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Veröffentlicht am 02.05.2024 14:37

Bayern will Heizen mit Holz vorantreiben

Ein Holzofen wird vom Hausflur aus mit Holzbriketts geheizt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Ein Holzofen wird vom Hausflur aus mit Holzbriketts geheizt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Ein Holzofen wird vom Hausflur aus mit Holzbriketts geheizt. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Bayern will die Energiegewinnung aus Holz - vor allem das Heizen - vorantreiben. Im oberbayerischen Ettal unterzeichneten am Donnerstag neben Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) acht weitere Partner einen „Pakt Holzenergie Bayern“. Neben Waldbesitzer- und Bauernverband waren das unter anderem der Städte- und Gemeindetag, der Berufsverband der Forstunternehmer sowie Branchenverbände. Vom Bund Naturschutz kam deutliche Kritik.

Der Pakt umfasst neben einem allgemeinen deutlichen Bekenntnis zur Holzenergie unter anderem die Ankündigung, das bayerische Förderprogramm BioWärme bedarfsgemäß erweitern zu wollen. Zudem soll ein Informationsangebot für Kommunen ausgearbeitet werden, das sich „mit den Chancen der Holzenergie in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien und Wärmespeichern befasst“.

Aiwanger betonte: „Wir betrachten auch Kombinationen der Holzenergie mit anderen erneuerbaren Energieträgern und Technologien. Dies ist uns wichtig. Wir wollen die besten Lösungen finden, je nach Ausgangssituation vor Ort.“ Kaniber ergänzte: „Es ist in Bayern genug Holz vorhanden – sowohl für die stoffliche wie auch für die energetische Verwertung. Anders als immer wieder behauptet wird, sind beide Verwertungsschienen kein Gegensatz.“

In keinem anderen Bundesland wird so viel mit Holz geheizt wie in Bayern. Dem Mikrozensus 2022 des Statistischen Bundesamtes zufolge heizen im Freistaat 9,7 Prozent der Haushalte überwiegend mit Holz. In Niederbayern und der Oberpfalz sind es sogar rund 17 Prozent. Bundesweiter Durchschnitt sind 4,2 Prozent. 

Ob Heizen mit Holz umweltfreundlich ist, ist umstritten. Befürworter verweisen darauf, dass das beim Verbrennen freigesetzte CO2 ja zuvor beim Wachsen aus der Atmosphäre entnommen worden sei und zumindest bei heimischem Holz die Lieferwege kurz seien. Kritiker betonen dagegen, dass das CO2 - sofern ein neuer Baum gepflanzt werde - erst binnen Jahrzehnten beim Nachwachsen wieder aufgenommen werde. Zudem gebe es Emissionen bei der Gewinnung des Holzes und potenziell die Austrocknung von Waldböden, in denen ebenfalls viel CO2 gespeichert sei. 

Der Bund Naturschutz kritisierte den Pakt. „Auch Heizen mit Holz belastet selbstverständlich das Klima durch das freigesetzte CO2. Wenn Kohle, Öl und Gas einfach durch Holz ersetzt werden, lassen sich die Klimaziele nicht erreichen“, sagte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Die Holzverbrennung müsse schrittweise reduziert und vor allem der Neubau oder die Umrüstung von großen industriellen Kraftwerken verhindert werden, „die hunderttausend bis Millionen Tonnen an Holz pro Jahr verbrennen, um Wärme und/oder Strom zu erzeugen“, sagte er. „Weniger kritisch sehen wir die Holz-Eigennutzung von Waldbesitzern, die in der Gesamtmenge kaum ins Gewicht fällt.“

Auch das Umweltbundesamt (UBA) steht dem Heizen mit Holz kritisch gegenüber. Holz sollte besser in langlebigen Produkten eingesetzt werden, in denen das CO2 gebunden bleibe, hieß es in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Bewertung. „Zum Heizen von Gebäuden sollte Holz allenfalls in gut begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden, in denen es tatsächlich keine Alternative gibt.“ Zudem verweist das UBA auf weitere Emissionen der Holzverfeuerung. Insbesondere dabei entstehender Feinstaub sei schlecht für die Gesundheit. 

© dpa-infocom, dpa:240502-99-890585/4


Von dpa
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