Theater Ansbach muss Programm massiv kürzen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 01.10.2022 20:33

Theater Ansbach muss Programm massiv kürzen

„Aller guten Dinge“ lautet das Spielzeit-Motto 2022 des Theater Ansbach. Guter Dinge ist derzeit im Haus niemand, da<br>wegen Zuschusskürzungen der Spielplan deutlich schrumpfen muss. (Foto: Jim Albright)
„Aller guten Dinge“ lautet das Spielzeit-Motto 2022 des Theater Ansbach. Guter Dinge ist derzeit im Haus niemand, da
wegen Zuschusskürzungen der Spielplan deutlich schrumpfen muss. (Foto: Jim Albright)
„Aller guten Dinge“ lautet das Spielzeit-Motto 2022 des Theater Ansbach. Guter Dinge ist derzeit im Haus niemand, da
wegen Zuschusskürzungen der Spielplan deutlich schrumpfen muss. (Foto: Jim Albright)

Aufatmen hört man niemanden im Theater Ansbach. Die Lage bleibt prekär. Zwar hat sich der Ansbacher Stadtrat gegen den Vorschlag entschieden, das Ensembletheater aufzulösen und stattdessen einen Gastspielbetrieb einzurichten, aber die städtischen Zuschüsse fallen niedriger aus als benötigt. Das hat drastische Folgen.

Intendant Axel Krauße blickt skeptisch auf die städtischen Bekenntnisse zum Ensembletheater: „Jetzt sagt man nicht mehr, wir wollen ein Bespieltheater, sondern lässt das bestehende Theater verhungern.“ Er sucht bereits für diese Saison nach Einsparmöglichkeiten – was schwierig ist, da die Verträge geschlossen sind.

In der nächsten Spielzeit, der Saison 23/24, werde das Programm auf jeden Fall schrumpfen, sagt Heribert Schmidt, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft „Theater Ansbach – Kultur am Schloss“. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass auch im Konzertbereich gespart werden muss. Das traditionelle Weihnachtsoratorium, denkt er laut nach, könnte daher 2024 ausfallen müssen. Auch könne es mehr Konzerte im Theater geben, um sich die Miete des Onoldiasaals zu sparen.

„Das ist leider die bittere Wahrheit“

Axel Krauße: „Man hat leider einen Wirtschaftsplan beschlossen, der uns massive Kürzungen auferlegt.“ Er schätzt, dass ein Drittel des Programms gestrichen werden muss. „Das ist leider die bittere Wahrheit dahinter.“

Aufs Erste klinge der Beschluss des Stadtrats nicht einmal so schlecht, sagt Schmidt. „Aber wenn man ihn durchleuchtet … “ Die städtische Förderung liegt 20.000 Euro unter dem Wirtschaftsplan des Theaters. Die Ansbacher Puppenspiele, vor allem ein Angebot für Kinder und Familie, werden von der Stadt nicht mehr eigens gefördert. Bisher unterstützte sie die Reihe, die auf eine ehrenamtliche Initiative zurückging, mit rund 10.000 Euro. „Die wurden in die allgemeinen Betriebsmittel eingerechnet“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. „Das sind schon 30.000 Euro Minus“, fasst er zusammen.

Außerdem müssen Rücklagen an die Stadt zurückgezahlt werden: „Wir sind bei 60.000 Euro plus ungewiss“, überschlägt Schmidt die Etatlücke. Eine große Unbekannte sind zum Beispiel die Energiepreise. „Wir wissen nicht, wie der Abschluss 2022 wird.“ Für das nächste Jahr muss nun ein neuer Wirtschaftsplan erstellt werden.

Die Stadt nicht über Gebühr belasten

Der alte Wirtschaftsplan, sagt Krauße, war mit „8,5 Prozent Steigerung extrem auf Kante genäht, er war sehr vorsichtig und sollte die Stadt nicht über Gebühr belasten. Selbst der war der Stadt noch zu teuer. Da wird es eng.“

Die Stadt gibt für 2023 einen Betriebskostenzuschuss von maximal 1,065 Millionen Euro. Er gilt für das gesamte Angebot des Theaters, also für Schauspiel, Puppentheater und Konzerte. Für das Folgejahr stellt die Stadt einen Zuschuss mit einer Steigerung von zwei Prozent, höchstens 1,087 Millionen Euro, in Aussicht.

Ärgerlich ist für Axel Krauße, dass kein Vertreter des Theaters dem Stadtrat den Bedarf des Hauses und die gegenwärtige Situation erläutern konnte. „Es wurde einfach fraktionsintern beschlossen, ohne Nachfrage oder externen Sachverstand einzuholen.“

Es fehlt an der Wertschätzung

Das wäre aber nötig, findet Heribert Schmidt: Die Stadtratssitzung am Mittwoch besuchten viele Beschäftigte des Theaters. Aus Gesprächen mit ihnen weiß Schmidt: „Sie haben den Eindruck mitgenommen, dass im Stadtrat große Unkenntnis vorherrscht, wie ein Theater funktioniert und was es für einen Aufwand bedarf, es überhaupt am Laufen zu halten.“ Axel Krauße ergänzt: „Man merkt, dass die Wertschätzung für dieses Haus einfach nicht da ist. In der ganzen Art und Weise, wie der Stadtrat diskutiert. Und dass hier sehr viele für sehr wenig Geld sehr viel arbeiten, ist nicht klar, wird nicht gesehen.“

Die Mindestgage für Schauspieler liegt aktuell bei 2550 Euro brutto. Viel ist das nicht, denn sie bezieht sich auf eine Sechs-Tage-Woche mit 48 Stunden Arbeitszeit. Ab 1. Januar steigt sie wegen gesetzlicher Vorgaben auf 2715 Euro. Auch das erhöht die Kosten. In der Gründungsphase des Hauses lag die Mindestgage bei 1650 Euro.

Den Vorschlag aus der Stadtratssitzung, sich mit Kommunalpolitikern an einen runden Tisch zu setzen, greift Schmidt gern auf. Noch im Oktober will er sie dazu einladen. Über die Selbstauflösung der Genossenschaft, falls sich das Ensembletheater nicht mehr betreiben lässt, will der Vorstandsvorsitzende bei der Hauptversammlung am 21. November mit den Theater-Genossen diskutieren.


Thomas Wirth
Thomas Wirth

Redakteur im Ressort „Kultur“

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