Veröffentlicht am 03.02.2023 14:42, aktualisiert am 05.02.2023 14:24

Handynetz beim Bahnfahren voller Lücken

Die gesetzlichen Mobilfunkauflagen werden in Bayern an Bahnstrecken und Bundesstraßen teils nicht erfüllt.  (Foto: Jim Albright)
Die gesetzlichen Mobilfunkauflagen werden in Bayern an Bahnstrecken und Bundesstraßen teils nicht erfüllt. (Foto: Jim Albright)
Die gesetzlichen Mobilfunkauflagen werden in Bayern an Bahnstrecken und Bundesstraßen teils nicht erfüllt. (Foto: Jim Albright)
Die gesetzlichen Mobilfunkauflagen werden in Bayern an Bahnstrecken und Bundesstraßen teils nicht erfüllt. (Foto: Jim Albright)

Seit Neujahr müssen Mobilfunknutzer auf wichtigen Bahnstrecken und Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit pro Sekunde versorgt werden. Laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zeigen Messungen jedoch, dass die Versorgung unter anderem auch in Westmittelfranken lückenhaft ist. Die Bundesnetzagentur soll jetzt Strafzahlungen prüfen.

In Westmittelfranken ist unter anderem die Strecke der Regionalbahn 80 von Würzburg nach Treuchtlingen sowie die Strecke des Regionalexpress 90 von Nürnberg nach Schnelldorf von den Experten genauer unter die Lupe genommen worden.

O2 mit dem schlechtesten Netz auf der Strecke

Ergebnis: Die Telekom kommt hier auf 82,8 Prozent Netzabdeckung, Vodafone auf 79,8 Prozent, und Schlusslicht ist O2 mit 74,2 Prozent.

Besonders schlecht sieht es zwischen Wicklesgreuth und Sachsen bei Ansbach sowie zwischen Dombühl und Schnelldorf aus, wo es eine ganze Reihe von Funklöchern gibt, in der keines der drei Netze Empfang garantiert.

Im Netz von Telefonica verzeichneten die Tester zwischen Nürnberg und Schnelldorf an 13 Stellen abgebrochene oder nicht zustande gekommene Gespräche. Bei der Telekom waren es nur sechs, bei Vodafone neun. Bei Vodafone kommen noch zwei Fälle auf der Route von Ansbach nach Uffenheim dazu, wo die beiden anderen Anbieter gar keine Abbrüche oder nicht gelungene Anrufe zu verzeichnen hatten. „Die Netzbetreiber erfüllen die Auflagen im Freistaat nicht“, sagte Hubert Aiwanger. Der bayerische Wirtschaftsminister kritisiert die deutlichen Versorgungslücken.

Aiwanger kritisiert die Mobilfunknetz-Betreiber

Eine vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene und von der Münchener Elektronikfirma Rohde & Schwarz durchgeführte Messung ist nicht zufriedenstellend. „Es fehlen jeweils zehn bis zwanzig Prozent bei allen Anbietern“, kritisiert Aiwanger. Insgesamt sind über 5000 Kilometer Strecke gemessen worden. Demnach schnitt die Telekom im gesamten Freistaat am besten ab: Sie erfüllt die Auflagen jeweils zu 90 Prozent. Vodafone kommt bei Bundesstraßen auf 89 und Bahnstrecken auf 82 Prozent, Telefonica (O2) auf 82 und 79 Prozent.

Aiwanger kritisiert den „Flickenteppich“ und fordert die Bundesnetzagentur auf, Strafzahlungen gegen die Netzbetreiber zu prüfen, wenn ohne gewichtige Gründe die Auflagen nicht erfüllt worden sind. Dabei seien pro Sendemast Strafen in Höhe von 50.000 Euro möglich.

Schwierig sei, so Aiwanger, auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn. So haben die Tests und Messungen ergeben, dass aufgrund der Fensterscheiben das Signal etwa zehn Prozent schwächer ankommt als sonst.

Laut Aiwanger gibt es die Optionen, Repeater, also ein kleines Netzwerkelement, das Netzsignale empfängt, aufbereitet und verstärkt, zu installieren oder die Fensterscheiben auszutauschen. „Hier stellen wir fest, dass die Deutsche Bahn sehr träge ist – bis hin zu einer Verweigerungshaltung“, kritisiert Bayerns Wirtschaftsminister.

Telekom verweist bei Funkmasten auf Denkmalschutz

Ein Sprecher von Vodafone erklärt, dass es nur „an vereinzelten Standorten“ Einschränkungen gebe. „Beispielsweise in Tunneln von Bahnstrecken.“

Von Seiten der Telekom heißt es dazu: „Es gibt Ansprüche Dritter, die eine Mobilfunkversorgung mit 100 Mbit/s an dieser Stelle unmöglich machen. Wenn man das ändern will, müsste man den Wunsch nach einer Mobilfunkversorgung mit 100 Mbit/s im Download über die Rechte Dritter stellen, als da sind: Eigentumsrecht, Naturschutz, Denkmalschutz.“

Minister Hubert Aiwanger kritisiert zudem die bisherige Vergabe der Frequenzen. Die Frequenzen müssen zwar bisher beim Staat ersteigert werden und bringen diesem viel Geld ein, den Bürgern aber keine optimale Versorgung. Er fordert daher, dass die nächsten Frequenzvergaben 2025 über Ausschreibungen laufen.

Olaf Lies, Beiratsvorsitzender der Bundesnetzagentur, bekräftigt die große Bedeutung der Versorgungsauflagen. „Eine verlässliche, flächendeckende Mobilfunkversorgung ist sowohl für die Wirtschaft als auch für gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland von grundlegender Bedeutung.“


Von Makan Mokhtari
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