Veröffentlicht am 26.03.2023 14:39

Für Mütter psychisch kranker Kinder: Neue Selbsthilfegruppe in Ansbach

Wenn Kinder psychisch krank sind, liegt auch vor deren Müttern ein langer Weg der Bewältigung. (Foto: privat)
Wenn Kinder psychisch krank sind, liegt auch vor deren Müttern ein langer Weg der Bewältigung. (Foto: privat)
Wenn Kinder psychisch krank sind, liegt auch vor deren Müttern ein langer Weg der Bewältigung. (Foto: privat)
Wenn Kinder psychisch krank sind, liegt auch vor deren Müttern ein langer Weg der Bewältigung. (Foto: privat)

Was habe ich falsch gemacht? Diese Frage hat Mona W. (Name geändert) oft umgetrieben, als es ihrer Tochter schlecht ging. Wie gern hätte sie erfahren, dass sie nicht versagt hat. Dass sie nicht alleine ist. Nun hat sie eine Selbsthilfegruppe für Mütter von Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen gegründet.

Wenn Mona W. von den Anfängen der Erkrankung ihrer Tochter erzählt, liegt da immer noch ein Schmerz in ihrer Stimme. Zwölf Jahre alt war das Mädchen – sie soll hier Jule heißen – als sich die ersten Anzeichen bemerkbar machten. Jule räumte ihr Zimmer nicht mehr auf, baute sich einen regelrechten Schutzwall vor ihr Bett, zog sich immer mehr zurück. Bald fand Mona W. blutige Tücher in all dem Chaos. Jule hatte angefangen sich zu ritzen.

Dann kam der Tag, an dem sie sich aufs Sofa ins Wohnzimmer legte – um sie herum Trubel, es war gerade Besuch da – und tief und fest schlief. Sie hatte Tabletten genommen, viele Tabletten. „Zum Glück waren es die falschen“, sagt Mona W., die ihre Tochter daraufhin in eine psychiatrische Klinik brachte. Jule durfte wieder nach Hause, begann eine psychotherapeutische Behandlung und verbrachte später einen längeren Aufenthalt in der Klinik.

„Was hätte ich anders machen sollen?“

Auch Mona W. ging es in der Zeit nicht gut. Sie versuchte stark zu sein für ihre Tochter und doch quälte sie sich immer wieder mit Schuldzuweisungen: „Was hätte ich anders machen sollen? War ich zu locker oder zu engstirnig?“ Immer wieder kreisten ihre Gedanken um diese Fragen. „Ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich als Mama gut und was schlecht gemacht habe.“ Ihr Lebenspartner und ihre Familie gaben ihr großen Rückhalt. „Ich weiß nicht, wie ich das sonst hätte bewältigen können“, sagt sie. Doch sie hat auch erlebt, dass soziale Beziehungen kaputt gegangen sind, weil es schlaue Ratschläge, unterschwellige Vorwürfe und Einmischungen gab, statt dem simplen Angebot: „Ich bin da, wenn du mich brauchst.“

Anderen Müttern, deren Kinder an psychischen Erkrankungen leiden, rät Mona W., in der Familie und mit engen Freunden offen darüber zu sprechen und sich nicht zu scheuen, selbst psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Wenn man selbst nicht stark ist, kann man auch das eigene Kind nicht gut unterstützen.“

Erstes Treffen am Donnerstag

Bereits während des Klinikaufenthalts ihrer Tochter kam Mona W. die Idee, eine Selbsthilfegruppe für Mütter von Jugendlichen im Alter von zwölf bis 18 Jahren zu gründen. Am Donnerstag trifft sich die „Mama-Selbsthilfegruppe“ zum ersten Mal in Ansbach. Neben dem offenen Austausch soll es künftig auch Vorträge von Experten und gemeinsame Aktivitäten geben.

Mona W. hat durch die Erkrankung ihrer Tochter viel über sich gelernt. Sie weiß, dass es nicht ihre Schuld war, wie alles gekommen ist, sondern, dass viele Dinge eine Rolle gespielt haben. Jule geht es inzwischen besser, auch wenn es natürlich Rückschläge geben kann. Doch egal wie schwer es manchmal sein mag, weiß Mona W. eines sicher: „Es gibt nichts, was mich von meiner Tochter wegtreibt.“

Die „Mama-Selbsthilfegruppe“ trifft sich erstmals am Donnerstag, 30. März, um 19 Uhr. Die weiteren Treffen finden an jedem zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr statt. Aus Diskretionsgründen ist eine erstmalige Anmeldung über Kiss Ansbach, die Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen, erforderlich: Telefonisch unter 0981/9722480 oder per Mail an ansbach@kiss-mfr.de.


Corinna Müller
Corinna Müller
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