Obwohl er zu Zeiten der DDR noch nicht einmal auf der Welt war, hat sich der 22-jährige Fabian Kroninger aus Altselingsbach einen alten Trabant gekauft. Seit anderthalb Jahren legt er mit dem DDR-Fabrikat regelmäßig kurze und lange Strecken zurück.
Das Interesse für Fahrzeuge wurde Kroninger in die Wiege gelegt: Schon sein Opa und sein Vater sind leidenschaftliche Schrauber. Zuerst interessierte sich der junge Mann hauptsächlich für Motorräder, unter anderem richtete er eine alte Simson her. Diese Zweiräder wurden ebenfalls in der DDR hergestellt. Kroninger wollte sich dann mal an ein Auto wagen. Er sah sich ein halbes Jahr lang um und begutachtete verschiedene Trabis. Warum gefällt ihm ausgerechnet dieses Auto? „Man merkt, dass es so gebaut wurde, dass es jeder versteht“, so Kroninger. Man kann vieles selbst machen und braucht kaum Spezialwerkzeug.
Im Frühjahr 2021 fand er im Internet einen „Trabant 601 S“ in Gletscherblau, Baujahr 1986, Leistung auf dem Papier 26 Pferdestärken. Das „S“ steht für eine Sonderanfertigung, in der unter anderem eine Tankanzeige eingebaut wurde. Abholen konnte er sein neues Fahrzeug in Burgbernheim. Der 22-Jährige ist der siebte Besitzer des Trabis, der vor Burgbernheim bereits in Rothenburg und an mehreren Stationen in Chemnitz zu Hause war. „Den Trabi habe ich vom Vorbesitzer übernommen und konnte losfahren“: So beschreibt Fabian Kroninger den Zustand des Autos.
Trotzdem fallen bei einem Oldtimer immer wieder Reparaturen an. Unter anderem musste Fabian Kroninger bereits die Zündung reparieren und eine Zylinderkopfdichtung austauschen. Geschraubt wird in der Werkstatt seines Vaters. Seine Familie unterstützt ihn immer, Werkzeug und Hilfe bekommt er bei Bedarf jederzeit von seinem Vater. Dafür ist der Altselingsbacher besonders dankbar.
Geschick und Wissen braucht es für ein solches Hobby schon. Doch der gelernte Elektroniker meint bescheiden: „In der Reparaturanleitung wird alles mit Bildern und Beschreibungen erklärt.“ Und wenn nicht: „Irgendwer auf YouTube hats bestimmt schon gemacht.“ Seit diesem Jahr ist Kroninger außerdem Mitglied der „Trabant-Szene Fürth“. Man teilt die Leidenschaft und hilft sich bei Problemen, Reparaturen und mit Ersatzteilen. „Die Hilfsbereitschaft ist top, das habe ich so noch nicht erlebt“, betont der 22-Jährige.
Fünf bis sieben Stunden pro Woche verbringt er in etwa mit seinem Auto. Das liegt vor allem daran, dass er es auch als Alltagsauto verwendet. Bei gutem Wetter fährt er mit etwa 80 Kilometern pro Stunde auf die Arbeit. Die Strecke: 40 Kilometer einfach.
Mit einem Trabi fällt man auf, gibt Kroninger zu. Sehr viele Menschen winken einem zu. Einmal, als er aus dem Supermarkt kam, lag ein fremder Mann unter seinem Auto. Es stellte sich heraus, dass er früher als Mechaniker in der DDR gearbeitet hatte und sich freute, das Fahrzeug hier mal wieder begutachten zu können. „Da darf man einfach nicht scheu sein“, sagt Kroninger.
Ähnliche tolle Begegnungen erlebte er auf seiner Trabi-Tour nach Tschechien. Im Mai belud er mit einem Kumpel den kleinen Wagen. Neben Gepäck, Essen und Zelt hatten sie zwei Werkzeugkoffer, ein Ersatzrad, eine Kupplung, einen Keilriemen und weitere Ersatzteile dabei.
Um die 1500 Kilometer legten sie mit dem Oldtimer zurück: von Gunzenhausen nach Prag, dann nach Dresden und wieder in die Heimat. In Prag wurden sie immer wieder auf das Auto angesprochen. Auch von Gesprächen mit ehemaligen Trabi-Fahrern und Lob für sein Fahrzeug erzählt Kroninger.
In Dresden trafen sie auf eine alte Frau. Sie selbst habe noch einen Trabi, den sie kurz vor der Wiedervereinigung bekommen habe und nie hergeben wollte. Sie lud die beiden jungen Männer ein, sich ihr Lieblingsstück anzusehen. Als er mit seiner Freundin ein weiteres Mal nach Dresden fuhr, erlebte er Ähnliches. „Mein Trabi ist jetzt wohl auf etlichen Touri-Fotos“, freut sich Kroninger. Ob es auch Probleme gab? „Die vielen Berge in Tschechien waren schon eine Herausforderung“, erinnert sich Kroninger. Zwei Reparaturen nahmen sie unterwegs vor: Das Standgas musste neu eingestellt und die Zylinderkopfdichtung des zweiten Zylinders getauscht werden.
Kürzlich hat der 22-Jährige das Auto für die TÜV-Prüfung fit gemacht. In insgesamt fünf Tagen zerlegte er es, schweißte, reparierte und baute es wieder zusammen. Die Plakette hat er bekommen. Für das kommende Jahr plant er einen längeren Trip zum Plattensee in Ungarn. Im Jahr 2024 möchte er mit einem Freund aus der Trabant-Szene Fürth an der Balkan-Express-Rally teilnehmen. Etwa 4000 Kilometer müsste sein Trabi dabei zurücklegen.