Derblecken in Schillingsfürst: Wir haben die Fotos | FLZ.de

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Veröffentlicht am 16.03.2024 16:24

Derblecken in Schillingsfürst: Wir haben die Fotos

Christoph Maul als Fastenprediger in Bestform. (Foto: Simone Hedler)
Christoph Maul als Fastenprediger in Bestform. (Foto: Simone Hedler)
Christoph Maul als Fastenprediger in Bestform. (Foto: Simone Hedler)

Unfreundlich und ekelhaft geht es am Schillingsfürster Wertstoffhof zu. Deshalb verordnet der Bürgermeister den drei Mitarbeitern eine Schulung. Das Ziel ist allerdings nicht etwa mehr Freundlichkeit und Service. Nein, ganz im Gegenteil.

Beim Derblecken am Schlossberg verfolgt Bürgermeister Michael Trzybinski alias Werner Rauch ein ganz anderes Ziel: Schillingsfürst soll das Siegel „nachhaltige Kommune“ bekommen. Und dazu gehört, dass am Wertstoffhof möglichst wenig Müll entsorgt wird. In nur drei Wochen Probezeit haben die Aktiven rund um Markus Löschel, Matthias und Gerald Bär rund vier Stunden prall gefüllte Unterhaltung einstudiert. Moderiert von Mathias Neigenfink und wie immer gespickt mit zahlreichen Seitenhieben auf die lokale Prominenz – Lachtränen im Publikum sind gesichert.

Vier Stunden prall gefülltes Programm

Besonders, wenn Ralf Albig, Markus Löschel und Matthias Bär ihre Schulungsinhalte in die Praxis umsetzen. Müll wird am Wertstoffhof niemand mehr los; weder Willi und Sonja Trumpp (Markus Hofmann und Lena Zobel), noch die Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang (Regina Rothenberger) oder der VfB-Vorsitzende Stefan Gruber (Martin Rohn). Nicht einmal die Wörnitzer Bürgermeisterin Friederike Sonnemann (Veronika Dinzl) hat Erfolg.

Ganz in der Tradition des berühmten Nockherberg-Derbleckens darf auch in Schillingsfürst ein Singspiel nicht fehlen. Thema sind diesmal die Bauernproteste, mit einer ganz neuen Forderung: Lokführer-Gewerkschafter Claus Weselsky soll neuer Bauernvertreter werden. Dann stünde der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich nichts mehr im Wege.

Der Höhepunkt des Abend allerdings ist traditionell eine Person: Fastenprediger Christoph Maul, der in der Rolle des Schloss-Erbauers Fürst Philipp-Ernst zur Höchstform aufläuft. Neben den Bundespolitikern kriegen vor allem die Politiker aus der Region ihr Fett weg. Und zwar persönlich, denn viele von ihnen sind der Einladung zum Derblecken gefolgt. Zum Beispiel Dombühls Bürgermeister Jürgen Geier.

37.000 Radfahrerinnen und -fahrer müssten auf dem neuen Radweg zwischen Schillingsfürst und Dombühl fahren, bis die CO2-Bilanz aufgrund der gefällten Bäume wieder stimmt. Wobei – vielleicht finden sich noch rechtzeitig zwei Lurche, die alles verhindern, spekuliert Maul. Welche Wörter würden sich aus den roten Buchstaben des Dinkelsbühl-Schriftzugs bauen lassen, wenn Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer sie nicht hätte einbetonieren lassen? Auch das Schillingsfürster Lieblingsthema – der Weihnachtsbaum im Vatikan – darf nicht fehlen. Was, wenn der Papst ihn 2032 persönlich mit dem neuen Elektro-Papamobil abholen würde?

Christoph Maul schlägt ernstere Töne an

„Es sind verrückte Zeiten, aber wir haben es immer noch gut“, schlägt Maul zum Schluss ernstere Töne an. „Wir dürfen uns das nicht kaputtmachen lassen.“ Denn mit Menschen wie Putin und Höcke an der Macht sei es mit Kultur und Meinungsfreiheit nicht mehr weit her, warnt er. Entschieden spricht er sich gegen Diskriminierung aus: „Wenn alle, die nicht in Deutschland geboren wurden, weg sind, wird es dunkel.“ Für dieses klare Statement erntet er tosenden Beifall.

Martin Rohn, der auch in diesem Jahr die Ehrengäste mit seinen Gstanzln willkommen heißt, hat musikalische Unterstützung bekommen: In den Pausen gibt es Livemusik von dem Saxofonisten Arthur Vinivitin. Dreimal stehen die Derblecken-Akteurinnen und -Akteure am Wochenende auf der Bühne. Am Freitag- und Samstagabend und aufgrund der großen Nachfrage erneut am Sonntag-Nachmittag. Der Eintritt ist wie immer frei, stattdessen sammeln die Veranstalter Spenden für Vereine.


Simone Hedler
Simone Hedler
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