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Veröffentlicht am 12.06.2021 14:05

Der Altkleider-Markt liegt weiter am Boden

An 27 Standorten in Ansbach stehen Altkleider-Container des Bayerischen Roten Kreuzes. (Foto: Jim Albright)
An 27 Standorten in Ansbach stehen Altkleider-Container des Bayerischen Roten Kreuzes. (Foto: Jim Albright)
An 27 Standorten in Ansbach stehen Altkleider-Container des Bayerischen Roten Kreuzes. (Foto: Jim Albright)

Weiter angespannt, aber ein kleines bisschen auf dem Weg der Besserung: So lässt sich die aktuelle Lage auf dem AltkleiderMarkt zusammenfassen. Wann wieder eine Normalität einkehrt, kann beim Bayerischen Roten Kreuz in Ansbach niemand sagen. „Es stagniert ein bisschen“, heißt es auf Anfrage der FLZ.

„Wir bitten die Leute, dass sie es vorerst zu Hause lagern“: Das sagte der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Ansbach, Heinz Bischoff, vor rund einem Jahr gegenüber der FLZ. Das BRK und andere Organisationen wussten damals nicht mehr, wohin mit den abgegebenen Altkleidern.

So schlimm ist es heute laut Bischoff nicht mehr. Die 27 Container, die das BRK im Stadtgebiet aufgestellt hat, werden regelmäßig angefahren und geleert. Das ist für Bischoff auch selbstverständlich. Man wolle die Kommunen wie etwa die Stadt Ansbach nicht hängen lassen.

„Die Abnahmewege sind gesichert“, so Bischoff weiter. Denn nicht alles, was in den Containern landet, bleibt beim BRK. Ein Teil der Altkleider geht zum Beispiel in das Sortiment des Rot-Kreuz-Ladens am Martin-Luther-Platz (siehe weiteren Artikel auf dieser Seite). Den Rest nimmt die Jean Bilsheim Recycling GmbH aus Oberfranken ab.

Allzu optimistisch ist Bischoff im Moment noch nicht. „Der Absatzmarkt liegt weiter am Boden“, betont er. „Es bleibt nicht viel hängen. Wir kommen gerade auf eine schwarze Null.“ Wann eine Besserung eintritt, vermag der Kreisgeschäftsführer im Moment nicht zu sagen.

„Die Gesamtsituation ist nach wie vor sehr angespannt“, bestätigt auch Marco Hübner, Betriebsleiter bei Bilsheim. Die Mengen an Altkleidern, über die man beim ersten Lockdown im Jahr 2020 geredet habe, seien aber nicht mehr auf dem Markt. Für ihn ist das nicht verwunderlich. Die Menschen hätten ihre Keller und Schränke leergeräumt. Einkaufen sei in den vergangenen Monaten kaum möglich gewesen.

„Im März und April 2020 sind wir mit Ware überschüttet worden. Jetzt könnten wir mehr brauchen“, fasst Hübner zusammen. Eine Befürchtung der Firma, dass die Kunden, etwa aus Südafrika oder Pakistan, wegbrechen, hat sich nicht bestätigt. „Die fangen jetzt an, wieder bei uns zu bestellen.“ Es laufe auf kleiner Flamme ganz gut. Bis wieder Normalität einkehrt, wird es noch mindestens bis Ende des Jahres dauern, glaubt er.

Ein anderes Problem, das mit der Corona-Pandemie nichts zu tun hat: die Zweckentfremdung der Container. Diese werden zunehmend als Mülleimer missbraucht, wie Bischoff und Hübner unabhängig voneinander sagen. „Als ich vor etwa 13 Jahren angefangen habe, lag der Ausschuss bei fünf Prozent“, berichtet Hübner. Heute liege er bei im Schnitt 15 Prozent. Nicht nur kaputte oder verdreckte Kleidung sei damit gemeint, sondern vor allem Müll. „Die Container sind für Altkleider und die Wiederverwertung gedacht“, macht Bischoff deutlich – und werden von ehrenamtlichen BRK-Helfern geleert und sortiert.

Florian Schwab

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal in der Fränkischen Landeszeitung vom 12. Juni 2021 veröffentlicht.

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