Buhs für Bayreuther „Siegfried“ | FLZ.de

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Veröffentlicht am 04.08.2022 05:30

Buhs für Bayreuther „Siegfried“

Ein städtischer Mitarbeiter bewässert die Grünfläche vor dem Festspielhaus in Bayreuth. (Foto: Daniel Vogl/dpa/Archivbild)
Ein städtischer Mitarbeiter bewässert die Grünfläche vor dem Festspielhaus in Bayreuth. (Foto: Daniel Vogl/dpa/Archivbild)
Ein städtischer Mitarbeiter bewässert die Grünfläche vor dem Festspielhaus in Bayreuth. (Foto: Daniel Vogl/dpa/Archivbild)

Der neue „Ring des Nibelungen“ auf dem Grünen Hügel von Bayreuth hat es beim Publikum weiter nicht leicht. Nach dem dritten Teil „Siegfried“ gab es am Mittwochabend lautstarke Buhs für die ideenreiche und unkonventionelle Inszenierung von Regisseur Valentin Schwarz.

Dabei beginnt sein buntes Konzept, nach einem holprigeren Start mit „Rheingold“ und „Walküre“, nun langsam aber sicher aufzugehen. Fragen, die sich in den ersten beiden Teilen noch stellten, werden nach und nach beantwortet und Licht fällt in das komplizierte Beziehungsgeflecht, das der junge Österreicher in seiner Familiensaga auf die Bühne bringt.

So ist Drache Fafner (Wilhelm Schwinghammer), den Siegfried (stimmgewaltig und laut: Andreas Schager) im zweiten Akt erlegen muss, bei Schwarz nicht etwa ein feuerspuckendes Fabelwesen, sondern das bettlägerige, greise und seine Pflegerin begrapschende Oberhaupt einer mafiösen Familie. Und dieses stirbt auch nicht durch die Hand Siegfrieds - sondern ganz profan an einem Herzinfarkt.

Der junge Mann, der schweigend am Krankenbett sitzt, stellt sich schließlich als das Kind heraus, das Fafner im „Rheingold“ noch - im Austausch gegen Göttertochter Freya - entführte: den späteren Siegfried-Mörder Hagen, der bei Schwarz schon vor der „Götterdämmerung“ auf der „Ring“-Bühne auftaucht.

Im Publikum gefällt das vielen nicht - ganz im Gegensatz zur musikalischen Darbietung an diesem Abend. Neben Schager, der frenetisch gefeiert wird, gibt es auch viel Jubel für Daniela Köhler und ihre warme, facettenreiche, wenn auch nicht ganz so kraftvolle Brünnhilde und Dirigent Cornelius Meister. Auch Wotan-„Wanderer“ Tomasz Konieczny, der sich bei der „Walküre“ noch so verletzt hatte, dass er im dritten Akt ersetzt werden musste, kam gut an beim Publikum. Selbst der als Mime auffallend schwache Arnold Bezuyen wurde begeistert beklatscht.

Nach dem „Siegfried“ fehlt nur noch die „Götterdämmerung“, um den neuen „Ring“ komplett zu machen. Die Premiere ist für diesen Freitag geplant. Dann wird sich auch das Regie-Team um Schwarz erstmals auf der Bühne zeigen. Für Donnerstag ist die Wiederaufnahme der „Lohengrin“-Inszenierung mit einem Bühnenbild von Neo Rauch geplant, die in diesem Jahr letztmals auf dem Grünen Hügel zu sehen sein wird.

© dpa-infocom, dpa:220804-99-266754/3

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