Raubwurm: Schrecken der Meere vor über 500 Millionen Jahren | FLZ.de

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Veröffentlicht am 08.01.2024 05:18

Raubwurm: Schrecken der Meere vor über 500 Millionen Jahren

Der lateinische Name des Raubwurms, Timorebestia, bedeutet in etwa „furchteinflößende Bestie“. (Foto: Bob Nicholls/BobNichollsArt/University of Bristol/dpa)
Der lateinische Name des Raubwurms, Timorebestia, bedeutet in etwa „furchteinflößende Bestie“. (Foto: Bob Nicholls/BobNichollsArt/University of Bristol/dpa)
Der lateinische Name des Raubwurms, Timorebestia, bedeutet in etwa „furchteinflößende Bestie“. (Foto: Bob Nicholls/BobNichollsArt/University of Bristol/dpa)

Vor mehr als 500 Millionen Jahren schwamm ein riesiger Wurm durch die Urmeere und fraß andere Tiere. Das schließt ein Forschungsteam aus Fossilienfunden im Norden Grönlands. Der Timorebestia koprii genannte Wurm war ohne Antennen bis zu 20 Zentimeter lang und mit bis zu etwa 30 Zentimeter, wie die Gruppe im Journal „Science Advances“ berichtet. Er war nach Annahme der Forscher eines der ersten Raubtiere.

Der lateinische Gattungsname Timorebestia bedeutet in etwa „furchteinflößende Bestie“. Denn mit ihrer Größe standen die Urwürmer wahrscheinlich weit oben in der Nahrungskette. „Damit waren sie im Kambrium genauso bedeutend wie einige der größten Raubtiere in modernen Ozeanen, zum Beispiel Haie und Robben“, sagte Jakob Vinther von der University of Bristol (Großbritannien), der das Team zusammen mt Tae-Yoon Park vom Korea Polar Research Institute in Incheon (Südkorea) leitete. Das Kambrium ist das älteste Zeitalter des Erdaltertums und erstreckte sich von vor rund 540 bis vor etwa 490 Millionen Jahren.

„Wir wussten bereits, dass primitive Gliederfüßer im Kambrium die dominierenden Raubtiere waren“, berichtet Vinther. Doch bevor Trilobiten und andere Gliederfüßer zu den Beherrschern der Meere wurden, seien es offenbar Würmer gewesen, denn in den Mägen einiger der 13 fossilen Exemplare von Timorebestia koprii fanden die Forscher Überreste ausgestorbener Gliederfüßer der Gattung Isoxys. Die Fossilien stammen von der Sirius-Passet-Faunengemeinschaft, die im Norden Grönlands gefunden wurde und hauptsächlich Weichtiere aus dem Kambrium enthält, die im Schlamm des Meeresbodens abgelagert wurden.

Sogar Nervensystem untersucht

Mittels der modernen Elektronenstrahlmikroanalyse mit einer Auflösung bis zu einem Tausendstel Millimeter konnte das Team um Vinther und Park viele Strukturen des Weichtiers sichtbar machen. „Dank der bemerkenswerten, außergewöhnlichen Erhaltung in Sirius Passet können wir auch spannende anatomische Details offenbaren, einschließlich ihres Verdauungssystems, ihrer Muskelanatomie und ihres Nervensystems“, sagte Park. Sehr ungewöhnlich ist ein großer Nervenknoten (Ganglion) im Bauchbereich, wie er auch bei heutigen Pfeilwürmern (Chaetognatha) zu finden ist. Er war nach Forscherangaben sehr wahrscheinlich ein Vorfahre der modernen Pfeilwürmer, die heute kleiner sind und ebenfalls im Meer leben.

Kieferstrukturen von T. koprii deuten auf eine Verwandtschaft mit den Kiefermündchen (Gnathostomulida) hin, heutige Meereswürmer, die bis zu vier Millimeter lang werden. „Wir haben in den kommenden Jahren noch viele weitere spannende Erkenntnisse zu berichten, die dazu beitragen werden, zu zeigen, wie die frühesten Tierökosysteme aussahen und sich entwickelten“, kündigt Park an.

In der sogenannten Kambrischen Explosion entstanden viele neuartige Tierstämme, von denen etliche bis heute existieren. Im August hatten Forscher den frühesten bekannten eindeutigen Vertreter einer frei schwimmenden Qualle präsentiert. Die Art Burgessomedusa phasmiformis lebte vor 505 Millionen Jahren. Die schon länger bekannte Urzeit-Garnele Anomalocaris hat ebenfalls bereits vor mehr als 500 Millionen Jahren gelebt. Sie war nach Forscherangaben sogar einen Meter lang und soll besonders gute Facetten-Augen gehabt haben.

© dpa-infocom, dpa:240108-99-524738/3


Von dpa
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