Veröffentlicht am 23.03.2023 07:00

Die Stadt Ansbach lässt 13 weitere Stolpersteine verlegen

Andächtig folgten die Zuschauer der Verlegung und den Ausführungen von Alexander Biernoth. (Foto: Jim Albright)
Andächtig folgten die Zuschauer der Verlegung und den Ausführungen von Alexander Biernoth. (Foto: Jim Albright)
Andächtig folgten die Zuschauer der Verlegung und den Ausführungen von Alexander Biernoth. (Foto: Jim Albright)
Andächtig folgten die Zuschauer der Verlegung und den Ausführungen von Alexander Biernoth. (Foto: Jim Albright)

Sie sollen in ganz Europa Namen und frühere Wohnorte der vom NS-Regime entrechteten, zu Nummern degradierten und ermordeten Menschen sichtbar machen. Mit der Verlegung von 13 neuen Stolpersteinen will die Stadt an Ansbacher jüdischen Glaubens erinnern, die während der Shoa litten und starben.

106 der gravierten Messingplatten des Kölner Künstlers Gunter Demnig wurden bisher in Ansbach verlegt. Oberbürgermeister Thomas Deffner begrüßte am Mittwoch rund 35 Zuschauer in der Eyber Straße 13. Hier ließ Demnig die ersten neuen Stolpersteine für das Ehepaar Gustav und Mina Haas in den Boden ein. Gustav Haas war 1936 tot in der Gemarkung Grüb aufgefunden worden, seine Frau floh 1938 vor den Nazis nach New York.

Taten der Nazis „lassen uns sprachlos zurück“

Musiker Bernd Dittl spielte begleitend zur Veranstaltung am Mittwoch auf seinem Akkordeon und trug Gedichte von Erich Mühsam vor. „Es lässt uns sprachlos zurück“, sagte Deffner in seiner Rede, „zu was die Täter fähig waren“. Er berichtete von den Foltertaten und Morden eines Kriegsverbrechers aus dem KZ Auschwitz. Bedrückte Stille breitete sich unter den Zuhörern aus.

Wie bei den anderen Gedenktafeln auch, hat die Frankenbund-Gruppe Ansbach die Schicksale recherchiert. Dabei steht sie auch in Kontakt zu den Angehörigen. „Die die Stolpersteine ausdrücklich begrüßen“, erklärte Schriftführer Stefan Diezinger. So filmten sie die Zeremonie etwa für den Enkel des Ehepaares Haas. Der Vorsitzende Alexander Biernoth erklärte, dass die Stolpersteine an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnern. Sie seien Mahnung und Hilfe, aus der Vergangenheit zu lernen und allen antisemitischen Tendenzen immer wieder beherzt entgegenzutreten.

In der Bischof-Meiser-Straße 5 glänzen nun Gedenktafeln für Berta Lehmann, welche in Auschwitz ermordet wurde, und für ihren Mann Jonathan Lehmann, der noch vor seiner Deportation verstarb.

Am Karlsplatz 7, wo Ida Uhlfelder am damaligen Adolf-Hitler-Platz 7 wohnte, folgte der nächste. In der Karlshalle führte der Frankenbund die Schicksale weiter aus. Stefan Diezinger las etwa aus einer Postkarte vor, die Uhlfelder ihren Kindern kurz nach ihrer Deportation aus einem Lager schickte. „Meine innigst geliebten Kinder“, schreibt sie, „Tag und Nacht sind meine Gedanken bei euch.“ Sie wurde im KZ Majdanek ermordet.

Kontakte zu jüdischen Familien

Weil die Adressen über das Stadtgebiet verstreut sind, werden die Stolpersteine für folgende Menschen am Donnerstag vom Betriebsamt verlegt: Gabriel Wittelshöfer und Regine Wittelshöfer (Beckenweiherallee 2); Max Bechhold, Marie Bechhold und Hedwig Hessdörfer (Heilig-Kreuz-Straße 13); Auguste Weinschenk (Feuchtwanger Straße 57); Hermann Gutmann und Hedwig Gutmann (Johannisweg 6).

Angesichts der deutschen Verbrechen nicht selbstverständlich sind die Kontakte, die jüdische Familien heute wieder nach Ansbach pflegen, stellte Deffner zum Abschluss fest. Er würdigte die Arbeit des Frankenbundes: „Das, was hier passiert, ist gut.“

Eine Karte der Stolpersteine in Ansbach findet sich unter www.synagoge-ansbach.de/stolpersteine.html.


Jonas Volland
Jonas Volland

Jahrgang 2001, fing direkt nach seinem Abitur bei der FLZ an, ist im Anschluss an sein Volontariat seit dem Jahreswechsel 2023 Redakteur in der Ansbacher Lokalredaktion. Fasziniert von bunten Geschichten und aufwendigeren Recherchen.

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