Ein Ammoniakaustritt auf dem Gelände des Lebensmittelfabrikanten Jack Link's im Stadtosten hat der Feuerwehr Ansbach einen Großeinsatz beschert. Sieben Beschäftigte erlitten leichte Verletzungen, die vor Ort behandelt werden konnten. Eine Person wurde zur Abklärung von Augenreizungen und Atemwegsbeschwerden in eine Klinik gebracht.
Wie viel der gefährlichen Substanz kurz nach 8.30 Uhr ins Freie entweichen konnte, ist noch unklar. Auch die Frage, wie es zu dem Unfall mit dem gefährlichen Gas kam, ist offen. „Es laufen noch Maßnahmen, um festzustellen, woher dieses Leck kam”, sagte Simone Wiesenberg, die Einsatzleiterin der Polizei, in einer ersten Stellungnahme vor dem Firmengelände.
Wiesenberg lobte die schnelle Reaktion in der Firma auf den Unfall. „Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Einsatzkräfte waren bereits alle Personen aus dem Gebäude evakuiert”, sagte sie. Der Austritt des Gases sei eng begrenzt gewesen. „Zu keinem Zeitpunkt bestand eine Gefahr für die Bevölkerung.”
Deshalb konnte der Verkehr auf der Staatsstraße in Richtung A6 auf der Südseite des Firmengeländes ungehindert fließen. Die Eyber Straße auf der nördlichen Seite der Produktionsgebäude wurde in einem Teilbereich dagegen für den Durchgangsverkehr, Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Hier hielten sich neben der mobilen Einsatzzentrale auch Helfer des Roten Kreuzes für den Fall bereit, dass es zu weiteren Gasaustritten kommen könnte.
Wie Stadtbrandinspektor Tilman Wörrlein vor Ort berichtete, ist das Gas aus einer alten Anlage ausgetreten, die zurückgebaut werden soll. Dabei gelangte das Ammoniak zuerst ins Gebäude und dann ins Freie - richtete dort aber keine Schäden an. „Wir haben zum Glück heute Starkwind”, sagte der Stadtbrandinspektor. Dadurch seien mögliche kleine Mengen, die aus dem Gebäude gekommen sein könnten, rasch verteilt worden.
Der Geruch sei deutlich wahrnehmbar gewesen, als die Feuerwehr, die unmittelbar neben dem Firmengelände ihre Wache hat, eintraf. Offenbar sei nach den ersten Erkundungen von einer alten Kälteanlage ein Rohr abgetrennt worden, sagte Wörrlein. Dabei seien vermutlich Restbestände von Ammoniak ausgetreten und im Innenbereich messbar gewesen. Im Außenbereich seien keine Spuren von Ammoniak erkennbar gewesen. Die Feuerwehr überwache das Firmengebäude weiter mit länger anhaltenden Messungen.
Laut Wörrlein gab es rund 20 Betroffene, die in dem Teilbereich gearbeitet hatten und vom Rettungsdienst untersucht werden. „Ammoniak ist ein sehr giftiger Stoff, der auf die Atmung und auf die Haut wirkt.” Deshalb sei die Feuerwehr mit ihrem Gefahrgut-Zug angerückt. Die Helfer konnten nur mit Spezialanzügen, die dicht gegen Gase sind, vorgehen.
Auch der Ansbacher Stadtbrandinspektor lobte die schnelle Reaktion in dem Unternehmen. „Die Notfallpläne der Firma haben nach unserem Eindruck hervorragend gegriffen. Es ist schnell evakuiert und ein Sammelplatz definiert worden. Damit hatte auch der Rettungsdienst eine schnelle Übersicht.” Insgesamt waren rund 80 Aktive der Freiwilligen Feuerwehren aus Ansbach, Hennenbach, Schalkhausen, Sachsen und Heilsbronn zu dem Firmengelände geeilt. Die amerikanische Feuerwehr aus der Katterbacher Kaserne stellte weitere Messgeräte zur Verfügung.
Auch für die Rettungskräfte gab es Großalarm, weil zunächst unklar war, wie viele Menschen von dem Gas verletzt sein könnten. 19 Personen wurden untersucht, berichtete Wolfgang Decker, der Beauftragte für den Katastrophenschutz beim Ansbacher Kreisverband des BRK. „Zehn davon wurden von uns überwacht beziehungsweise behandelt.” Neun hätten sich nach der notärztlichen Überprüfung nach kurzer Zeit wieder frei bewegen können, eine Person kam zur weiteren Abklärung in eine Klinik.
Für das Rote Kreuz waren Teams aus Ansbach, Leutershausen, Schillingsfürst, Burgoberbach, Herrieden und Heilsbronn vor Ort. Rund 45 Personen standen für den Fall bereit, dass eventuell doch mehr Ammoniak über die Lüftungsanlagen in die Gebäude gelangt wäre.
Das mittelfränkische Polizeipräsidium teilte mit, dass um 13.45 Uhr der Arbeitsbetrieb in Teilbereichen wieder aufgenommen wurde. Die Inspektion Ansbach klärt nun, ob sich jemand einer fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht haben könnte.
Das frühere Schafft-Werk war im Jahr 2014 von dem amerikanischen Unternehmen Jack Link´s übernommen worden.