Neue Räume für die evangelische Kirche in Uffenheim: „Wir ziehen sozusagen um“, sagt Dekan Max von Egidy. Vom so genannten Haus der Kirche in der Adelhofer Straße in einen ehemaligen Supermarkt auf dem Areal der alten Brauerei an der Ringstraße 25. Dort mietet sich die Kirche ein – für mindestens 15 Jahre.
Der Mietvertrag ist unterschrieben, damit ist es offiziell: Die evangelische Kirche Uffenheim wird ab dem 1. April 2024 an der Ringstraße eine neue Heimat finden. „Die letzten Jahre war schon klar, dass das Haus der Kirche sanierungsbedürftig ist“, sagt Max von Egidy. Er habe als neuer Dekan dieses wichtige Thema sozusagen geerbt.
Bereits im Februar 2016 hatte der Verwaltungsausschuss der Kirchengemeinde einen Arbeitskreis mit Personen aus dem Dekanatsausschuss und Kirchenvorstand gegründet. 2019 begann dann die Planung für eine mögliche Renovierung des Hauses der Kirche, Dekan Uwe Rasp hatte die entsprechenden Schritte eingeleitet.
Dann kam Corona. Die realistischen Kosten für die einfachste Variante, von Egidy bezeichnet sie als „Minimalsanierung“, liegen bei geschätzt fünf Millionen Euro. Trotz der Zuschüsse der Landeskirche, des Dekanats und der Kirchengemeinde fehlten rund 2,5 Millionen Euro. Mitte 2022 war klar: „Eine Sanierung ist zu teuer, wir können sie uns schlicht nicht leisten“, so von Egidy.
Denkmalschutz, Barrierefreiheit: „Das hat unmittelbaren Einfluss auf die Kosten“, sagt Kirchenvorstand Gerhard Moser, negativen Einfluss. „Natürlich ist es schade und traurig, sich von so einem stattlichen Gebäude zu trennen“, sagt Max von Egidy. Das Haus der Kirche, Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, ehemaliges Amtsgericht, seit knapp 50 Jahren in Besitz der Kirche. Von Egidy: „Zahllose Menschen haben hier eine kirchliche Heimat gefunden.“ Aber es nutzt nichts, eine Alternative musste her.
Die Kirchenseite suchte das Gespräch mit Sebastian und Michael Kulig, den Geschäftsführern von „Kulig Mietobjekte“. Nach guten Verhandlungen unterzeichnete der Uffenheimer Dekan am 14. März den Mietvertrag für den ehemaligen Supermarkt an der Ringstraße 25: 755 Quadratmeter Fläche, inklusive 20 Parkplätzen. Das Ergebnis: Ein Gemeinschaftswerk vieler Gremien.
Von Egidy spricht von einer „schönen neuen Welt“. Die Kuligs sind bereit, das Objekt nach den Wünschen der Kirche herzurichten. Ein großer Saal soll entstehen, ein kleiner Gruppenraum, ein Jugendraum, Büros, Küche, Sozialräume. Genutzt werden sie etwa von der Jugend, der Kantorei, durch den Posaunenchor, die Krabbelgruppe, für Erwachsenenbildung und Besprechungen – die Liste der Nutzer ist lang, die Räume entsprechend frequentiert. Die Verwaltungsstelle soll darin ebenso Büros finden wie das mögliche zentrale Pfarramt. Auch der neue Familienstützpunkt soll eine Heimat finden. Und: „Wir sichern 20 Arbeitsplätze, die in Uffenheim bleiben können.“
Das neue Gebäude findet sich nur einen Steinwurf von der Stadtkirche entfernt, ist barrierefrei, die Räume sind freundlich, so von Egidy. „Die Kirche in und um Uffenheim wirtschaftet nachhaltig, die Mietkosten werden aus laufenden Haushalten bezahlt und nicht als unbezahlbare Sanierungskosten künftigen Generationen aufgeladen.“ Eine Mietlösung sei auch im Sinne der Landeskirche, sagt Hermann Schuch aus dem Präsidium der Dekanatssynode. Nachhaltigkeit lautet das Zauberwort.
Teile des ehemaligen Supermarktes werden derzeit noch als Büros für die „Coredinate GmbH“ der Kuligs genutzt, eine Software-Firma. Seit Corona setzen sie verstärkt auf Homeoffice, mit dem alle gute Erfahrungen gemacht hätten. Das Unternehmen wächst weiter, braucht aber nicht mehr so viele Büros vor Ort. So ist der Platz frei geworden.
Bald soll das Gebäude ausgeräumt werden, sagt Sebastian Kulig. Anschließend startet der Umbau. Das Innenleben des ehemaligen Supermarktes wird entkernt und neu aufgebaut, zur Stadtmauer hin werden neue Fenster geschaffen. Die Kuligs investieren eine siebenstellige Summe. Zum 1. April 2024 will die Kirche einziehen. „Wir wollen eine moderne und zukunftsfähige Ausstattung. Dies muss aus den kirchlichen Haushalten und aus Spenden finanziert werden“, so der Dekan.
Noch bleibt ein Jahr, um vom Haus der Kirche Abschied zu nehmen, zu dem viele Uffenheimer eine emotionale Bindung aufgebaut haben. Was damit passiert? Es soll an einen geeigneten Investor verkauft werden, der das denkmalgeschützte Gebäude einem neuen Zweck zuführt.
Von Egidy, Schuch und Moser freuen sich indes auf die neue Heimat auf dem Gelände der alten Brauerei. Die Umnutzung des ehemaligen Supermarktes zur neuen Heimat der evangelischen Kirche – sie ist für die Kuligs gelebte Innenentwicklung und eine Belebung für das Areal. „Eine Win-Win-Situation.“ Noch wird ein Name gesucht. Schuchs Vorschlag: ECU – Evangelischer Campus Uffenheim. Weitere Ideen: willkommen.