In einen Schweinestall verwandelt sich die Weihenzeller Jakobskirche am Sonntag. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn wird dort in Form eines Musicals erzählt. In den Herbstferien war in Kirche und Gemeindehaus ordentlich Action – denn die Kinder probten fleißig für das Stück. Die Redaktion verschaffte sich einen Blick hinter die Kulissen.
Sanfte Töne schallen im Chor die Treppe herunter: „Ich will wieder nach Hause. Ich will richtige Arbeit. Ich will wieder zum Vater, denn ich halt´s hier nicht mehr aus.” Im ersten Stock des Gemeindehauses in Weihenzell geht die Türe auf: etwa 20 Kinder und Jugendliche stehen dort. Sie halten Schilder, halten Mistgabeln, zappeln aufgeregt hin und her. „Setzt alle euren besten Dackelblick auf”, sagt Chorleiterin Marina Nölp. Die Vorbereitungen für das Musical „Und er rennt...” sind in vollem Gange.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn wird in der Kirche St. Jakob aufgeführt. „Im Prinzip ist es eine biblische Geschichte, die Jesus erzählt”, sagt Jugendreferent Daniel Haizmann. Er führt aus: Ein Vater hatte zwei Söhne. Der Jüngere forderte ihn auf, ihm seinen Erbteil auszuzahlen – damals galt das als Bruch mit der Familie. Er nahm das Erbe und zog davon. Nach einer gewissen Zeit hat der Sohn kein Geld mehr. Hungersnot plagt das Land – und ihn –, er kommt bei einem Schweinebauern unter.
Eine höhergelegene Bühne aus Holz ist nun anstatt des Altars zu sehen. Darauf stehen ein Tisch und zwei Stühle. Ein Fernseher hängt unterhalb der Kanzel und in der letzten Reihe sind moderne Mischpulte, Laptops und Co. der Technik-Verantwortlichen aufgebaut. Und Action. Am Essenstisch des Bauernpaars: „Bäh, was war das, das ist ja widerlich”, sagt der Landwirt und spuckt sein Essen wieder aus. Er fordert seine Frau auf, das den Schweinen zu geben. Gesagt, getan. Da sitzt er nun, der verlorene Sohn, im Stall neben den Schweinen. Er isst weggeworfenes Essen den Tieren weg, schwelgt in Gedanken, sehnt sich nach mehr – nach seinem Vater.
Von der Seite gibt Romy Wäger Regie-Anweisungen. Etwa, dass der Bauer vom Essen angewidert ist, muss noch etwas authentischer wirken. So werden die Szenen nach und nach wiederholt, bis sie sitzen. Parallel dazu gehen die Kinder im Gemeindehaus ihre Lieder durch. Am Dienstag haben die Proben für das Musical begonnen. Daran nehmen Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren Teil. Die Vorbereitungen laufen laut Haizmann aber schon deutlich länger. Am Sonntag soll es dann wie folgt aussehen: Die 15 Schauspieler sprechen ihren Text, treten aus dem Bild heraus und der Chor kommt zum Singen nach vorn. Ein paar der Schauspieler haben aber auch Solos, verrät der Jugendreferent.
Die Kinder- und Jugendarbeit in Weihenzell wirkt an diesem Probenachmittag sehr lebendig. Jedes Jahr bietet die Kirche in den Herbstferien ein Programm an, erzählt Daniel Haizmann. Diesmal wird er von ehrenamtlichen Frauen aus der Gemeinde unterstützt. Dazu kommen zahlreiche Jugendliche, etwa Konfirmandinnen, die helfen. Das fertige Ergebnis ist beim Familiengottesdienst ab 10.15 Uhr und ab 14.30 Uhr zu sehen. „Ich finde, es ist ein schönes Musical”, sagt Haizmann. Die Liebe Gottes steht dabei im Vordergrund.