Veröffentlicht am 21.03.2023 14:56

In der Spitalkirche in Bad Windsheim auf der Suche nach den eigenen Vorfahren

Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Museumsleiter Dr. Herbert May, Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Claudia Berwind M.A., der Historiker Dr. Thomas Greif und Bürgermeister Jürgen Heckel waren zur Eröffnung gekommen. (Foto: Hans-Bernd Glanz)
Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Museumsleiter Dr. Herbert May, Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Claudia Berwind M.A., der Historiker Dr. Thomas Greif und Bürgermeister Jürgen Heckel waren zur Eröffnung gekommen. (Foto: Hans-Bernd Glanz)
Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Museumsleiter Dr. Herbert May, Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Claudia Berwind M.A., der Historiker Dr. Thomas Greif und Bürgermeister Jürgen Heckel waren zur Eröffnung gekommen. (Foto: Hans-Bernd Glanz)
Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Museumsleiter Dr. Herbert May, Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die wissenschaftliche Mitarbeiterin Claudia Berwind M.A., der Historiker Dr. Thomas Greif und Bürgermeister Jürgen Heckel waren zur Eröffnung gekommen. (Foto: Hans-Bernd Glanz)

Das Alte Testament in Verbindung mit Exulanten und Hugenotten und ein Brückenschlag ins Heute? „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ ist eine Ausstellung im Museum Kirche in Franken betitelt, die protestantische Zuwanderer in Franken im 17. Jahrhundert im Fokus hat.

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm erinnerte bei der Eröffnung in Bad Windsheim an Stellen im Alten und Neuen Testament, die Geschichten von Flucht und Vertreibung als Inhalt haben. Diese Erfahrungen seien Basis für alle Gebote und Orientierung für evangelische Christen bis in die heutige Zeit, so Bedford-Strohm. Bis Mitte November ist die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Spitalkirche zu sehen.

Franken war nach dem Krieg ausgeblutet

Exulanten aus den habsburgischen Stammlanden Österreichs, Hugenotten aus dem bourbonischen Frankreich eint eines: Sie wurden vertrieben oder so lange drangsaliert, bis sie „freiwillig“ ihre Heimat verließen und im dünn besiedelten, nach dem Dreißigjährigen Krieg ausgebluteten Franken eine neue Heimat fanden.

Das Ausstellungskonzept der „Evangelischen Migrationsgeschichte(n)“ fordert daher die Besucher direkt auf, sich auf die Suche nach der Herkunft eigener Vorfahren zu machen. Die Schau möchte Lust auf Familienforschung wecken.

Bedford-Strohm schlägt Bogen zur heutigen Zeit

„Viele Menschen gelten als alteingesessen und haben dennoch eine Migrationsgeschichte in der Familie“, sagte der Landesbischof. Immer wieder schlug der evangelische Oberhirte in Bayern den Bogen zur heutigen Zeit. Bezirkstagspräsident Armin Kroder klassifizierte die Ausstellung als „wichtiges, hochaktuelles und spannendes Thema“ und erinnerte an die Flüchtlingsströme aus der Ukraine wegen „Putin und dessen Verbrecherbande“. Dahinter verbergen sich viele Einzelschicksale, wie sie auch vor mehreren hundert Jahren Familien, Einzelpersonen, Elternteile betroffen hätten.

Beeindruckend am Konzept der Ausstellung sind vor allem diese Schicksale, vom erzwungenen Abschied aus der alten Heimat hin zum Fußfassen in neuer Umgebung und Schritte in die Integration der Neuankömmlinge.

16 verschiedene Migrationsgeschichten

„Neu und besonders hilfreich war die Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen in Herkunfts- und Zielländern“, betonte Claudia Berwind, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fränkischen Freilandmuseum. So stehen 16 Migrationsgeschichten stellvertretend für die Menschen, die in Franken ihre neue Heimat gefunden haben. Unter anderem ist Josef Schaitberger aus dem salzburgischen Raum einer der Vertriebenen, der zusammen mit seiner Frau nach Franken kam, seine ein- und zweijährigen Töchter aber nicht mitnehmen durfte.

Schaitberger ist der Verfasser des Liedes „Ich bin ein armer Exulant“, mit dem Bariton Christoph von Weitzel und Bezirkskantorin Anne Barkowski an der Orgel unter anderem die Veranstaltung musikalisch begleiteten.

Die Gegenwart besser verstehen

Die Exponate, Tafeln und Informationen erstrecken sich über die gesamte Spitalkirche bis zum Dachboden. Die Besucher sind aufgefordert, sich ein Bild zu machen, unter welchen Umständen die evangelischen Migranten teils zu leben hatten. „Die Beschäftigung mit der Geschichte sollte uns auf diese Weise helfen, unsere Gegenwart besser zu verstehen“, so Claudia Berwind.

Sie wurde von Museumsleiter Dr. Herbert May geehrt, weil sie nach dem Tod der Initiatorin Dr. Andrea Thurnwald deren Projekt „mit hochengagierten Einsatz und professioneller Art“ zu Ende geführt habe.

Zur Ausstellung ist ein 280-seitiger Begleitband erschienen. Unter anderem ist das Buch (ISBN 978-3-95976-426-1) über den örtlichen Buchhandel zu beziehen.


Von Hans-Bernd Glanz
north