Es bleibt bei Hochwasser und Sturm in Westmittelfranken | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.12.2023 10:11, aktualisiert am 23.12.2023 16:59

Es bleibt bei Hochwasser und Sturm in Westmittelfranken

Eine brenzlige Situation zeigte sich am Samstag in Wittelshofen im südlichen Landkreis Ansbach. Hier waren Sandsäcke nötig. (Foto: Peter Tippl)
Eine brenzlige Situation zeigte sich am Samstag in Wittelshofen im südlichen Landkreis Ansbach. Hier waren Sandsäcke nötig. (Foto: Peter Tippl)
Eine brenzlige Situation zeigte sich am Samstag in Wittelshofen im südlichen Landkreis Ansbach. Hier waren Sandsäcke nötig. (Foto: Peter Tippl)

Das Sturmtief Zoltan, die Regenfälle und das Hochwasser halten die Region Westmittelfranken nach wie vor im Griff. Viele Nachtschwärmer, Weihnachtsmarktbesucher und Spaziergänger ließen sich zwar am Freitagabend nicht vom Wetter beeindrucken, aber Feuerwehrleute warteten gespannt, was kommt.

Die Integrierte Leitstelle (ILS) Ansbach zählte dann zwischen Freitagabend gegen 20 Uhr und Samstagvormittag gegen 15.30 Uhr mehr als 45 Einsätze. Diese beziehen sich nach Angaben von ILS-Schichtführer Jürgen Baumgärtner auf Stadt und Landkreis Ansbach sowie auf den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.

Nahe dem Parkplatz Dechenwald fiel ein Baum auf die A6

„Es ist nichts Größeres dabei.” Nur in Dinkelsbühl hätten am Samstag gegen 11 Uhr am Südring Teile einer neu geschalten Mauer und Gerüstteile gedroht, vom Wind weggeweht zu werden. Man habe Teile des Baugerüsts sichern müssen.

Auf der Autobahn 6 in Fahrtrichtung Nürnberg nahe dem Parkplatz Dechenwald an der Grenze der Landkreise Ansbach und Roth sei überdies ein Baum auf die Fahrbahn gefallen.

Ein Auto fuhr nach den Worten des ILS-Vertreters kurz nach 10 Uhr darüber und riss sich den Unterboden und die Ölwanne auf. Der Unfall sei ohne Verletzte geblieben. Bei den meisten anderen Einsätzen sei es darum gegangen, Bäume von den Fahrbahnen zu entfernen.

Sandsäcke zum Schutz der Häuser

Am Samstagvormittag bestand in Wittelshofen eine angespannte Hochwassersituation, wie Jürgen Baumgärtner erklärte. „Da geht die Sulzach über die Ufer.” Die Freiwillige Feuerwehr Wittelshofen habe aber mit Sandsäcken die Wohngebäude geschützt. Die Lage sei so weit unter Kontrolle gekommen.

Überhaupt entspannte sich die Einsatzsituation in Westmittelfranken ab gegen 13 Uhr.

Gleichwohl: Die Hochwasserlage entlang der Wörnitz und der Sulzach hatte sich am Tag vor dem Heiligen Abend extrem verschärft. In Wittelshofen, dem Ort am Zusammenfluss von Sulzach und Wörnitz, waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr am Samstagvormittag mit acht Mann im Hilfseinsatz.

Bereits kurz nach 6 Uhr hatte Wittelshofens Kommandant Michael Kristen die Lage beobachtet. Er veranlasste ab 8.30 Uhr den Einsatz. In der Wörnitzstraße, am Sulzachweg und im Bereich der Straße Vorstadt wurden Straßensperrungen aufgebaut und Sandsäcke zur Sicherung der Anwesen verlegt.

Der Wasserstand schien nicht weiter zu steigen

Eine Anwohnerin berichtete, dass aus den Nebengebäuden Gartengerätschaften in Sicherheit gebracht wurden. Nach Einschätzung der Anwohnerin schien ab Samstagmittag der Wasserstand nicht weiter zu steigen.

Das neue Kneippbad in Feuchtwangen ist im Spätsommer eingeweiht worden. Die Fläche unterhalb der Becken bis zum eigentlichen Ufer der Sulzach hin hat das Team vom Bauhof seinerzeit als kleinen Erholungspark mit Wegen, einem Bachlauf, Beeten und Sitzgelegenheiten gestaltet.

Dieses Areal war am Samstag vor dem Heiligen Abend allerdings bis zur eigentlichen Kneippanlage komplett überflutet. Schon vor der Standort-Entscheidung für diese hatten Kritiker davor gewarnt, dass das Flüsschen bei Hochwasserereignissen in diesem Bereich so weit über seine Ufer treten könnte.

Eine aufwendige Hochwasserschutzanlage gegen die Fluten der Altmühl

Bei Stegbruck lässt die Stadt Herrieden in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach derzeit eine aufwendige Hochwasserschutzanlage bauen. Die Gesamtkosten dafür sind mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Der Damm, der das Dorf bei hohen Pegelständen gegen die Fluten der Altmühl schützen soll, ist weitgehend fertig. Am Samstag vor dem Heiligen Abend hat sich das Wasser bis zur Basis des Deichs ausgebreitet.

Die Pegelstände der Gewässer sind in der Region vor allem in Stadt und Landkreis Ansbach hoch, und einige Straßen und Wege sind nicht passierbar. Für die Fränkische Rezat in Ansbach zum Beispiel weist der Hochwassernachrichtendienst Bayern Meldestufe 2 aus (Stand 16.45 Uhr 2,88 Meter). Dies bedeutet: land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet oder leichte Verkehrsbehinderungen auf Hauptverkehrs- und Gemeindestraßen.

Die Wetterlage in den Regionen Ansbach und Neustadt setzt sich fort

Diese Stufe gilt auch für die Sulzach bei Rödenweiler (1,64 Meter) und die Wörnitz bei Gerolfingen (3,20 Meter). Die Tauber bei Bockenfeld war lange noch im Bereich der Meldestufe 1, erklomm aber um 16.45 Uhr die nächste Stufe (3,20 Meter).

Die Altmühl bei Binzwangen (1,59 Meter), die Wieseth bei Bechhofen (84 Zentimeter) sowie die Aisch bei Birkenfeld (2,21 Meter) und bei Rappoldshofen (4,09 Meter) haben die Meldestufe 1. Das heißt: stellenweise kleinere Ausuferungen.

Der Deutsche Wetterdienst warnt zum Beispiel für Ansbach und Neustadt noch bis Samstag um 22 Uhr vor Sturmböen zwischen 60 und 80 Stundenkilometern aus Richtung Westen. In exponierten Lagen muss man gar mit schweren Sturmböen um 95 Stundenkilometer rechnen.

Damit setzt sich die unwirtliche Wetterlage in den Regionen Ansbach und Neustadt fort.


Von Oliver Herbst, Peter Zumach und Peter Tippl
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