Böses Erwachen für den TTV Onlineprinters Neustadt: Statt nach dem Spiel beim Stadtnamensvetter Neustadt a.d. Waldnaab die schon fast sicher geglaubte Teilnahme an den Aufstiegs-Playoffs für die 1. Basketball-Regionalliga feiern zu können, musste die Truppe von Trainer Claus Winkelspecht eine ebenso unerwartete wie unnötige 76:80-Niederlage einstecken.
Schon im Vorfeld war klar, dass es kein „normales“ Spiel werden würde – zu groß die Rivalität der beiden Neustädte, zu hart geführt die erste Begegnung. „Wir hatten mit einem sehr physischen Spiel gerechnet“, erklärte Coach Winkelspecht nach der Partie und zumindest diese Erwartung wurde nicht enttäuscht: Im Vergleich der beiden besten Defensivformationen der Liga war die Intensität schon in den Anfangsminuten hoch und vor allem das Duell der beiden (sportlichen) „Intimfeinde“ Jonas Meißner auf Seiten der Gastgeber und Johannes Richter sorgte bei den rund 120 Zuschauern für erste Schnappatmungsmomente.
Johannes Richter, durch seine Hüftoperation im vergangenen Jahr noch immer nicht auf der vollen Höhe seiner Schaffenskraft angelangt, hatte dabei den wesentlich besseren Start: Elf Punkte steuerte er allein im ersten Viertel bei und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der TTV Neustadt/Aisch mit einer 25:20-Führung in die erste kurze Pause gehen konnte.
Am Spielverlauf änderte sich auch in den zweiten zehn Minuten wenig: Nach wie vor stand das Duell der großen Jungs im Fokus, wobei Jonas Meißner in erster – und fast ausschließlicher – Linie von Jariah Oliver beim Scoren unterstützt wurde, während Richter ein zu diesem Zeitpunkt deutlich ausgeglichener besetztes Team um sich wusste: Sebastian Brehm, Nedal Jenniat oder auch Adrian Lachner mit einem erfolgreichen Dreier halfen kräftig dabei mit, die Führung Punkt für Punkt auszubauen. Mit elf Zählern (49:38) lag der TTV zur Halbzeit vorne – ein Sieg des souveränen Tabellenführers schien zu diesem Zeitpunkt erwartbar und logisch.
Dass es letztlich nicht dazu kam, wird mit Blick auf das dritte Viertel noch überraschender. Denn auch wenn Richter jetzt einen Gang hinunterschaltete, wirkten die Gäste in der nach wie vor extrem körperbetonten Partie noch immer wie die deutlich gefestigtere Mannschaft mit der etwas reiferen Spielanlage. Vor allem defensiv dominierte man in dieser Phase die Gastgeber – ganze acht Punkte gelangen diesen, während der TTV immerhin 15 Zähler verbuchte. 18 Punkte betrug der Vorsprung vor dem Schlussabschnitt – die Messe schien gelesen.
Was dann im Schlussviertel passierte, verbuchte Winkelspecht unter dem Stichwort „unbegreiflich“. Statt den Ball ruhig zirkulieren zu lassen und den sicheren Abschluss zu suchen, nahmen die Gäste viel zu hastige und ungenaue Abschlüsse, während der Tabellenvierte plötzlich heiß lief. Vor allem Yannick Stein, bis dato eher unauffällig, traf nun plötzlich fast jeden Wurf und steuerte allein fünf Dreier zur Aufholjagd der „anderen“ Neustädter bei, während der Favorit auf beiden Seiten des Courts völlig den Faden verlor. Ein 16:0-Lauf der Gastgeber zwischen der 33. und der 37. Minute drehte die Partie und auch wenn sich Richter und Christian Bittel dem Abwärtstrend noch entgegenstemmten, konnten sie den Kollaps der Mannschaft nicht mehr verhindern.
Mit sage und schreibe 34:12 dominierten Meißner, Stein und Co. das Schlussviertel und somit kommt es nun zu dem, was Winkelspecht hatte vermeiden wollen: Beim Tabellenzweiten TV Wolnzach steigt am 22. April voraussichtlich ein „Endspiel“ um die Meisterschaft. Die Wolnzacher liegen aktuell zwei Zähler hinter dem TTV, der das Hinspiel mit 13 Zählern Differenz gewonnen hat. Unter der Voraussetzung, dass beide Teams ihre weiteren Partien gewinnen, kann sich der TTV also dort eine Niederlage mit zwölf Punkten leisten, und trotzdem den Platz an der Sonne verteidigen. Einen Einbruch, wie ihn die Neustädter am Samstag erlebt hatten, sollten sie dabei allerdings tunlichst vermeiden.
Der TTV Onlineprinters Neustadt spielte mit: Nour Jenniat, Hümmer (7), Richter (33), Brehm (3), Lyuverovych, H. Wägner, Lachner (3), Hasapetjan (2), Nedal Jenniat (10), Krolovitsch, D. Wägner (7), Bittel (11).