Haba-Werk in Eisleben steht wegen erheblicher Mängel still | FLZ.de

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Veröffentlicht am 18.10.2023 15:57

Haba-Werk in Eisleben steht wegen erheblicher Mängel still

Mitarbeiter und Journalisten gehen über das derzeit gesperrte Standortgelände der Haba Familygroup. (Foto: Jan Woitas/dpa)
Mitarbeiter und Journalisten gehen über das derzeit gesperrte Standortgelände der Haba Familygroup. (Foto: Jan Woitas/dpa)
Mitarbeiter und Journalisten gehen über das derzeit gesperrte Standortgelände der Haba Familygroup. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Zu wenig Löschwasser, veraltete Anlagentechnik, Risse in den Mauern: Ob am Eislebener Werk des bayerischen Spielwaren- und Möbelherstellers Haba auch in Zukunft produziert werden kann, ist weiter ungewiss. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, einen Maßnahmenplan zu erstellen“, sagte Firmensprecherin Ilka Kunzelmann am Mittwoch in Eisleben in Sachsen-Anhalt. An dem Standort seien am Gebäude, an elektrischen Anlagen sowie beim Brandschutz erhebliche Mängel festgestellt worden. Der Handlungsbedarf sei groß. Seit dem 10. Oktober seien keine Mitarbeitenden mehr im Werk im Landkreis Mansfeld-Südharz vor Ort. Die Produktion stehe still.

Das Werk in Eisleben gehört den Unternehmensangaben zufolge bereits seit 2009 zur Haba Familygroup. Bis vor Kurzem sei es eigenverantwortlich geführt worden. Die Mängel seien aufgefallen, als ein Mitarbeiter, der unter anderem für die Arbeitssicherheit zuständig ist, zu Besuch am Eislebener Standort war. Was er gesehen hat, habe er der Geschäftsführung berichtet. „Diese hat dann ein unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben“, so Kunzelmann. Wie viel die Sanierungsmaßnahmen kosten werden, sei derzeit noch nicht absehbar.

Das angeschlagene Unternehmen mit Sitz im Bad Rodach im Landkreis Coburg hatte Anfang Oktober einen Stellenabbau und damit verbunden die Schließung des rund 10 000 Quadratmeter großen Produktionsstandorts in Eisleben angekündigt. Die Gewerkschaft IG Metall hatte angekündigt, für die rund 100 Arbeitsplätze zu kämpfen.

Derzeit liefen die Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Auch der Bürgermeister von Eisleben sowie der Landkreis seien in den vergangenen Tagen am Produktionsstandort gewesen. Der Landkreis hatte nach der Stilllegung der Produktion erklärt, ihm lägen keine Erkenntnisse vor, die eine Schließung rechtfertigten. Es lägen alle erforderlichen Genehmigungen für die Weiterführung des Geschäftsbetriebes vor.

Kunzelmann sagte, die Unternehmensspitze habe sich klar zum Standort bekannt. Erklärtes Ziel sei, die Produktion wieder aufzunehmen. Dennoch müssten die notwendigen Maßnahmen auch betriebswirtschaftlich abgewogen werden. „Der angekündigte Stellenabbau und die Schließung des Werkes stehen jedoch nicht in Zusammenhang“, so Kunzelmann.

Viele Mitarbeitende seien derzeit temporär freigestellt, würden jedoch entlohnt. Wer kann, arbeite von zuhause aus. Freistellungen seien mit der Möglichkeit zum Widerruf ausgesprochen worden. „Auch das soll zeigen, dass wir den Standort nicht schließen wollen“, so Kunzelmann.

An dem Standort in Eisleben werden Stahlmöbel überwiegend für Schulen gefertigt. Haba hatte Mitte September einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Die Eigenverwaltung ist eine Variante des Insolvenzverfahrens, bei der es keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sogenannten Sachwalter gibt, der das Verfahren begleitet und überwacht. Eigenen Angaben zufolge zählt das Unternehmen 1677 Beschäftigte.

© dpa-infocom, dpa:231018-99-611366/5


Von dpa
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