Die Rothenburger Altstadt wird als organisch gewachsenes Gesamtdenkmal wahrgenommen. Doch viele Gebäude sind jünger, als es scheint. Für die Kriterien, die beim Wiederaufbau im Krieg zerstörter Substanz angewendet wurden, hat sich der Begriff „Rothenburger Weg“ etabliert. Was genau darunter zu verstehen ist, soll nun museal aufbereitet werden. Fördermittel gibt es dafür auch.
So war das Projekt, das bis spätestens Ende 2024 im RothenburgMuseum umgesetzt sein soll, angemeldet worden für eine Cofinanzierung aus dem EU-Fördertopf der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Region an der Romantischen Straße“, der die Große Kreisstadt angehört. Der Antrag ging durch. Bei kalkulierten Gesamtkosten von rund 70.000 Euro darf das Rathaus für das Vorhaben mit einer Zuweisung von 35.000 Euro rechnen.
Den Förderbescheid übergaben gestern im Museum LAG-Geschäftsführerin Pia Grimmeißen-Haider und der zuständige Leader-Koordinator Ekkehard Eisenhut an Oberbürgermeister Dr. Markus Naser und Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler, der als kommissarischer Leiter des Hauses fungiert.
In dessen Dauerausstellung soll die Präsentation als fester Bestandteil integriert werden. Wie das im Detail aussehen wird, ist allerdings noch offen. Die Erarbeitung eines schlüssigen Konzepts würden Naser und Christöphler gerne der künftigen Leitung des Museums anvertrauen.
Die Stellenausschreibung sei auf große Resonanz gestoßen, so der OB. Über 40 Bewerbungen seien eingegangen. Er denke, dass nach einer Vorauswahl „zwischen sechs und neun“ Frauen und Männer zu Gesprächen ins Rathaus eingeladen würden. Die Entscheidung werde dann hoffentlich zeitnah getroffen. Wann die Person, die das Rennen mache, den Job antreten könne, müsse man dann sehen, so Naser.
Komplett bei Null anfangen müssen wird die künftige Leitung, was das LAG-geförderte Ausstellungsprojekt angeht, übrigens nicht, denn eine ausführliche Aufgabenbeschreibung liegt dazu vor. Laut Dr. Jörg Christöphler wird es darum gehen, die Besonderheit von Stadtbild und Architektur unter besonderer Berücksichtigung des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg als „markantes kulturelles Erbe von Stadt und Region“ herauszustellen.
Es gelte, dazu vorhandene Quellen, Fotomaterial und Pläne in eine für das Museumspublikum attraktive und kompakte Form zu bringen. „Das Spannungsfeld von Replikat, Denkmalschutz und moderner Lebensqualität“ werde dabei ein entscheidender Themenbereich sein, so Christöphler. Die Schau solle beispielsweise Antworten liefern auf die Frage, warum nach dem Zweiten Weltkrieg so viel Aufwand betrieben wurde, mit dem „Rothenburger Weg“ das Stadtbild zu erhalten.
Es werde aber auch noch weiter zurückgeblättert, denn für die beim Wiederaufbau kriegszerstörter Substanz angewandten Kriterien seien „Wahrnehmungsmuster“ bindend gewesen, die der Stadt schon Ende des 19. Jahrhunderts nationale und internationale Bekanntheit beschert hätten, erklärte Christöphler.
Mit der zu diesem wichtigen Thema im Museum geplanten Präsentation, so wiederum OB Naser, wolle man aber keineswegs nur ein Fachpublikum oder Touristen ansprechen, sondern vor allem auch Einheimische und Schulen. Denn hier gehe es um regionale Identität.