Am Mittwochabend feierte ein ganz besonderes Theaterstück Premiere. Im Markgrafenmuseum stellte das Theater Kopfüber sein Schauspiel „Und die Markgrafen spielen im Turmzimmer Karten“ vor.
Dass es neuerdings des Nachts im Markgrafenmuseum spukt, hat sich offensichtlich noch nicht herumgesprochen. Obwohl es doch eine Sensation sein sollte, die es mit den Geistergeschichten englischer Schlösser aufnehmen könnte: Lady Craven selbst wandelt durch die Gänge.
Die Idee zu dem Stück hat Claudia Kucharski zusammen mit Bernd Schramm, der die Textvorlage schrieb, entwickelt: ein Schauspiel für Kinder ab sechs Jahren, das aber auch Erwachsene anspricht.
Denn die Geschichte Ansbachs ist wahrlich vielseitig. Das zeigt der Rundgang, bei dem Claudia Kucharski die englische Lady als Führerin einsetzt. Dies ist durchaus pikant, denn eigentlich wird die ehemalige Geliebte und spätere Ehefrau des Markgrafen Alexander gerne ein wenig unter den Teppich gekehrt.
So gibt es im Museum auch kein Bild von ihr. Diese Leerstelle wird nun gefüllt. Mit kokettem Charme, englischem Zungenschlag und typischem Humor leitet Craven ihre Gäste durch die Räume.
Der Rundgang beginnt in der Kaspar-Hauser-Sektion – „ein wenig dunkel“, wie die Craven findet – und führt alsbald in den ersten Stock. Dort trifft man neben den vielen Porträts plötzlich auf eine ganz außergewöhnliche Waffensammlung. „Hat er wieder Krieg spielen müssen?“, meint die Lady kopfschüttelnd mit Blick auf die Wasserspritzpistolen in Pumpgun-Format, die verstreut auf dem Boden liegen.
Die Rede ist von Markgraf Georg Friedrich, der „gerne in den Krieg gezogen ist und nichts daraus gelernt hat“. Gleich nebenan macht die Craven auf ein außergewöhnliches Schatzkästchen aufmerksam: Darin sind Fundstücke aus modernen Zeiten – ein Blick in die Zukunft.
Es geht vorbei an dem wunderschönen blauen Kleid von „Granny“ Christiane Charlotte zur Porzellansammlung. „Wir sind immer dabei gewesen, bei den wichtigen Anlässen“, erklären einige Tassen, die alles andere als trübe sind. Denn sie sorgten einst für den passenden Rahmen bei vielen Anlässen. Wie es sich anfühlt, für sich selbst den geeigneten Rahmen zu finden, können die Besucher anschließend ausprobieren. Und treffen auf ein sprechendes Gemälde, das Konterfei der Markgräfin Friederike, Alexanders Ehefrau, die erklärt, wie anstrengend es ist, immer „ins Bild passen zu müssen“.
Ganz aus dem üblichen Rahmen fällt Margarete mit ihren zwei Metern Körpergröße. Ihr eindrucksvolles Haupt mit der turmhohen Haarpracht lugt hinter einem Paravent hervor. „Wahre Größe ist nicht nur körperlich“, sinniert sie im Dialog mit der Craven, frustriert immer nur auf ihren hohen Wuchs „reduziert“ zu werden.
Dieser spannende Rundgang hätte wohl noch lange so weiter gehen können, hätte da nicht der Ichthyosaurus wütend gebrüllt. Kaum gefüttert, erwachten in ihm neue Lebensgeister. So war nach einer knappen Stunde Schluss – ein wenig auch dem Umstand geschuldet, dass Puppenspieler Konstantin Grosman wegen Krankheit ausgefallen war. An seiner Stelle füllte Tatjana Depperschmidt geschickt die Lücken. So wurde dieser außergewöhnliche, originelle Museumsrundgang trotzdem zu einer runden Sache.