Nach einem kräftezehrenden parteiinternen Hickhack hat die CSU im Stimmkreis Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen ihren Kandidaten für die Landtagswahl im kommenden Jahr nominiert: Helmut Schnotz aus Bechhofen hat sich in der Stichwahl denkbar knapp gegen Johanna Serban durchgesetzt.
In der eher schmucklos-zweckmäßigen Mehrzweckhalle in Dittenheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) sind am Montagabend viele große Vokabeln bemüht worden. Der Ansbacher CSU-Kreisvorsitzende Jan Helmer sprach von einem „spannungsgeladenen, historischen, einem epischen Abend“. Herbert Lindörfer als Geschäftsführer des Wahlausschusses spürte den „Wahlkrimi“ und nannte es „ein ganz starkes Zeichen“, dass wirklich alle 100 Delegierten zu der Veranstaltung gekommen sind – das passiert tatsächlich selten.
Die Spannung in der Halle war schon beim Betreten greifbar. Johanna Serban, Helmut Schnotz und Manfred Scholl hatten sich als eine Art Komitee gleich am Eingang aufgebaut und begrüßten die Delegierten und die Gäste jeweils persönlich.
Alfons Brandl aus Herrieden, der 2020 für den zum Landrat in Weißenburg gewählten Manuel Westphal in den Landtag nachgerückt ist, hat die CSU im südlichen Westmittelfranken ordentlich aufgewirbelt, als er vor ein paar Monaten ankündigte, nicht nochmals kandidieren zu wollen. Die hektische Suche hinter den Kulissen begann – verbunden mit durchaus heftigen und öffentlich ausgetragenen Reibereien zwischen den beiden Kreisverbänden.
Wunschkandidatin des Ansbacher Kreisvorsitzenden Jan Helmer war Johanna Serban aus dem Herrieder Ortsteil Hohenberg. Die 29-Jährige stieß aber in Weißenburg-Gunzenhausen auf wenig Gegenliebe. Man fürchtete, sie könnte sich für Jahrzehnte das Landtagsmandat sichern und der südliche Landkreis stünde ohne eigenen Vertreter in Land oder Bund da, wenn in ein paar Jahren Bundestagsabgeordneter Artur Auernhammer aus Weißenburg aufhört.
Im Süden plädierte man für Bechhofens Bürgermeister Helmut Schnotz – mit 55 Jahren ist er im richtigen Alter für zwei Wahlperioden, so die Kalkulation. Manfred Scholl aus Dinkelsbühl trat als dritter Bewerber auf den Plan. Er hatte zwei gescheiterte Versuche einer Nominierung für den Bundestag im Gepäck.
In Dittenheim durften sich alle drei Bewerber erneut vorstellen. Das hatten sie bereits in den vergangenen Wochen bei Parteiveranstaltungen mehrfach gemacht. Die Reihenfolge wurde per Los festgelegt. Inhaltlich hat sich nichts getan. Themen wie soziale Gerechtigkeit, Gesundheitspolitik oder auch Klima- und Umweltschutz fanden bei allen ihren Platz. Aber alle drei hatten an ihrer Vortragsweise gefeilt.
Den Auftakt machte Johanna Serban, die vor allem ihr junges Alter in den Vordergrund ihres einstudierten Vortrages stellte. Nicht alle jungen Menschen würden sich auf Straßen festkleben, sondern es gebe auch welche, die Spaß im Leben haben und dennoch konzentriert Ziele verfolgen. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin gemacht und ist inzwischen Zahnärztin. Aktuell schreibt sie ihre Doktorarbeit.
Helmut Schnotz stellte seine Macher-Art in den Fokus seiner Präsentation. „Mit mir bekommt ihr einen Praktiker“, lautete einer der Kernsätze seiner Rede, die den vorgegebenen Rahmen von 15 Minuten leicht sprengte. Ein bisschen hemdsärmelig zeigte er seine berufliche Herkunft aus der Bankenbranche, ebenso auf wie seine Verwurzelung in der Kommunalpolitik und im Ehrenamt. Als Bürgermeister kenne er die Probleme des ländlichen Raumes aus eigener Erfahrung, und er habe sich bereits Netzwerke aufgebaut, die er auch als Abgeordneter einsetzen will, versprach er.
Manfred Scholls Bundeswehr-Background war auch diesmal in seinem Auftritt klar spürbar. Aktuell ist er als Berater im Auswärtigen Amt tätig – „am Puls der Berliner Politik“, wie er sagte. Durch seine Arbeit wisse er genau, wie Behörden arbeiten. Klar strukturiert, aber auch ein wenig emotionslos präsentierte sich der Offizier.
Im ersten Wahlgang schaffte keiner die absolute Mehrheit. Scholl landete mit 23 Stimmen auf Platz 3. Serban kam mit 31 und Schnotz mit 46 Stimmen in die Stichwahl. Dort setzte sich Helmut Schnotz mit 51 Stimmen durch, Johanna Serban kam auf 48 Stimmen. Sie hat also mehr als nur die 44 Stimmen aus dem Landkreis Ansbach eingesammelt. Und sie erwies sich als faire Verliererin, die direkt nach Verkünden des Ergebnisses überzeugend ihre „vollste Unterstützung“ für den Sieger ankündigte und ihm eine „gute Zusammenarbeit“ im Wahlkampf anbot. Dieses Signal kam bei den Delegierten sicher gut an.
Angesichts der Spannung um die Landtagskandidatur ging die Nominierung von Hans Popp fast ein wenig unter. Der 65-jährige frühere Bürgermeister von Merkendorf sitzt seit 2018 im Bezirkstag und will seine Arbeit dort fortsetzen. In seinem Vortrag ging er auf die Aufgaben des Bezirks ein und hob ganz besonders die Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf mit ihren vielfältigen Angeboten heraus. Ohne Gegenkandidat konnte er 91 Stimmen auf sich vereinen. Allerdings wurden in diesem Wahlgang neun ungültige Stimmzettel abgegeben.