Feuer verwüstet Nördlinger Tor: Dinkelsbühler OB ist schockiert | FLZ.de

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Veröffentlicht am 09.08.2023 07:11, aktualisiert am 10.08.2023 11:27

Feuer verwüstet Nördlinger Tor: Dinkelsbühler OB ist schockiert

Das Feuer im Nördlinger Torturm wütete am frühen Mittwochmorgen. (Foto: Feuerwehr Dinkelsbühl)
Das Feuer im Nördlinger Torturm wütete am frühen Mittwochmorgen. (Foto: Feuerwehr Dinkelsbühl)
Das Feuer im Nördlinger Torturm wütete am frühen Mittwochmorgen. (Foto: Feuerwehr Dinkelsbühl)

Im historischen Nördlinger Tor in Dinkelsbühl ist am Mittwochmorgen ein Brand ausgebrochen. Inzwischen steht fest, dass in zwei Stockwerken die Decken zerstört sind. Für die Einrichtung eines kleinen Museums zum Dreißigjährigen Krieg gibt es wenig Hoffnung.

Die Turmuhr am Nördlinger Tor blieb um fast genau um 5.30 Uhr stehen. Zu diesem Zeitpunkt informierte ein Zeuge die Einsatzstellen. Hinter einem Fenster des Turms war ein sonderbarer Lichtschein zu sehen. Der Anwohner hatte ein „Knistern“ wahrgenommen. Was sich schnell herausstellte: Im ersten Turmgeschoss war ein Feuer ausgebrochen.

Flammen gegen 6.45 Uhr unter Kontrolle

Rasch waren rund 50 Brandschützer der Feuerwehr vom nur ein paar Meter vom Nördlinger Tor entfernten Dinkelsbühler Katastrophenschutzzentrum mit ihrem Gerät an Ort und Stelle und begannen mit den Löscharbeiten. Auch Aktive der Feuchtwanger Brandschützer waren im Einsatz. Gut eine Stunde später, gegen 6.45 Uhr, waren die Flammen unter Kontrolle und um 7.10 Uhr gelöscht.

Das Nördlinger Tor gehört zu Dinkelsbühls markanten Denkmälern. Andreas Ganßer vom Dinkelsbühler Stadtbauamt berichtete gut zwei Stunden nach dem Ausbruch des Feuers, noch während des Einsatzes der Feuerwehr der Fränkischen Landeszeitung, dass es bislang nicht möglich sei, weiter als bis zur ersten Etage vorzudringen. Dort stehe das Löschwasser zentimeterhoch. In die oberen Stockwerke gelange man noch nicht. Mittlerweile weiß man, dass die Decken des ersten und zweiten Stockwerks völlig zerstört sind. Die Flammen drangen jedoch nicht bis in die dritte Turmetage hinauf.

Schaden durch Flammen und Löschwasser

Gesichert ist laut Auskunft der Stadt Dinkelsbühl wohl auch: Der Dachstuhl des um das Jahr 1400 errichteten Turms ist nicht vom Feuer betroffen und blieb weitgehend unversehrt. Da die Dachziegel keine Auffälligkeiten aufwiesen – soweit das von außen zu beurteilen war –, vermutete Andreas Ganßer das schon bald nach den Löscharbeiten. Der Turm gelte für die Bauleute als Rohbau, weshalb der Schaden sich in Grenzen halte. Ganßer sprach nach einer ersten Schätzung von bis zu 130.000 Euro.

Durch die große Menge an Löschwasser, das benötigt wurde, um die Flammen einzudämmen, entstand allerdings ein beträchtlicher Schaden am Turm und auch an Nebengebäuden. Durch die Tordurchfahrt tropft das Wasser heraus. Die Baufachleute der Stadt gehen aber davon aus, dass das Gewölbe unversehrt bleiben wird und wieder abtrocknet.

Die endgültige Schadenshöhe lässt sich jetzt noch nicht abschließend schätzen. Auch zur Brandursache gibt es bislang keine Auskunft. Die Kriminaltechnik der Kripo Ansbach wird erst am Nachmittag vor Ort erwartet. Das Technische Hilfswerk ist ebenfalls an der Unglücksstelle und versucht, einen provisorischen Zugang zum Turm zu ermöglichen.

„Die Getreuen des Königs Gustav Adolf 1632”

Das Museum des Vereins „Die Getreuen des Königs Gustav Adolf 1632” hatte weniger Glück. Von den Ausstellungsstücken ist vermutlich nach dem Brand nicht viel übrig.

Unzählige freiwillige Arbeitsstunden hatten die Mitglieder in den Nördlinger Torturm gesteckt, um im Jahr 2015 ihr kleines Museum zu eröffnen. Sie haben die Stuben gereinigt und aus ihrem Vereinsheim ein Projekt für die gesamte Stadt gemacht.

Die Tortürme waren seinerzeit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Das kleine Museum sollte eine Ergänzung zum bereits vorhandenen touristischen Angebot in der Stadt sein. Die Neuinszenierung geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise, wie die Getreuen es sich auf die Fahnen geschrieben haben, sollte die Historie verständlich und erlebbar machen. Immer wieder gab es in dem Turm auch Sonderausstellungen.

Ein Blick in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Über eine historisch-schiefe Treppe ging es hinauf in die neu gestalteten Räume. Wo einst das Museum 3. Dimension seine Wurzeln hatte, war bis zum Brand eine Wachstube erlebbar, wie sie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges typisch war. Einen Stock höher präsentierten die Getreuen nicht nur Biografien des Schwedenkönigs Gustav Adolf und Obristen Klaus von Sperreuth, sondern arbeiteten für ihre Ausstellung auf, wie die Einnahme Dinkelsbühls durch die Schweden wirklich gewesen sein könnte.

Das Museum war im Mai nach der Winterpause wieder in Betrieb genommen worden. Bei der Eröffnung waren unter den rund 140 Gästen auch Vertreter befreundeter historischer Vereine aus Nördlingen, Mönchsdeggingen und Aalen.

„Wir sind schockiert über einen weiteren Brand in unserem Dinkelsbühl“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer aus seinem Urlaub in Schweden. „Ich bin dankbar dafür, dass kein Mensch bei dem Feuer verletzt wurde und unsere Einsatzkräfte so schnell vor Ort waren.” Er dankte den Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und THW und schloss dabei auch die Feuerwehr aus Feuchtwangen ein.


Von Martina Haas und Johannes Hirschlach
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