Gestrandet: Fernbus ließ Fahrgast auf Parkplatz an der A6 stehen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.06.2022 09:13

Gestrandet: Fernbus ließ Fahrgast auf Parkplatz an der A6 stehen

Nachdem ein Mann auf einem Autobahnparkplatz der A6 bei Schnelldorf gestrandet war, kam er nur mit der Unterstützung der Polizei weiter. (Foto: David Inderlied/dpa/Illustration)
Nachdem ein Mann auf einem Autobahnparkplatz der A6 bei Schnelldorf gestrandet war, kam er nur mit der Unterstützung der Polizei weiter. (Foto: David Inderlied/dpa/Illustration)
Nachdem ein Mann auf einem Autobahnparkplatz der A6 bei Schnelldorf gestrandet war, kam er nur mit der Unterstützung der Polizei weiter. (Foto: David Inderlied/dpa/Illustration)

Ein 45-jähriger Mann wandte sich am Mittwoch kurz vor 14 Uhr vom Parkplatz Rothensteig-Nord an der A6 bei Schnelldorf hilfesuchend über einen Passanten an die Einsatzzentrale der Polizei in Nürnberg. Er war mit einem Fernbusunternehmen auf einer Reise von Prag nach Paris.

Der Fahrer des Reisebusses legte auf dem Parkplatz laut Polizeibericht eine kurze Pause ein, um den Reisenden den Gang zur Toilette zu ermöglichen. Diese Gelegenheit nahm auch der Mann war. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass die kurze Pause vom Fahrer sehr eng ausgelegt wird. Als der Fahrgast schon nach wenigen Minuten die WC-Anlage wieder verließ, sah er von seinem Bus nur noch die Rücklichter. Der Fahrer war einfach davon gefahren, ohne die Vollzähligkeit der Reisenden geprüft zu haben

Seine Reisegelegenheit war weg. Und mit ihm das Reisegepäck, die Verpflegung und das gesamte Bargeld. Nur sein Mobiltelefon und sein Reisepass blieben ihm. Allerdings hatte er auf dem Telefon kein Guthaben mehr, so dass er den Passanten ansprach mit der Bitte, die Polizei zu verständigen. Bis zum Eintreffen einer Streife der Verkehrspolizei Ansbach wurde er von einem weiteren Rastenden mit Trinkwasser versorgt.

Die Ordnungshüter waren zunächst guter Dinge, das Problem schnell aus der Welt zu schaffen, ist das Reiseunternehmen doch in Deutschland ansässig. Zudem wurden die Kollegen im benachbarten Baden-Württemberg gebeten, nach dem Reisebus Ausschau zu halten, wenn auch ohne Erfolg.

Von der Fernbusfirma kam nach Polizeiangaben keine Unterstützung. „Aus Gründen des Datenschutzes“ könne nicht gesagt werden, hieß es, wie der Zurückgebliebene jetzt weiter und zu seinem Gepäck kommt. Es könne ja jeder behaupten, er sei von der Polizei. Auf das Angebot, die weitere Kommunikation dann über die Dienststelle in Ansbach abzuwickeln, ging man im Servicebereich des Unternehmens nicht ein. Auch als der Reisende sein Glück selbst versuchte, kam man nach einem rund zwanzigminütigen Telefonat zu keinem befriedigenden Ergebnis. Ihm wurde mitgeteilt, es sei „sein Pech“ und man werde „nichts weiter unternehmen“. Er solle vielmehr den Verlust seiner persönlichen Habe bei der Polizei anzeigen.

Über das Internet fanden die Polizeibeamten heraus, dass der nächste Halt des Busses in Heidelberg war. Ihre Kollegen dort stellten das Gepäck sicher und bewahrten es auf ihrer Dienststelle auf. Die Ansbacher Polizisten streckten dem Mann dann noch das Geld für ein Neun-Euro-Ticket vor, brachten ihn zum Bahnhof in Schnelldorf und suchten ihm die möglichen Verbindungen heraus.

Thomas Schaller

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