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Veröffentlicht am 01.07.2022 20:43

Kunst verbindet: Film über kreativen Botschafter des Friedens

Hans Emmert (links) aus Schillingsfürst hat das künstlerische Talent seines syrischen Freundes Moneer Ballish entdeckt, ihn zum Malen ermuntert und unterstützt ihn bei Projekten wie Ausstellungen.  (Foto: Kristina Schmidl)
Hans Emmert (links) aus Schillingsfürst hat das künstlerische Talent seines syrischen Freundes Moneer Ballish entdeckt, ihn zum Malen ermuntert und unterstützt ihn bei Projekten wie Ausstellungen. (Foto: Kristina Schmidl)
Hans Emmert (links) aus Schillingsfürst hat das künstlerische Talent seines syrischen Freundes Moneer Ballish entdeckt, ihn zum Malen ermuntert und unterstützt ihn bei Projekten wie Ausstellungen. (Foto: Kristina Schmidl)

Entstanden sei der 15 Minuten lange Dokumentarfilm über das Leben und Schaffen von Moneer Ballish im Rahmen eines Projekts, zu dem die bayerische Integrationsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer aufgerufen habe, erläuterte Matthias Zöllmer, der beim Ansbacher Kreisjugendring (KJR) für Projekte gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zuständig ist, bei der Kunstfeier und Filmpremiere im Beruflichen Schulzentrum Ansbach-Triesdorf.

Bei diesem Projekt handle es sich um eine Filmreihe, in der Geflüchtete über ihre Integrationserfahrung sprechen. Als er davon gehört habe, habe er gleich an Ballish gedacht, sagte Zöllmer.

Kunst als Methode zur Völkerverständigung

Ballish habe sich zunächst etwas geziert, da er ein Mensch sei, der nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Schließlich habe er aber doch mitgemacht, um seine Botschaft zu verkünden. Nämlich die, dass Kunst zwischen den Kulturen, Religionen und Völkern verbindet. „Für Moneer Ballish ist Kunst eine Methode zur Völkerverständigung“, sagte Zöllmer.

Also habe der Kreisjugendring das Medienzentrum Parabol in Nürnberg beauftragt, einen Kurzfilm mit Ballish zu drehen. Er soll in der Jugendarbeit eingesetzt werden. Etwa um Projekte zu bewerben, die der Wanderausstellung „Farben beginnen zu leuchten“ ähneln.

Sie war schon an zwei Rothenburger Schulen zu sehen, macht derzeit im BSZ Ansbach-Triesdorf Station und wird weiter durch den Landkreis wandern. In der Schau werden Gemälde gezeigt, in denen Ballish seine traumatischen Erlebnisse während des Bürgerkriegs in Syrien verarbeitet hat. Und Bilder, die demonstrieren, dass die Freude und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach und nach in sein Leben zurückgekehrt sind.

Autobombe zerstörte das Wohnhaus

Das Besondere an der Wanderausstellung ist, dass Kunstprojekte an sie gekoppelt sind. An jeder Schule, in der die Schau Station macht, führt Ballish Workshops mit Schülern durch, in denen die Jungen und Mädchen Gemeinschaftskunstwerke zum Thema Frieden und Völkerverständigung mit ihm gestalten.

Im Film erzählt Ballish, wie er zum Malen kam: Nachdem sein Haus in seiner Heimatstadt Damaskus durch eine Autobombe zerstört worden war und Assad-Schergen ihn aus seinem eigenen Büro für Innenarchitektur vertrieben hatten, entschied er sich 2016 schweren Herzens, Syrien mit seiner Frau und seinen Kindern zu verlassen. Er flüchtete in eine ungewisse Zukunft nach Deutschland, genauer gesagt, nach Schillingsfürst.

Verarbeiten durchs Malen

Im Helferkreis der Stadt Schillingsfürst lernte Ballish Hans Emmert kennen, der mit ihm Deutsch lernte. Er war es, der den Syrer dazu anregte, seine traumatischen Erlebnisse durch Malen zu verarbeiten. Ballish folgte Emmerts Rat und malte so viel und so gut, dass mit der Unterstützung von Emmert und vielen weiteren Helfern schon fünf Ausstellungen stattgefunden haben – unter anderem in Schillingsfürst, aber auch im Ansbacher Landratsamt.

Sein erstes Kunstprojekt mit Schülern entstand vor sieben Jahren. Damals arbeitete Ballish mit der Flüchtlingsklasse der Fach- und Berufsoberschule Triesdorf. Die Arbeit mit den Jugendlichen habe ihm neue Kraft gegeben, gesteht Ballish.

Er habe viel Mut gehabt, etwas Neues zu wagen, sagte Emmert über Ballish, mit dem ihm mittlerweile eine tiefe Freundschaft verbindet. Am Anfang seien die Bilder dunkel und depressiv gewesen und hätten auf beeindruckende Weise die Angst, den Schmerz und die Trauer gezeigt, die Ballishs Leben in den letzten Jahren vor der Flucht aus Syrien geprägt hätten. Allmählich hätten aber Licht und Farben die Dunkelheit in seinen Bildern und somit auch in seiner Seele verdrängt, erklärte Emmert.

Weiß steht für Frieden

Eine zentrale Bedeutung habe in seinen Gemälden und in den Projekten, die er mit Jugendlichen gestaltet, die Farbe Weiß, erläuterte der Künstler. Die bunten Farben stehen für Freude und Vielfalt. Weiß setzte er gerne als verbindendes Element ein. Weiß ist für ihn die Farbe der Gewaltlosigkeit, der Güte, des Friedens, der Liebe und der Toleranz.

Dass er Ballish durch einen Zufall habe kennenlernen dürfen, habe sein Leben bereichert, sagte Emmert. „Er hat mir mit seinen Bildern unheimlich viel zurückgegebnen. Ballish sei ein Mensch mit einem außergewöhnlichen Charakter, der trotz traumatischer Kriegserfahrungen und schlimmer Verluste frei von Hass sei und nur Gutes und Versöhnliches ausstrahle. „Er tritt unermüdlich für den Frieden ein.“

Methodenkoffer mit Spielen in Vorbereitung

Um seine Botschaft gerade unter Jugendliche zu streuen, hat Ballish noch viele Ideen für Projekte. Gerade entwickelt er einen Methodenkoffer mit Spielen, die an Schulen oder in der Jugendarbeit eingesetzt werden können. Die Spiele hat er sich – gemeinsam mit Emmert, mit dem er vor zwei Jahren auch ein Buch namens „Hymne der Farben“ über seine Flucht und seine Kunst geschrieben hat, selbst ausgedacht.

Ein Spiel ist als Quiz konzipiert, in dem es um Besonderheiten des Islams und des Christentums geht. Jugendliche sollen dabei die jeweils andere Religion besser verstehen lernen.


Kristina Schmidl
Kristina Schmidl
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