Chef nach Amokfahrt und Terroranschlag: Polizeipräsident macht Schluss | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 28.12.2022 15:24

Chef nach Amokfahrt und Terroranschlag: Polizeipräsident macht Schluss

Roman Fertinger leitete viele wichtige Einsätze bei der mittelfränkischen Polizei.  (Foto: Manfred Blendinger)
Roman Fertinger leitete viele wichtige Einsätze bei der mittelfränkischen Polizei. (Foto: Manfred Blendinger)
Roman Fertinger leitete viele wichtige Einsätze bei der mittelfränkischen Polizei. (Foto: Manfred Blendinger)

Im Nürnberger Polizeipräsidium war Roman Fertinger für die Sicherheit von fast 1,8 Millionen Menschen verantwortlich. Seinem Wohnort Markt Bibart ist er immer treu geblieben. Das wird sich auch im Ruhestand nicht ändern. „Ich bleibe in der Region“, sagte der 65-Jährige bei seiner Verabschiedung.

„Ich habe dadurch die Bedürfnisse in der Fläche immer gesehen“, nennt Roman Fertinger als großen Vorteil, durch seine Treue zum Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim neben dem Großraum die ländlichen Teile des Regierungsbezirks zu kennen.

Warten auf die Polizei: „Da können Minuten zu Stunden werden”

„In Nürnberg hat man sehr schnell Polizei, die großen Wachen sind stark. Draußen auf dem Land dauert es, bis jemand kommt. Da können Minuten zu Stunden werden, etwa wenn ein Einbrecher im Haus ist“, so Fertinger gegenüber der FLZ. „Deshalb war es mir wichtig, dass die Inspektionen draußen handlungsfähig sind.“ Der Ersatz für ausscheidendes Personal sei deshalb in den westmittelfränkischen Inspektionen bis derzeit zum Jahr 2025 klar geplant, betonte er.

Geboren in Krassolzheim, einem Ortsteil von Sugenheim im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, sammelte Fertinger nach einer Station in Uffenheim reiche Erfahrung im Großraum Nürnberg. Unter anderem leitete er die Inspektionen in Nürnberg-West und Fürth sowie die Verkehrspolizei in Fürth. Im Jahr 2011 übernahm er als Vizepräsident im Polizeipräsidium die Abteilung Einsatz.

Im Jahr 2018 wurde er als Nachfolger für Johannes Rast an die Spitze des Präsidiums mit rund 5000 Mitarbeitenden berufen. Ihm sei es immer um eine „angstfreie Vertrauensbasis“ in deren täglicher Arbeit gegangen, sagte er in seiner Abschiedsrede vor rund 300 Gästen. Einer seiner Grundsätze sei gewesen: „Achte den, der für dich arbeitet, höher als dich selbst.“ Nur so sei eine „werteorientierte Führungskultur“ möglich.

Großeinsätze nach tödlichen Schüssen und Bombenexplosion

Innenminister Joachim Herrmann erinnerte daran, dass Roman Fertinger bei zwei aufsehenerregenden Ereignissen in Mittelfranken die Einsätze leitete. Er stand 2015 bei der Amokfahrt eines psychisch Kranken, der bei der Fahrt durch Westmittelfranken zwei Menschen erschoss, ebenso an der Spitze der Polizeikräfte wie bei einem islamistischen Terroranschlag in der Ansbacher Altstadt 2016. Dabei starb durch eine Fehlzündung seiner selbstgebauten Bombe der Attentäter.

Diese Herausforderungen habe Roman Fertinger mit Bravour gemeistert, lobte der Minister. Auch im Alltag habe sich der scheidende Polizeipräsident einen Ruf als „gerechter und fairer Polizeiführer“ erworben, sagte Herrmann. Er wünschte dem vierfachen Vater und vierfachen Großvater ausgefüllte Jahre im Ruhestand und überreichte als Dank für den familiären Rückhalt seiner Ehefrau Edith Fertinger einen Blumenstrauß. Der Innenminister führte im Historischen Rathaussaal in Nürnberg den bisherigen Vize Adolf Blöchl in sein Amt als neuen mittelfränkischen Polizeipräsidenten ein.


Manfred Blendinger
Manfred Blendinger
north