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Veröffentlicht am 07.10.2022 01:00

Ein früherer Regionalbischof schreibt im Dialekt

Der Dialektautor Dr. Karl-Heinz Röhlin (Mitte) ist zu Besuch in der Landesausstellung „Typisch Franken?“. Hier unterhält er sich mit Stephanie Santl, Projektmitarbeiterin am Haus der Bayerischen Geschichte und Mitglied im Team der Ausstellungsleitung, und Dietmar Weiß, Mitglied im Koordinationsteam der Schau. (Foto: Oliver Herbst)
Der Dialektautor Dr. Karl-Heinz Röhlin (Mitte) ist zu Besuch in der Landesausstellung „Typisch Franken?“. Hier unterhält er sich mit Stephanie Santl, Projektmitarbeiterin am Haus der Bayerischen Geschichte und Mitglied im Team der Ausstellungsleitung, und Dietmar Weiß, Mitglied im Koordinationsteam der Schau. (Foto: Oliver Herbst)
Der Dialektautor Dr. Karl-Heinz Röhlin (Mitte) ist zu Besuch in der Landesausstellung „Typisch Franken?“. Hier unterhält er sich mit Stephanie Santl, Projektmitarbeiterin am Haus der Bayerischen Geschichte und Mitglied im Team der Ausstellungsleitung, und Dietmar Weiß, Mitglied im Koordinationsteam der Schau. (Foto: Oliver Herbst)

Die Heimat kann und will Dr. Karl-Heinz Röhlin nicht verhehlen. Der Mundartautor und frühere Regionalbischof beherrscht seinen Dialekt in Wort und Schrift. Dies passt zur Bayerischen Landesausstellung in Ansbach. Sie trägt den Titel „Typisch Franken?“. Ein Laut hat es dem Neuendettelsauer besonders angetan.

Der 71-Jährige wurde in Neuendettelsau geboren, wuchs hier auf und besuchte das Platen-Gymnasium in Ansbach. Nach Studium, Vikariat und Ordination wurde der promovierte evangelische Pfarrer – nach weiteren Stationen – Regionalbischof in Nürnberg. Später war er bis zum Ruhestand Rektor des Pastoralkollegs Neuendettelsau.

Seit einem halben Jahr wohnen Dr. Röhlin und seine Frau Ruth wieder in seiner Heimatgemeinde. Was hält er für typisch fränkisch? „Die Schbrooch“, antwortet er knapp. Von Wilhelm von Humboldt ist, wie er zitiert, überliefert: „Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache.“

„Mundart rührt das Herz an“

Dr. Karl-Heinz Röhlin findet: „Die Mundart rührt das Herz an, und Kommunikation ist nicht nur ein rationales Geschehen, sondern ein ganzheitliches.“ Da seien Leib, Emotion und Ausdruck dabei.

„Der Dialekt hat mich schon als Schüler begleitet“, erzählt der pensionierte Pfarrer, „in meinem ersten Diktat in der Grundschule habe ich ,Diktat‘ mit G und zwei D geschrieben.“ Er nennt Fränkisch seine Muttersprache, Hochdeutsch die erste Fremdsprache. Kreativ geprägt habe ihn sein Schwiegervater, Pfarrer Friedrich Wagner. Er verfasste ebenfalls Bücher im Dialekt.

Als Gymnasiast schrieb Karl-Heinz Röhlin schon erste Texte, unter anderem für die Schülerzeitung – allerdings in der Hochsprache. Später besann er sich dieser kreativen Ader wieder. Da war er Rektor des Pastoralkollegs.

Mit seiner Tochter ging er in Röthenbach bei St. Wolfgang (Landkreis Roth) spazieren. Hier motivierte ihn im Gespräch ein Landwirt, eine „Fränggische Weihnachd“ zu schreiben und vorzutragen.

„Den Text habe ich nach dem zweiten Kapitel des Lukas-Evangeliums gereimt, mit einem Vor- und einem Nachspruch“, schildert Dr. Röhlin. Alsbald sei es zur Uraufführung gekommen. Gespielt hätten die Röthenbacher Dorfmusikanten.

Die „Fränggische Weihnachd“ präsentiert Dr. Karl-Heinz Röhlin mit seiner Frau Ruth nach wie vor. Im Dialekt zu schreiben, verselbstständigte sich für ihn fortan. Es folgten weitere Bücher, zum Beispiel „Radiesli waxn ned im Subbermargd“ mit Gebeten auf Fränkisch oder „Wäi im Himml, su in Franggn“ mit Texten zu Kirche und Dorfkultur.

Luthers Mutter aus Neustadt an der Saale

Inzwischen entwickelten er und seine Frau drei fränkische Kabarettprogramme. Er bestreitet den Wortteil, und seine Frau spielt Klavier. Im Jahr 2017 ging es mit „Alles in Luther“ los – passend zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“.

Ganz neu ist das dritte Programm „Ludder und die Franggn“. Ein Beispiel für die Inhalte: Martin Luthers Mutter „kommt aus Neustadt an der Saale, und sie hat mit ihm natürlich Fränkisch gesprochen“, bemerkt der Autor verschmitzt.

Was findet Dr. Karl-Heinz Röhlin an den fränkischen Dialekten schön? „Das L, das Waffel-L“, antwortet der Autor spontan. In seinem Gedicht „Fränggisch fier Oonfänger“ heißt es denn auch: „Schbeziel bam ,el‘ in Glang und Doon / härsd du suford den Franggnsohn.“

Die Bayerische Landesausstellung in Ansbach ist bis zum 6. November täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen. Spielorte sind die Orangerie und die Kirche St. Gumbertus. Zwei von Dr. Karl-Heinz Röhlins Werken, das Buch „Radiesli waxn ned im Subbermargd“ und das Heft „Weechweiser“ mit den Zehn Geboten, führt der Shop.

Dieser Artikel wurde in einer eigenen Version erstmals am 7. Oktober 2022 in der Druckausgabe der Fränkischen Landeszeitung veröffentlicht.


Oliver Herbst
Oliver Herbst

... schreibt seit seinem 16. Lebensjahr für die Fränkische Landeszeitung. In über 30 Jahren lernte er dabei viele Menschen und ihre Geschichten kennen - von Burghaslach bis Mönchsroth und von Windsbach bis Schnelldorf. Seit 2014 gehört er zum Team der Lokalredaktion Ansbach.

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