Krise? Einbruch? Delle? Es gibt sicher viele unterschiedliche Sichtweisen, mit welchem Begriff die Situation um die zuletzt erfolglosen Auftritte von Werder Bremen einzuordnen ist. Beim FC Augsburg könnte der Fußball-Bundesligist am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zum Jahresabschluss die dritte Niederlage in Folge kassieren. Die Befürchtungen eines erneuten Dämpfers vor den Feiertagen sind groß unter den Fans.
Trainer Horst Steffen will sich mit Begriffen für die aktuelle Situation nicht allzu lange aufhalten. „Ich mache da kein Etikett draus“, sagte der 56-Jährige. Einen Begriff packte der Coach dann aber doch in seine Ausführungen bei der Pressekonferenz: „Wenn es dann nicht aufwärtsgeht, und eine Delle da ist, dass dann Kritik kommt und ich da auch der Verantwortliche bin, das nehme ich so“, fügte er hinzu.
Die Umstände der Delle: In den vergangenen vier Partien holten die Bremer nur einen Punkt. Schwer wog die Derby-Pleite beim Hamburger SV. Auch das 0:4 gegen Stuttgart bestätigte die Befürchtungen der Fans, dass aktuell einiges nicht nach Plan funktioniert.
Vor einiger Zeit wirkte Werder noch wie ein Club, der möglicherweise wie in der Vorsaison bei den unteren Europapokalrängen mitreden kann. Aber auch die positive Bewertung der ersten Hinrundenhälfte ging Steffen damals zu schnell, auch in dieser Situation habe man vom Trainer nicht gehört, dass er dazu „eine Bewertung mache“. „Ich weiß, was ich da investiere. Ich weiß, was ich da tue und ich hoffe, dass sich das lohnt, dass die Menschen auch umschwenken, wenn es dann wieder erfolgreich ist.“
Zuletzt sagte auch Fußball-Geschäftsführer Clemens Fritz zum Portal „Deichstube“: „Wir beschönigen unsere aktuelle Lage nicht, sondern gehen sehr selbstkritisch mit der Situation um.“ Die Aufarbeitung der vergangenen Wochen geschehe aber, ohne hektisch zu werden.
Die Hektik beim aktuell Tabellenzwölften dürfte zunehmen, wenn die Bremer bei einer erneuten Niederlage weiter Richtung Tabellenkeller gezogen werden sollten. Die Augsburger - auf Rang 15 - können die Bremer in der Tabelle durch das bessere Torverhältnis mit einem Sieg überholen.
Umso mehr hofft der Club, dieses Szenario gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und er hofft auf einen fitten Kapitän. Denn Werder bangt um Abwehrspieler Marco Friedl. „Da strukturell nicht so viel passiert ist, habe ich die Hoffnung, dass es reichen wird. Aber wir haben ihn noch gar nicht bewegt“, sagte Trainer Horst Steffen über Friedl, der sich bei der 0:4-Pleite gegen den VfB Stuttgart an der Schulter verletzt hatte.
Ein Ausfall des Österreichers für die Partie beim FC Augsburg könnte schwer wiegen, da Friedls Abwehrkollege Karim Coulibaly wegen seiner Gelb-Roten Karte gesperrt sein wird.
Neben den Langzeitverletzten um Abwehrspieler Mitchell Weiser ist auch der Einsatz von Leonardo Bittencourt fraglich. Der Mittelfeldspieler, der den Club nach langjähriger Treue spätestens zum Saisonende verlassen wird, ist aktuell krank. Auch Angreifer Victor Boniface fehlt wegen seiner Knieprellung weiterhin.
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