Veröffentlicht am 31.03.2023 16:45

Wer folgt bei den Stadtwerken in Ansbach auf Roland Moritzer?

Roland Moritzers Vertrag bei den Stadtwerken endet am 31. Dezember 2024. (Foto: Robert Maurer)
Roland Moritzers Vertrag bei den Stadtwerken endet am 31. Dezember 2024. (Foto: Robert Maurer)
Roland Moritzers Vertrag bei den Stadtwerken endet am 31. Dezember 2024. (Foto: Robert Maurer)
Roland Moritzers Vertrag bei den Stadtwerken endet am 31. Dezember 2024. (Foto: Robert Maurer)

Bei den Stadtwerken steht ein Führungswechsel an. Der Vertrag des bisherigen Geschäftsführers Roland Moritzer endet zwar erst am 31. Dezember 2024, doch die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin ist in vollem Gange. Es ist weit mehr als der Posten eines normalen Geschäftsführers, um den es geht.

Denn die Stadtwerke kümmern sich im Wesentlichen um die Daseinsvorsorge und versorgen die Bürger mit Wasser, Strom und Gas. Auch sind sie es, die die Energiewende vor Ort umsetzen. Der Öffentliche Personennahverkehr in der Stadt wird aus der Geschäftszentrale in der Rügländer Straße gesteuert. Somit laufen hier ganz entscheidende Weichenstellungen für die weitere Entwicklung in Ansbach.

Nicht komplett in städtischer Hand

Die Struktur der Stadtwerke ist allerdings komplizierter als in den meisten anderen Städten. Denn zu Beginn des Jahrtausends hat man dem Kommunalunternehmen eine neue Struktur verpasst. Die Ansbacher Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH (AVVH) ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt. Ihr gehören 60 Prozent der Stadtwerke, die übrigen 40 Prozent kaufte die Thüga, ein kommunaler Energie- und Wasserdienstleistungskonzern. Die Abkürzung stand ursprünglich für Thüringer Gasgesellschaft.

Der AVVH gehört zudem die Ansbacher Bäder- und Verkehrs-GmbH (ABuV) sowie die awean, die sich um die Abwasserentsorgung in Ansbach und den Ortsteilen kümmert. Die Geschäftsführung der Stadtwerke umfasst automatisch auch die ABuV, die awean und die AVVH.

Während andere Stadtwerke schon seit längerem auf eigene Windräder und großflächige Photovoltaikanlagen (PVA) setzen, haben sich die Stadtwerke Ansbach bislang auf Dachflächen-PVA konzentriert und nur über Umwege an Windkraftanlagen beteiligt. Kritiker behaupten, das läge an der Thüga-Beteiligung.

Allerdings haben die Stadtwerke auch einiges auf der Habenseite im Bereich Energiewende. Sie betrieben erste Nahwärmenetze, als kaum jemand wusste, was das ist. Früher als viele andere Stadtwerke boten sie reinen Ökostrom an. Auch mit Prämien für stromsparende Haushaltsgeräte taten sie sich hervor. Für eigene Windräder im Stadtgebiet gab es aufgrund der 10H-Regelung bislang kaum Möglichkeiten, gab zudem Stadtkämmerer Christian Jakobs im Gespräch mit der FLZ zu bedenken.

„Die Stadtwerke sind doch nur darauf aus, weiter Gas zu verkaufen“, echauffierte sich hingegen ein Stadtrat kürzlich gegenüber unserer Zeitung. So mancher Kommunalpolitiker hätte sich im Vorfeld der Neubesetzung der Stelle von Roland Moritzer eine öffentliche Diskussion gewünscht, wohin die Reise der Stadtwerke gehen soll, wie eine Umfrage der FLZ zeigte.

Die Ausschreibung ist schon raus

Für die öffentliche Diskussion, ob der Wechsel auf dem Geschäftsführerposten für eine Neuausrichtung der Stadtwerke genutzt werden sollte, ist es ohnehin fast zu spät. Die Stadt Ansbach räumte auf Nachfrage der FLZ ein, dass die Moritzer-Nachfolge im Dezember ausgeschrieben wurde. Bewerbungsschluss war zum Jahresende. Gesucht wurde in der Anzeige in einem Fachmagazin nach jemandem, der das Unternehmen strategisch weiterentwickelt, zukunftsfähig aufstellt, dabei die zuverlässige Energie-, Wasser- und Wärmeversorgung nicht außer Acht lässt und die „umwelt- und klimapolitischen Zielsetzungen der Stadt Ansbach“ verfolgt. Aber auch die „Sicherstellung von Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit“ findet sich im Anforderungskatalog.

Auf FLZ-Anfrage versicherte die Stadtverwaltung, dass „eine Fortsetzung“ und gegebenenfalls auch „eine Ausweitung vor allem des energiepolitischen Engagements“ gewünscht seien. Jedoch: „Vorrangige Aufgabe des Geschäftsführers der Stadtwerke Ansbach ist und bleibt aber die nachhaltige, sozial und wirtschaftlich vertretbare Grundversorgung mit Strom, Wasser, Gas beziehungsweise Wärme im Stadtgebiet.“

Ein Jahr Doppelbesetzung

„Im Laufe des Jahres 2023“ sollen die Bewerbungsgespräche stattfinden, erklärte die Stadt auf Anfrage. Dem Vernehmen nach wurden schon erste Bewerber eingeladen. Ein Gremium mit Vertretern des Stadtrates, der Verwaltung und der Thüga wird mit Unterstützung einer Personalberatungsfirma mit viel Erfahrung in diesem Bereich die Vorauswahl treffen. Die endgültige Entscheidung liegt dann in den Händen des Aufsichtsrates der Stadtwerke Ansbach in Absprache mit der Thüga.

Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres soll der oder die Neue an der Spitze der Stadtwerke den Dienst antreten, um eine ausgiebige Einarbeitung zu ermöglichen, erklärte Christian Jakobs. Viel früher wird auch kaum möglich sein. Denn Manager mit einer derartigen Qualifikation haben in aller Regel eine längere Kündigungsfrist. „Die Doppelbesetzung ist vom Aufsichtsrat und von der Thüga gewünscht“, sagte Jakobs und verwies auf die vielfältigen Themenfelder und die hohen Herausforderungen.

Dieser Wunsch wird einen sechsstelligen Betrag kosten, der am Ende auf die Preise für die Kunden umgelegt wird. Roland Moritzer hat sich in der Vergangenheit heftig gegen eine Offenlegung seiner Bezüge gewehrt. Insofern ist der genaue Verdienst ein großes Geheimnis. Die Frage nach dem Verdienst des künftigen Chefs ließ die Stadt unbeantwortet.

Sie kündigte aber an: „Der Stadtrat und Oberbürgermeister Deffner werden darauf hinwirken, dass die Bezüge der Geschäftsführung im städtischen Beteiligungsbericht veröffentlicht werden.“ Zur Orientierung: Legt man einen Gesamtumsatz aller zum Unternehmen gehörenden Gesellschaften von rund 90 Millionen Euro zugrunde, werden anderswo in öffentlichen Unternehmen Jahresgehälter zwischen 150.000 und 200.000 Euro gezahlt – manchmal auch mehr.


Robert Maurer
Robert Maurer
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