Justiz warnt vor Betrug im Netz | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 20.03.2024 11:07

Justiz warnt vor Betrug im Netz

Flirten, Vertrauen aufbauen, von lukrativen Geldanlagen schreiben - und am Ende ist alles futsch: Die bayerische Justiz warnt vor einer Betrugsmasche, bei der die Täter Internet-Nutzer mit Fake-Profilen auf Dating-Plattformen um ihr Geld bringen. Und bei der die Ermittler bislang keine Erfolge verzeichnet haben.

Allein in Bayern seien seit 2021 370 Fälle angezeigt worden, sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch in München. Dabei sei ein Schaden von rund 29 Millionen Euro entstanden. 

Doch „Trading-Scam“ sei ein weltweites Problem mit Schäden in Milliardenhöhe. Organisiert werde der Betrug meist in asiatischen Ländern. Zahlreiche Menschen würden dort gezwungen, die Fake-Profile zu betreiben und in großen Gebäudekomplexen gefangen gehalten. „Das ist moderne Sklaverei“, sagte Eisenreich. 

Gerade die weltweit agierenden Betrüger erschweren jedoch die Ermittlungen. „Sämtliche Spuren sind in aller Regel sehr gut verschleiert“, sagte Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck von der Zentralstelle Cybercrime. Aktuell sei man dabei, Partner zu finden und Bündnisse zu schmieden, um international gegen diesen Betrug vorgehen zu können.

Bei der Betrugsmasche suchen die Täter über Dating-Apps oder soziale Netzwerke Kontakt zu den potenziellen Opfern, flirten in den Chats, bauen Vertrauen auf. „Die Sehnsucht nach Romantik macht blind“, warnte Goldbeck. Denn all die schönen Worte dienten letztlich nur dazu, sich Geld zu erschleichen: Die Opfer würden dazu überredet, Geld in angeblich Erfolg versprechende Anlageformen zu investieren. Und am Schluss ist alles weg. In dem bislang größten Fall in Bayern habe ein Opfer 1,5 Millionen Euro verloren, sagte Goldbeck. Doch nicht längst alle Fälle landen bei den Cybercrime-Spezialisten. „Viele bringen die Tat aus Scham nicht zur Anzeige“, sagte Eisenreich.

Nach Goldbecks Darstellung ist das typische Opfer dieser Masche männlich, mittleren Alters und häufig beruflich erfolgreich. „Es wird simuliert, es wird manipuliert“, beschrieb er das Vorgehen der Betrüger.

Eisenreich rief Internet-Nutzer zur Vorsicht auf: „Seien Sie misstrauisch, wenn von Ihnen Zahlungen in Kryptowährungen verlangt werden.“ Zudem ließen sich Fake-Profile über Suchmaschinen unter Umständen auch aufdecken. 

Mina Chiang, Gründerin und Chefin der Menschenrechtsorganisation Humanity Research Consultancy, lieferte einen Einblick in die Arbeit der Betrüger. Zwar gebe es auch Freiwillige, die in diesem Bereich arbeiteten, viele würden aber gezwungen. Sie sprach von einer „Betrugs-Industrie“, es werde ähnlich gearbeitet wie in einer Fabrik. Es gebe spezielle Anleitungen und Anweisungen, wie bei bestimmten Opfergruppen vorzugehen sei. 

© dpa-infocom, dpa:240320-99-401519/3


Von dpa
north