Veröffentlicht am 25.05.2023 15:55

So wie Oma lebte: Das ist Münchsteinachs kurioses Museum

Gisela Wagner betreut ihr eigenes Museum. (Foto: Christa Frühwald)
Gisela Wagner betreut ihr eigenes Museum. (Foto: Christa Frühwald)
Gisela Wagner betreut ihr eigenes Museum. (Foto: Christa Frühwald)
Gisela Wagner betreut ihr eigenes Museum. (Foto: Christa Frühwald)

Es ist eine Reise in Omas oder gar Uromas Zeit: Die Haushaltausstellung von Gisela Wagner in Münchsteinach in der Neustädter Straße 17. Ein Einblick in eines der ungewöhnlichsten Museen des Landkreises.

Früher wurde auf dem Wagner’schen Dachboden Getreide, oder ganz gar Hopfen eingelagert. Gisela und Loni Wagner bewirtschaften einen Bauernhof, den es schon mehrere Hundert Jahre gibt. Seit einigen Jahren hat der Speicher eine andere Funktion und dient als Schaufenster in eine andere Zeit.

Immer ab dem frühen Nachmittag des letzten Sonntags im Monat können Interessierte hier vorbeikommen und sich umschauen. Anmeldungen sind nicht erforderlich, Gisela Wagner ist daheim. Auf dem Dachboden des großen Bauernhauses gibt es nichts, was es einstmals nicht gab. Eines der ältesten Teile unter den vielen hundert Stücken, dürfte ein Kinderwagen aus dem Jahr 1898 sein. Die Jahreszahl ist einem kleinen Etikett zu entnehmen.

Vieles stammt aus Wagners eigenem Hausstand

Viele der Ausstellungsstücke stammen aus Gisela Wagner eigenem Hausstand – genauer gesagt: Von ihren Schwiegereltern. Einen Teil der Stücke bekam sie aber auch von Menschen, die von der Sammlung gehört hatten und ihre Raritäten des historischen Alltags einfach vorbeibrachten. Manches schließlich hat sie auch auf Trödelmärkten erworben, erzählt Gisela Wagner.

Angefangen hat alles mit Gerümpel – nicht mehr brauchbar, aber zum Wegwerfen viel zu schade. Auf dem Spitzboden fanden sich Spinnräder, Lampen, Geschirr, Bettwäsche und sogar Bettgestelle aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, abgerundet durch Wärmflaschen und Nachttopf. Heute ist das alles entstaubt und so dekoriert, wie die Menschen es vor über 100 Jahren in Gebrauch hatten.

Um die 80 verschiedene Kaffeekannen zieren außerdem die Schau und sogar ein Brautschleier von anno dazumal ist zu sehen. Ein Sofa, hergestellt am Ende des 19. Jahrhunderts, stammt aus der „guten Stube“ der ehemaligen Klostermühle und wird nun auch dorthin zurückkehren.

Wird der Dachboden zur Event-Location?

Gisela Wagner ist eine moderne Frau, aber hier oben frönt sie der Vergangenheit. Sie habe schon viel positive Resonanz auf ihre Ausstellung erfahren, erzählt sie. Nun plant sie sogar eine Lesung in ihrem Dachboden, auch an Konzerte mit Musik der 1960er und 70er Jahre ist gedacht.

Auch ein Gästebuch gibt es bei Gisela Wagner. Die Seiten darin sind voll mit Namen, Orten und freundlichen Sätzen. Sogar ein Ehepaar aus Amerika hat sich hier verewigt, zeigt Wagner voller Stolz – räumt aber sofort ein, dass die beiden nicht in erster Linie wegen der Wagner’schen Ausstellung nach good old Germany gekommen sind. Aber der Abstecher nach Münchsteinach habe das Paar schon sehr begeistert.

Wie lange sie die Ausstellung noch öffentlich zugänglich machen kann, weiß Gisela Wagner noch nicht genau. Es mache halt doch ziemlich viel Arbeit, alles über den Winter säuberlich abzudecken, im Frühjahr den ganzen großen Raum zu saugen, abzustauben und alles wieder aufzustellen. Die gute alte Zeit im Dachboden – sie könnte schon bald vorbei sein. Höchste Zeit für eine Sonntagsvisite. Vielleicht schon übermorgen?


Christa Frühwald
Christa Frühwald
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