Der Vorstand des Neuendettelsauer Sozialunternehmens Diakoneo will die Steuerungsfähigkeit des Konzerns „deutlich verbessern“. In einer internen Information schreibt der Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Hartmann, so wolle man Entscheidungen „in Zukunft besser und schneller treffen“.
Anfang des Monats hatte die Unternehmensspitze die Mitarbeitenden darüber informiert, dass Diakoneo im vergangenen Jahr ein erhebliches Defizit eingefahren hat und auch in diesem Jahr mit roten Zahlen zu rechnen ist. Auf Nachfrage der FLZ hatte das Unternehmen dies auch öffentlich eingeräumt. Exakte Zahlen wurden bisher nicht genannt, weil die Wirtschaftsprüfer ihre Tätigkeit noch nicht abgeschlossen hätten.
Seither wird innerhalb und außerhalb des Sozialunternehmens intensiv über die Lage und die Ursachen diskutiert. Der Vorstand müsse sich selbstkritisch fragen, ob man die Entwicklung „nicht besser hätte voraussehen können“ und früher darauf hätte reagieren müssen, schreibt Hartmann nun.
Diakoneo sei aber nach wie vor wirtschaftlich stabil, eine Insolvenz drohe nicht. Auch ein negativer Jahresabschluss gefährde diese Stabilität nicht, ergänzte Pressereferentin Christin Kohler auf Anfrage der Fränkischen Landeszeitung.
Weder die Expansion in den vergangenen Jahren noch die Fusion mit dem Diak Schwäbisch Hall hätten die wirtschaftliche Grundlage der früheren Diakonie Neuendettelsau in Frage gestellt. Neben steigenden Kosten, die nicht ausreichend refinanziert würden, sei die schlechte Belegung Ursache für die Verluste.
Diakoneo finde nicht genug Personal für Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung. Außerdem hätten die Krankenhäuser deutlich weniger Patienten als vor der Corona-Pandemie.
Bereits laufende Maßnahmen wie an der Rangauklinik würden weitergeführt. Bei einem Baustopp wäre das bereits investierte Geld verloren und Fördermittel gefährdet, heißt es zur Begründung.
Neu angepackt würden aber nur dringliche und nicht aufschiebbare Projekte, die zum Beispiel den Brandschutz betreffen. Instandhaltungsmaßnahmen sollen auf das branchenübliche Maß zurückgefahren werden.
Am Klinikstandort Neuendettelsau habe Diakoneo über die vergangenen Jahre rund 20 Millionen Euro an Defizit getragen. Das könne nicht so weitergehen, schrieb Pressereferentin Kohler. Man kämpfe darum, den Standort als spezialisierte Klinik für Kardiologie zu erhalten.
Der angekündigte Umzug des Vorstands nach Nürnberg und die Schaffung von Büroarbeitsplätzen dort werde nicht umgesetzt, solange der Investitionsstopp gilt, sei aber in diesem Jahr sowieso nicht geplant gewesen.
Den Anfang des Monats verkündeten „Einstellungsstopp“ relativiert der Vorstandsvorsitzende nun. Vielmehr müsse man in Einrichtungen, die wegen Personalmangel nicht voll belegt werden können, „dringend einstellen“. Auch Pflegekräfte, Erzieher und weitere Berufe blieben bei Diakoneo gefragt. Lehrkräfte müssten sich ebenfalls keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, meinte Kohler.
Hartmann verteidigt außerdem die Entscheidung, dass im Januar ein zusätzlicher Vorstandsposten für Personal- und Unternehmensentwicklung geschaffen wurde. Er war im April mit Ina Strickstrock besetzt worden, die vorher „Leitung Unternehmensentwicklung“ war. Auf dieser Position wird es keinen Nachfolger geben, so Hartmann. So schnell wie möglich soll hingegen die vakante Position des kaufmännischen Vorstands besetzt werden.