Friedrich rast wieder zu Gold - „So geheult habe ich nie“ | FLZ.de

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Veröffentlicht am 16.10.2022 17:12

Friedrich rast wieder zu Gold - „So geheult habe ich nie“

Lea Sophie Friedrich hat allen Grund zu feiern. Sie konnte ihren siebten WM-Titel in Frankreich holen. (Foto: Christophe Ena/AP/dpa)
Lea Sophie Friedrich hat allen Grund zu feiern. Sie konnte ihren siebten WM-Titel in Frankreich holen. (Foto: Christophe Ena/AP/dpa)
Lea Sophie Friedrich hat allen Grund zu feiern. Sie konnte ihren siebten WM-Titel in Frankreich holen. (Foto: Christophe Ena/AP/dpa)

Lea Sophie Friedrich stieß einen lauten Jubelschrei aus, klopfte vor lauter Freude auf ihren Lenker. Dann flossen bei der deutschen Top-Sprinterin nach einem Finale furioso die Tränen.

Friedrich krönte sich zum Abschluss der Bahnrad-WM auf der Olympia-Bahn von Paris erneut zur Keirin-Weltmeisterin. Mit zweimal Gold und einmal Silber avancierte die erst 22 Jahre alte Ausnahmeathletin zum Star im deutschen Team und verbuchte bereits ihren insgesamt siebten WM-Titel.

„So geheult habe ich nie, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll? Den Titel zu verteidigen ist einfach so schön. Ich wusste, wenn ich die letzte Runde sterbe, dass es reichen kann. Ich hatte keine Lust zu warten und dann zu verlieren. Es ist sehr, sehr schön, nochmal eine Goldmedaille geholt zu haben“, sagte Friedrich.

Damit übertraf Friedrich, die auf dem Holzoval in Saint-Quentin-en-Yvelines einen fulminanten Sprint über zwei Runden von vorne gefahren war, auch ihre Teamkollegin Emma Hinze. Die 25-Jährige hatte bereits am Samstag die Sachen gepackt und ihren WM-Auftritt vorzeitig beendet.

Hinze frühzeitig WM-Kapitel

659 Tage vor den olympischen Bahnrad-Wettbewerben ist Friedrich jedenfalls gerüstet, wenngleich die deutschen Sprintstars längst nicht mehr so dominant wie in den vergangenen beiden Jahren aufgetreten waren. So schallte es einige Male „Allez les Bleus“ im französischen Hexenkessel, am Ende jubelte aber wieder Friedrich.

Hinze hatte da schon das WM-Kapitel beendet, nachdem ihr am Vortag der fest eingeplante Titel im 500-Meter-Zeitfahren von der erst 20 Jahre alten Französin Marie-Divine Kouamé weggeschnappt worden war. „Ich merke, dass mein Körper mir ein Zeichen gesetzt hat und ich das einfach akzeptieren muss. Es bringt mir gar nichts, wenn ich danach nur noch rückwärts laufe“, begründete Hinze ihren Verzicht auf die abschließende Keirin-Disziplin.

Einen weiteren Coup am Sonntag verpassten dagegen die zweimaligen Weltmeister Roger Kluge und Theo Reinhardt im Zweier-Mannschaftsfahren deutlich. Nach 50 Kilometern langte es für die Europameister nur zu Platz acht. „Es war ein Weltklasse-Feld. Es hat Spaß gemacht, am Ende fehlten Nuancen“, sagte Kluge. Auch hier triumphierte Frankreich durch Donavan Grondin und Benjamin Thomas. Der Olympia-Gastgeber ist - auch getragen durch das frenetische Publikum - Olympia-reif.

Dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze

Dabei erhielten Hinze und Co. einen Vorgeschmack auf das, was ihnen 2024 blühen könnte. Nicht nur gegen zwei bärenstarke französische Rivalinnen musste sie ankämpfen, sondern auch gegen 5000 Zuschauer, die im 500-Meter-Zeitfahren am Samstag die schwächeren Zeiten der deutschen Topfavoritin Hinze im Vergleich zu ihrem siegreichen Liebling Marie-Divine Kouamé frenetisch bejubelten. 

Unfair oder einfach nur französischer Nationalstolz? Mit dieser Frage wollte sich Hinze nicht beschäftigen. „Ich habe nur davor und danach den Lärmpegel mitbekommen. Ich kann es nicht ändern. Wenn wir in Berlin fahren, ist das Publikum auf unserer Seite. Man muss damit umgehen“, sagte die gebürtige Hildesheimerin. Ähnlich sah es Bundestrainer Jan van Eijden: „Die Frage ist: Ist das Publikum für die Franzosen oder gegen die Deutschen? Das ist Auslegungssache. Wenn du in Kolumbien bist, ist das ähnlich. Das ist bei den Briten auch ähnlich.“

So gingen die Titelkämpfe mit dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze für das deutsche Team zu Ende. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Abschneiden. Ich sehe uns auf einem sehr guten Weg“, lautete das Fazit von BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Gleichwohl seien noch Hausaufgaben zu erledigen - vor allem bei den Männern, die nur eine Medaille durch den 36 Jahre alten Kluge holten. „Momentan stützen uns die Frauen sehr stark und sind die tragende Säule, aber das wird sicher nicht auf Dauer so sein“, sagte Moster.

© dpa-infocom, dpa:221016-99-148037/2

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