Junges Gründerpaar startet mit Chips durch | FLZ.de

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Veröffentlicht am 03.06.2022 09:38

Junges Gründerpaar startet mit Chips durch

Eva Köninger und Jakob Zwingel im Chips-Lager im Fürther Stadtteil Kronach mit ihren regionalen Kartoffelchips. (Foto: Franziska Back)
Eva Köninger und Jakob Zwingel im Chips-Lager im Fürther Stadtteil Kronach mit ihren regionalen Kartoffelchips. (Foto: Franziska Back)
Eva Köninger und Jakob Zwingel im Chips-Lager im Fürther Stadtteil Kronach mit ihren regionalen Kartoffelchips. (Foto: Franziska Back)

Zwei junge Menschen, eine gemeinsame Vision: Jakob Zwingel aus Dietenholz bei Dietenhofen und seine Freundin Eva Köninger aus Kreben, einem Gemeindeteil von Wilhermsdorf im Landkreis Fürth, wollen mit ihren mittelfränkischen Kartoffelchips wieder mehr Wertschöpfung in die Landwirtschaft bringen.

„Ich weiß manchmal nicht, ob sein Herz für mich oder für Kartoffeln größer ist“, erzählt Eva Köninger und lacht. Seine Leidenschaft für die fränkischen „E'birn“ hat ihr Lebensgefährte und Geschäftspartner Jakob Zwingel schon früh am landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern in Dietenholz entwickelt: „Ja, das ist so mein Faible“, gesteht er.

Kein Wunder. Aus der Knolle lassen sich nicht nur Pommes oder Klöße, sondern auch Chips herstellen. Im Supermarkt ist das Regal voll mit Kartoffelchips in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Doch eines fiel den beiden 25-Jährigen auf: Sie haben sich gefragt, warum es keine Chips im Hofladen gibt. Regional erzeugt, wie die meisten anderen Produkte dort. So war die Idee geboren: Fränkische Kartoffelchips direkt vom Landwirt.

Eng mit dieser Idee verbunden ist für Zwingel und Köninger der Gedanke, wieder mehr Wertschöpfung in die Landwirtschaft bringen zu wollen. Beide sind auf mittelfränkischen Höfen aufgewachsen. Für viele harte Arbeitsstunden würde am Ende nicht immer das entsprechende Geld rum kommen, wissen sie. Unabhängig, mit einem eigenem, fertigen Produkt, selbst vermarktet, beginnen sie ihren Versuch, dem entgegen zu wirken.

Gestartet mit seinem Projekt „Grischberli“ ist das Paar Anfang 2021 in Dietenholz, im Jugendzimmer von Jakob Zwingel, das als Lager, Kreativwerkstatt und Büro diente. Seine Partnerin, die aktuell noch Produktmanagement im Master studiert, designete die Verpackung und feilte mit einem befreundeten Koch an den perfekten Gewürzmischungen. Zuerst fanden die Chips probehalber Einzug in einigen Hofläden und einzelne Supermarktfilialen in der Region. Und kamen dort super an: „Wir waren völlig überwältigt.“ Nach einigen Wochen waren die „Pilot-Grischberli“ ausverkauft.

Auf den Namen kamen die 25-Jährigen bei der Suche nach einem Wort „das knusprig klingt“, so Eva Köninger. In Franken ist ein „Grischberla“ eine dürre Gestalt, erklärt sie. Die Bedeutung passt zwar nicht ganz, auch wenn die Chips irgendwie auch dünn sind, „aber es klingt knusprig“, findet Köninger. Weil ihr Produkt gut ankam entschieden sich die Zwei im Frühjahr 2021: „Wir ziehen das jetzt durch.“ Die Hand über dem Anbau der Kartoffeln hat als studierter Landwirt Zwingel. Auf gepachteten Flächen im Gebiet des Landkreis-Dreiecks Ansbach-Fürth-Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim wachsen den Sommer über die Kartoffeln, die im Herbst dann geerntet und zu Chips verarbeitet werden.

Dass der Kunde weiß, wer hinter dem Produkt steht, ist den Erfindern der „Grischberli“ wichtig. Der Weg von der Knolle bis zum mit Kesselchips gefüllten Tütchen im Hofladen-Regal soll für den Käufer nachvollziehbar sein. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Denn obwohl Gemüse, Gewürze, Design und die Idee aus Franken kommen, muss die schlussendliche Produktion, die Zusammenführung der Bestandteile, aus finanziellen Gründen außerhalb Frankens erfolgen. „Wir haben die Vision einer eigenen Chips-Verarbeitung, das ist unser Traum“, erzählt Köninger.

Weil es Wert auf Transparenz legt, kommuniziert das Paar auch offen, dass die Kartoffeln bei ihnen konventionell, nicht nach biologischen Standards, angebaut werden. Für sie persönlich sei es die richtige Methode mit Bedacht auch mal Pflanzenschutzmittel einzusetzen, um den Ertrag zu schützen und den Energieaufwand an Maschinen und Arbeitskraft so gering wie möglich zu halten. Diese Philosophie habe sich im nassen und schwierigen Anbaujahr 2021 bewährt. „Uns ist die Qualität wichtiger als ein Siegel“, so Zwingel.

Mittlerweile beliefern die Masterstudenten Hofläden in ganz Franken. Vereinzelt haben es die „Grischberli“ sogar in andere bayerische Regierungsbezirke geschafft.

In der Kinderstube in Dietenholz ist es dem Paar und ihrem Business zu eng geworden. Deshalb wohnen und arbeiten sie inzwischen im Haus von Verwandten im Fürther Stadtteil Kronach, wo auch das Lager der „Grischberli“ ist. Und haben dort ihren eigenen landwirtschaftlichen Betrieb angemeldet.

„Momentan passt das“, sagt Zwingel. Doch auf lange Sicht möchten die Gründer einen eigenen Hof. Denn die Landwirtschaft der Eltern übernehmen jeweils die Geschwister. „Wir können einem Hof neues Leben einhauchen, das können wir bieten“, erklärt Köninger. Denn Ideen, für die ihre Herzen gemeinsam schlagen, hätten sie noch jede Menge.

Franziska Back

Zum ersten Mal in der FLZ erschienen am 22. Februar 2022

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