Musik Festivals“, führt mit seiner Internationalen Chorakademie Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy auf und als Hauptwerk das „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák, nicht die übliche Orchesterfassung, sondern die siebensätzige Urversion für Chor, Solisten und Klavier. „Sie ist sehr eindrucksvoll. Das ist Musik, die zu Herzen geht“, sagt Rolf Beck, der dieser Tage mit seinem Ensemble in Weikersheim das Werk erarbeitet.
Den Klavierpart interpretiert Maroš Klátik. Christiane Karg singt die Sopranpartie. Die anderen Soloaufgaben übernehmen Mitglieder des Chores. „Wir streben an, unterschiedliche Besetzungen im Konzert zu präsentieren“, sagt Rolf Beck,
Das Besondere des Projektchores: Seit 2002 lädt Rolf Beck in seine Chorakademie jedes Jahr ausgebildete Sängerinnen und Sänger aus mehreren Nationen ein, die Solistenqualitäten haben und am Anfang ihrer Karriere stehen. Um die jungen Talente bei Vorsingen zu finden, ist er durch halb Europa gefahren. 25 hat er dieses Jahr für sein Chorprojekt gewonnen, das auch ein Weiterbildungsangebot ist. Alle Mitglieder erhalten während der Probephase kostenlos Einzelunterricht in Meisterkursen. Christiane Karg ist dieses Jahr eine der Lehrkräfte.
2019 gab die Internationale Chorakademie Rolf Beck in Feuchtwangen schon einmal ein Konzert: Rossinis „Petite Messe solennelle“. Die Aufführung in der Stiftskirche war fabelhaft. Jetzt am 21. Oktober, erklingt in der katholischen Kirche St. Ulrich und Afra Dvořáks „Stabat Mater“. Das Konzert beginnt um 19 Uhr. Es ist das erste einer kleinen Tournee der Chorakademie, bei der unter anderem am 28. Oktober im Markgräflichen Opernhaus von Bayreuth Händels „Messias“ aufgeführt wird.
Beim KunstKlang geht es am 14. Februar und am 7. April weiter. Ein großes Open-Air-Konzert im Feuchtwanger Kreuzgang beschließt am 11. August die Saison.