Wenn die Schneeglöckchen sprießen und Igel, Hamster und Co aus dem Winterschlaf erwachen, ist die dunkle Jahreszeit bald vorbei - mitnichten. Heuer ist es im Dezember tagsüber so mild und auch nachts vielerorts frostfrei, dass Pflanzen und Tiere den vermeintlichen Frühling erwarten.
„Der Jahreszyklus der Tiere orientiert sich stark an der Tageslänge, aber auch drastische Temperaturschwankungen beeinflussen das Verhalten“, erklärte Biologin Christiane Geidel vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hilpoltstein. „So kann es passieren, dass mancherorts Igel, Feldhamster und Fledermäuse aus dem Winterschlaf erwachen oder Eichhörnchen ihre Winterruhe unterbrechen.“
Allerdings verbrauchten die Tiere dann viel Energie und fänden derzeit auch kaum Nahrung. „Wenn erneut Frost einsetzt, können einige sterben, weil sie geschwächt sind oder ihre Reserven bereits verbraucht haben“, sagte die Biologin.
Auch Fledermäuse, die etwa in Höhlen überwinterten, seien betroffen. „Der Winterschlaf ist eine wichtige Ruhephase für viele Tiere. Die Entwicklung der kommenden Jahre wird zeigen, wie sich solche Störungen auf Lebensdauer und Fortpflanzungserfolg der Tiere auswirken“, sagte Geidel. Wer eine erschöpfte Fledermaus findet, soll sie vorsichtig mit Handschuhen oder einem Tuch anfassen, in einen gut belüfteten Karton an einen kühlen, sicheren Ort setzen und die Fledermaus-Koordinationsstelle kontaktieren.
Der Eisvogel hingegen profitiere von den milden Temperaturen - jedenfalls auf den ersten Blick. Sind die Winter hart und Gewässer zugefroren, fänden diese Vögel keine Nahrung und könnten sogar verhungern. „In zu warmen Wintern überleben auch die Tiere, die eigentlich zu schwach, krank oder alt sind“, erklärte Geidel, gab aber zu bedenken: „Strenge Winter räumen - so hart es klingt - in den Populationen auf und machen diese insgesamt widerstandsfähiger.“
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