Beckmann-Ausstellung über Freud und Leid des Aufbruchs | FLZ.de

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 24.11.2022 12:12

Beckmann-Ausstellung über Freud und Leid des Aufbruchs

Gemälde, Skizzen, Tagebucheinträge und Dokumente des Malers und Bildhauers Max Beckmann sind ab Freitag in einer Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen. Im Zentrum stehe die lust- und leidvolle Erfahrung des Reisens, teilte das Museum am Donnerstag in München mit. „Departure“ nennt sich die Schau, die bis zum 12. März 2023 neben Werken aus der umfangreichen eigenen Sammlung des Hauses auch das gleichnamige Triptychon aus dem Museum of Modern Art in New York präsentiert. Die National Gallery of Art in Washington steuert zudem das dreiteilige Werk „Argonauten“ bei.

Die Ausstellung mit rund 70 Leihgaben zeigt Beckmann (1884-1950) als Menschen im Aufbruch: Fröhlich im Urlaub oder nachdenklich und bedrückt im Exil, nachdem er 1937 das nationalsozialistische Deutschland verlassen hatte und nach Amsterdam emigriert war. Das Max-Beckmann-Archiv in München hat viele persönliche Gegenstände beigesteuert wie Postkarten, Tagebücher, Briefe, Reisepässe, Fotoalben und Filme und sogar einen Reisekoffer mit bunten Hotel-Aufklebern.

Man wolle die Archivalien in direkten Bezug zu den Kunstwerken setzen, dadurch entstehe ein ganz anderes Bild von Beckmann als Mensch, sagt Oliver Kase, Kurator und Leiter der Sammlung Moderne Kunst. Er sieht auch viele aktuelle Bezüge. Aufbruch und Transit sei etwas, was uns im Moment sehr berühre, findet er und verweist auf Themen wie Migration und die Situation der Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. „Das sind alles Dinge, die Beckmann erlebt hat mit zwei Weltkriegen und dem Exil.“ Es sei beeindruckend, wie der herzkranke und depressive Künstler mit den Herausforderungen umgegangen sei und Haltung bewahrt habe, sagt Kase und lobt den Wortwitz und den lakonischen Humor, den Beckmann etwa in Tagebüchern oder Notizen offenbart.

Beckmann wurde 1884 in Leipzig geboren und studierte Kunst in Weimar. Viele Jahre lebte er in Berlin, Frankfurt am Main und Paris. Weil die Nationalsozialisten den Künstler immer stärker unter Druck setzten und Beckmann als „entartet“ diffamierten, entschied er sich 1937 schweren Herzens, ins Exil zu gehen. Sein Wunsch, in die USA auswandern zu können, erfüllte sich 1947, wo er schließlich am 27. Dezember 1950 in New York starb. Ein Großteil seiner Dokumente aus dem Nachlass befindet sich dank einer Schenkung im Archiv in München.

© dpa-infocom, dpa:221124-99-645762/3

north