Zwischen Tourneen und Platten: Mitbegründer des Weinturm Open Airs erzählt | FLZ.de

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Veröffentlicht am 04.10.2022 08:30

Zwischen Tourneen und Platten: Mitbegründer des Weinturm Open Airs erzählt

Robert Hofmann hat in seiner musikalischen Laufbahn schon viel erlebt. (Foto: Gabi Balling)
Robert Hofmann hat in seiner musikalischen Laufbahn schon viel erlebt. (Foto: Gabi Balling)
Robert Hofmann hat in seiner musikalischen Laufbahn schon viel erlebt. (Foto: Gabi Balling)

Vieles war in seinem Leben Fügung, sagt Berufsmusiker Robert Hofmann. Ein Studium oder richtigen Unterricht hat der 65-jährige Autodidakt nie genossen, trotzdem schafft es der Bad Windsheimer, sich seit Jahrzehnten erfolgreich in der Branche zu halten – hat Tourneen gespielt, Platten aufgenommen und gibt Unterricht.

Robert Hofmann ist „mit Musik aufgewachsen“, haben seine älteren Brüder doch stets welche gehört und er hat mitgelauscht. Der 65-Jährige hat den Plattenspieler seiner Eltern noch gut in Erinnerung. „Ich saß stundenlang davor, hab mir meine Lieblingslieder teilweise fünf, zehn Mal hintereinander angehört.“

Ein Schlüsselmoment für ihn: Als sein Bruder Dieter Hofmann, Schlagzeuger, seine erste Band, die Rafters, gründete. „Das war es, das wollte ich auch“, dachte sich der damals Neunjährige. Mit etwa zwölf Jahren zeigte ihm der Gitarrist der Rafters einige Akkorde auf dem Instrument. „Ich war einfach interessiert“, sagt der Bad Windsheimer. Es sollte sein letzter „Unterricht“ gewesen sein.

Musik kennenlernen

Fortan beschäftigte er sich mit Musik, hörte Akkorde von Liedern heraus, lernte sie auswendig. „Das war mein Weg, Musik kennenzulernen“, sagt Robert Hofmann, und nebenbei war es eine gute „Gehör-Schule“. Als sich die Rafters auflösten, gründete sich daraus Durr – mit Robert Hofmann an der Gitarre, seine erste Band also. Vor 50 Jahren spielte die Gruppe ein Konzert im Bad Windsheimer Kurtheater – ein Auftritt, auf den der 65-Jährige noch heute manchmal angesprochen wird.

Mit Bruder Dieter und einem weiteren Musiker gründete er Sloe Gin. Mit zwei Uffenheimer Bands nahmen sie 1976 ihre erste LP auf. Die Musikszene in der Region sei damals enger gewesen, „man kannte sich“. Das erste Mal im Tonstudio sollte aber nicht das letzte Mal bleiben. Hofmann nahm später auch innerhalb anderer Projekte Platten auf.

Ein weiterer Meilenstein folgte schon im Jahr darauf: Hofmann initiierte mit seinem Bruder das heute weit über Bad Windsheims Stadtgrenzen hinaus bekannte Weinturm Open Air. „Wir wollten einfach spielen und das war ein cooler Platz dafür.“ Lange war der 65-Jährige im Organisationsteam des Festivals, hatte immer wieder selbst Auftritte mit Bands auf dem Plateau.

Sechs Stunden Training pro Tag

Nach dem Zivildienst zog es Robert Hofmann nach Nürnberg. Eine Phase begann, in der er teils sechs Stunden pro Tag übte, in einen richtigen Flow verfiel – wichtig für seine Entwicklung, weiß er heute. Zurück nach Bad Windsheim ging es 1982, aus privaten Gründen.

Über die Jahre spielte Hofmann in verschiedensten Bands mit unterschiedlichsten Stilen. In seinem Leben sei er wohl Teil von ein paar hundert Konzerten gewesen. Sein Anspruch war es stets, hauptsächlich eigene Songs zu schreiben und zu spielen. Etwa 70 sind wohl bislang aus seiner Feder geflossen, schätzt Robert Hofmann.

2001 bis 2013 war er beispielsweise Teil von Huljet, die erst Klezmer zelebrierten, dann aber in Richtung Weltmusik wandelten. Musikalisch sei diese Band am „reifsten und anspruchsvollsten“ gewesen, traf er dort doch auf studierte Musiker. Auch als Tontechniker war Hofmann auf Tour dabei – damals bei T. M. Stevens, ein laut Hofmann begnadeter Musiker, „irre“ sei diese Erfahrung gewesen.

Die Welt entdecken

Dann gab es die Band Argile um Flötist Dieter Weberpals. Von 1989 bis 1995/96 spielte Hofmann mit ihr Weltmusik, zehn Jahre später sei er nochmals zeitweise Teil der Gruppe gewesen. „Das ging dann richtig ab.“ Mit Argile kam er auf der Welt herum, tourte einmal beispielsweise mehr als drei Wochen durch Deutschland, Polen, Frankreich, England und Andorra. In dieser Zeit spielte er auch sein größtes Konzert: 10.000 Menschen hörten ihm zu.

„Das war beeindruckend. Aber das größte Konzert muss nicht zwingend das beste sein.“ Gerade die Kleinen seien es, die mit besonderer Stimmung punkten, sagt Hofmann und denkt dabei an ein spontanes Konzert auf dem Weinturm, als er mit Argile eigentlich nur auf der Durchreise mal vorbeischauen wollte.

Eigens gegründet für die 40. Auflage übrigens hatte sich die Band Los Matadores, in der freilich auch Hofmann als Urvater vertreten war. In einer ähnlichen Besetzung will die Combo nun bald wieder starten. Den zweiten Auftritt haben sie am 22. Oktober in Bad Windsheim. „Da hab’ ich richtig Bock drauf“, freut sich Hofmann.

Unbekannte zusammenbringen

Gut kennengelernt hatte er manche der Musiker durch die von ihm vor Jahren ins Leben gerufene Konzertreihe „Begegnungen“. Für sie brachte er Interpreten zusammen, die noch nie miteinander gespielt, sich teils noch nicht einmal gesehen hatten. Die Söhne Windsheims seien daraus beispielsweise entstanden.

Den Plan, Musik hauptberuflich zu machen, hat Hofmann nie geschmiedet. „Alles hat sich so ergeben.“ Stets sei er angesprochen worden, ob er nicht hier und da mitspielen wolle. Ein Faktor dabei: Robert Hofmann spielt neben der Gitarre und Percussion auch exotische Instrumente – Saz und Oud. Diese kamen auch 2010/11 am Nürnberger Staatstheater zum Einsatz, als Hofmann dort engagiert war.

Das Lernen hört nie auf

Seit Anfang der 1980er Jahre gibt der Musiker zudem Unterricht, 30 Jahre lang an einer Musikschule in Ansbach nach dem Zivildienst, heute in Schulen und privat. Sucht sich ein Schüler ein bestimmtes Stück aus, müsse er sich darauf vorbereiten. „Da lerne ich auch selber viel. Das hört nie auf.“ Seine Schüler seien ebenso unterschiedlich wie die Stücke, einmal unterrichte er beispielsweise eine Ordensschwester.

Ob Bühne oder Studio, „das hat beides etwas“, sagt Robert Hofmann. Allerdings: Im Studio könne man heutzutage technisch „mogeln ohne Ende“. An das Gefühl, wenn 100 Leute vor der Bühne tanzen und die Emotionen des Publikums spürbar sind, „da kommt nichts ran“.

Anna Franck

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