Veröffentlicht am 24.03.2023 06:30

Herbert Behlert übergibt das Steuer beim ADAC Nordbayern

Herbert Behlert aus Feuchtwangen stand 14 Jahre an der Spitze des ADAC Nordbayern.  (Foto: Jim Albright)
Herbert Behlert aus Feuchtwangen stand 14 Jahre an der Spitze des ADAC Nordbayern. (Foto: Jim Albright)
Herbert Behlert aus Feuchtwangen stand 14 Jahre an der Spitze des ADAC Nordbayern. (Foto: Jim Albright)
Herbert Behlert aus Feuchtwangen stand 14 Jahre an der Spitze des ADAC Nordbayern. (Foto: Jim Albright)

Mit 17 hatte Herbert Behlert den Führerschein, natürlich nur für Geschäftstouren. Dann fuhr er Rallyes und Geschicklichkeitsturniere. Als Rentner übernahm er das Steuer des ADAC Nordbayern und führte ihn zu fast 1,2 Millionen Mitgliedern. „Ich bin ein überzeugter Teamplayer. Der Chef ist nur so gut wie die Mannschaft.“

Am Samstag übergibt der Feuchtwanger nach 14 Jahren den Vorsitz. Nicht, weil es ihm an Unterstützung mangeln würde. „Bei den letzten drei Wahlen gab es keine Gegenkandidaten.“ Die Statuten setzen eine Altersgrenze für den 73-Jährigen.

Motto: „Auf die Menschen zugehen und ihnen zuhören”

In der Jugend lag sein Ehrgeiz eher auf dem Fußballplatz als im Klassenzimmer. „Die Schule war mir nicht so wichtig.“ Die Freude am Lernen kam später, in unzähligen Seminaren und Abendkursen. Zunächst führte ihn jedoch eine Ausbildung im Lebensmittelhandel in Supermärkte in Ansbach und Feuchtwangen. Der enge Kontakt zu Kunden und Kollegen sollte ihn prägen. „Man muss Dinge gern und mit Liebe machen und auf die Menschen zugehen und ihnen zuhören können.“

Mittelfranken als Hochburg der Rallyefahrer

Der Praktiker mit dem Gefühl für andere wusste schnell, worauf es ankommt. Er erarbeitete sich Führungsposten bei Coop und Knorr, wurde Gebietsvertreter für Nordbayern und betreute schließlich für Unilever in der Geschäftsleitung bundesweit Großkunden wie Metro und Edeka. Dienstsitze waren Heilbronn und Hamburg, sein Zuhause blieb. „Ich musste viel reisen. Da sieht man, wie zentral Feuchtwangen liegt.“

Im ADAC Ortsclub gab es eine rege Szene junger PS-Freunde. „Mittelfranken war damals eine Hochburg der Rallyefahrer.“ Eine Zeit, in der noch landauf landab Rallyes über Feld- und Waldwege erlaubt waren. Nicht nur das hat sich auch für die Autofreunde geändert. „Bei allen Fragen zum Motorsport spielt für uns inzwischen der Umweltschutz eine wichtige Rolle“, sagt Herbert Behlert.

Enger Kontakt zu den ADAC-Ortsclubs

In Feuchtwangen war dem Kaufmann erst die Kasse anvertraut. Der Schatzmeister wurde Ortsvorsitzender und im Jahr 2007 als Vertreter von Mittelfranken in den Vorstand des ADAC Nordbayern gewählt. Dies ist einer von 18 Regionalclubs, die rechtlich selbstständig sind.

Zwei Jahre später bekam Behlert nach internen Turbulenzen das Vertrauen der Mitglieder bei der Wahl zum Vorsitzenden. Frisch über ein Vorruhestandsprogramm aus dem Berufsleben abgebogen, krempelte er die Ärmel hoch, setzte sich fast täglich ins Auto und fuhr weite Schleifen zu den 134 Ortsclubs in den drei fränkischen Regierungsbezirken und der Oberpfalz. Fragen, zuhören, Ideen mitnehmen, helfen. „Die Mannschaft muss motiviert sein.“

Verein finanziell wie eine Firma geführt

Manches kam ihm bekannt vor, in anderen Dingen nahm er bewusst das Tempo raus. „Es ist schwieriger, einen Verein zu führen als eine Firma. In einem Verein muss man viele Menschen mit einbeziehen. Aber finanziell muss ein Verein wie eine Firma geführt werden. Was man ausgibt, muss reinkommen.“

War der ADAC damals vor allem für seine Pannenhilfe bekannt, trieb der neue Vorsitzende auch andere Bereiche voran. „Wir haben neue Service-Center in Ansbach, Aschaffenburg und Weiden gebaut und die Center in Nürnberg, Schweinfurt, Bayreuth und Bamberg modernisiert.“ Hof und Coburg wurden geschlossen, weil die Frequenz fehlte.

Service-Center mit Blick auf das Schloss der Markgrafen

„Für mich persönlich war das größte Highlight der Neubau in Ansbach“, sagt Behlert. Viele hatten sich jahrelang vergeblich um den letzten großen Bauplatz gegenüber dem Schloss der Markgrafen bemüht, Herbert Behlert erreichte bei den Besitzern den Zuschlag für den Kauf. Attraktive Service-Center sind mit Reisen und Versicherungen wirtschaftlich eine zentrale Säule, erst recht, wenn die Immobilie in den eigenen Händen ist. „Der Hauptteil unserer Einnahmen sind aber weiter die Mitgliedsbeiträge.“

In seiner Amtszeit gewann der Regionalclub Nordbayern über 300.000 Mitglieder dazu. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter wuchs um rund ein Drittel auf knapp 200. Die Verantwortung für Personal war für den einst bundesweit agierenden Manager kein Neuland. „Bei uns wird Leistung honoriert. Und man muss den Leuten die Wertschätzung geben. Das Arbeitsklima zählt.“

Trainingszentrum für Fahrer in Schlüsselfeld

Zum Meilenstein wurde das größte Trainingsgelände für Auto- und Motorradfahrer in Bayern. Unter Behlerts Regie entstand es an der Grenze zum Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim in Schlüsselfeld an der A6. Über 150.000 Teilnehmer haben dort schon Kurse auf zwei und vier Rädern absolviert.

Zum Fahrsicherheitszentrum gehört eine Eventhalle. Am morgigen Samstag endet bei der Mitgliederversammlung für Herbert Behlert eine unerwartet lange, intensive Aufgabe. Er ist mit seinen Projekten am Ziel. Kein Grund zum Eigenlob, sagt er. „Ich alleine kann überhaupt nichts. Man ist nur gut, wenn man ein funktionierendes Team hat, in dem ein Vertrauensverhältnis herrscht.“

Bei der Rückfahrt nach Feuchtwangen wird er sich auf den wirklichen Beginn seines Ruhestands und mehr Zeit für seine Frau Irmgard, mit der er seit 54 Jahren verheiratet ist, freuen. „Ohne den Rückhalt meiner Frau und meiner Familie wäre das nicht möglich gewesen.“


Manfred Blendinger
Manfred Blendinger
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