Gemeinsam kreativ: So macht Heimwerken mit Kindern Freude | FLZ.de

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Veröffentlicht am 10.12.2025 00:07

Gemeinsam kreativ: So macht Heimwerken mit Kindern Freude

Mit Kindern heimwerken macht Freude - wenn man die passenden Projekte für die Kleinen wählt. (Foto: Elena Medoks/Westend61/dpa-tmn)
Mit Kindern heimwerken macht Freude - wenn man die passenden Projekte für die Kleinen wählt. (Foto: Elena Medoks/Westend61/dpa-tmn)
Mit Kindern heimwerken macht Freude - wenn man die passenden Projekte für die Kleinen wählt. (Foto: Elena Medoks/Westend61/dpa-tmn)

Große Augen, offene Münder und früher oder später ein „Darf ich auch mal?“. Wer im Umfeld von Kindern werkelt oder renoviert, kennt die Begeisterungsfähigkeit der kleinen Nachwuchsheimwerker - aber auch das Chaos, das sie beim „selbst machen“ veranstalten können. 

Chaos, das man bis zu einem gewissen Grad wohl in Kauf nehmen sollte. Zwischen Malerpinsel, Hammer und Schraubenzieher lernt der Nachwuchs schließlich auch etwas. Und das ist oft viel mehr, als nur Schrauben zu drehen. 

„Ständig sieht man Kinder vor dem Tablet. Heimwerken ist dagegen noch echtes haptisches Erleben“, sagt Katja Kessler, Interior Designerin und vierfache Mutter. „Kinder begreifen – im wahrsten Sinne –, wie schwielig Holz ist, wie kalt Metall, wie geschmeidig sich Stoff anfühlt, und bekommen darüber eine Art Textur-Koordinatensystem.“ 

Ab drei Jahren kann es losgehen

Kessler ist überzeugt, dass Heimwerken die Welt von Kindern dreidimensionaler macht. „Und obendrein bekommen sie ein Gefühl für Handwerk und Herstellungsaufwand. Was bedeutet es eigentlich, etwas herzustellen, statt nur bei Amazon auf Bestellen zu klicken?“ Nicht zuletzt schaffe das Selbermachen auch eine neue, oft tiefere Verbindung zu dem Gestalteten, wie dem eigenen Zimmer, so Kessler.

Die Lust am Selbermachen darf dabei schon ganz früh gefördert werden. „Es kommt natürlich auf die individuelle Entwicklung des Kindes an, aber grundsätzlich kann man mit etwa drei Jahren anfangen, Kinder in kleine Projekte einzubeziehen“, sagt Mareike Hermann von der DIY Academy in Köln. Ein guter Anfang könne etwa das gemeinsame Aufbauen von Möbeln sein. Vom Sortieren der Schrauben, über das Stecken der Dübel bis hin zum Anreichen des Schraubenziehers gibt es für die Jüngsten allerlei Wege, um zu unterstützen.

Stehen Malerarbeiten an, könne man dem Kind eine kleine Ecke der Wand oder ein Stück Holz vorbereiten, das es anzustreichen gilt, rät Mareike Hermann. „So kann man spielerisch die große Aufgabe in eine kleine herunterbrechen. Das schafft Erfolgserlebnisse.“ 

Und auch Tapezieren oder das Anbringen von Wandtattoos macht den kleinen Helfern oft viel Spaß. „Tapetenbahnen mit Kleister bepinseln, ist eine super Sache für Kinder“, sagt Katja Kessler. „Und nach dem Kleben können sie dann auch gleich die Blasen glatt streichen.“ 

Eigene Ideen umsetzen

Für ältere Kinder, etwa ab sechs Jahren, eignen sich oft schon kleine Bauprojekte, die die Kreativität fördern. Ein paar Restabschnitte Holz, Schrauben und Unterlegscheiben und schon geht es los: Unter der Mithilfe der Eltern können Kinder so beispielsweise kleine Roboter entwerfen und zusammenbauen, sagt Mareike Hermann. Katja Kessler empfiehlt ab diesem Alter die Arbeit mit Stoffen und Tackern. Ebenfalls unter der Führung der Eltern können Kinderhände so bereits kleine Möbel oder Holzstücke mit Stoff bespannen.

Mit etwa zehn Jahren entwickeln Kinder oft schon eigene Ideen oder setzen Inspirationen um, die sie im Internet gesehen haben. Dann werden kleine Regale gebaut und angebracht, Vogelhäuschen geschraubt, Betthimmel gehängt und verziert oder Stiftehalter gebohrt. „Hier kann man gemeinsam gucken, welche Inspiration hat das Kind und wie lässt sie sich umsetzen“, sagt Mareike Hermann.

Nicht alles muss perfekt sein

Zu umfangreich oder kompliziert sollten die Arbeiten für die Kleinen aber nicht ausfallen. „Man sollte nicht zu viel erwarten und wirklich nur Projekte anbieten, die auch zu Erfolgserlebnissen führen“, sagt Hermann. Die Kinder zu motivieren sei zwar sinnvoll, um manche Frustration und Ungeduld zu überwinden, aber hat das Kind keine Lust mehr oder ist gar überfordert, sei vor allem Verständnis gefragt.

Schlägt das Wandtattoo also am Ende Blasen oder hängt das Regal schief, ist es an den Eltern, sich zurückzunehmen. „Beim Heimwerken mit Kindern muss man mit der Imperfektion leben können“, sagt Katja Kessler. „Das ist natürlich manchmal gar nicht so leicht auszuhalten. Aber insbesondere, wenn es um das Zimmer des Kindes geht, ist das ja kein Schaustück für die Eltern sein, sondern soll dem Kind gefallen.“ Und beim restlichen Wohnbereich? Da gelte es, geeignete Kompromisse zu finden, so die Interior Designerin.

Das passende Werkzeug für kleine Hände

Und noch etwas: Damit das Heimwerken Groß und Klein Spaß bereitet, müssen auch die Gerätschaften stimmen. Die üblichen Werkzeuge sind schon aus Gründen der Ergonomie nicht unbedingt für Kinderhände gedacht. Beim gemeinsamen Heimwerken könne es deshalb sinnvoll sein, auf kleinere und leichtere Werkzeugausführung zurückzugreifen, sagt Mareike Hermann. „Es geht aber vor allem um das gemeinsame Heimwerken. Dass man den Akkuschrauber festhält und das Kind den Knopf drücken lässt, zum Beispiel.“

Und natürlich spielt das Thema Sicherheit eine Rolle. Unbedenklich seien Spielwerkzeuge, beispielsweise kleine Hochdruckreiniger für Kinder, so Hermann. „Während das Elternteil das Auto reinigt, kann der Nachwuchs das Fahrrad abbrausen. Mit diesen Geräten kann nichts passieren.“ 

Ein unkalkulierbares Risiko bergen hingegen Messer, Sägen oder Elektrowerkzeuge. Sie sollten stets ordentlich und kindersicher verstaut sein. „Man muss hier auch auf die Umgebung achten. Eine Werkstatt, in der Kabel herumliegen und die Kreissäge läuft, ist für Kinder natürlich nicht zu empfehlen“, sagt Hermann. Außerdem wichtig: vor dem Heimwerken klare Regeln formulieren. „Es muss ganz klar sein, welche Werkzeuge das Kind selbstständig in die Hand nehmen darf und welche nicht.“

© dpa-infocom, dpa:251209-930-402344/1


Von dpa
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