Ansbach: Stephan Bauer nimmt sich Weihnachten vor | FLZ.de

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Veröffentlicht am 25.11.2023 14:52

Ansbach: Stephan Bauer nimmt sich Weihnachten vor

Ausgefuchster Kabarettist: Stephan Bauer. (Foto: Marion Etienne)
Ausgefuchster Kabarettist: Stephan Bauer. (Foto: Marion Etienne)
Ausgefuchster Kabarettist: Stephan Bauer. (Foto: Marion Etienne)

Stephan Bauer ist ein Virtuose der Sprache, aber einer der nicht, nur was zu sagen hat, sondern viel Sorgfalt auf das „Wie“ des Sagens verwendet. Die Art und Weise, wie er seine Gags und Kalauer, die immer ein wenig hinterhältig sind, präsentiert, hat Tiefgang.

Sein Programm „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles!“ sorgte in den Ansbacher Kammerspielen für ein gut gefülltes Haus und sehr viele Lacher. Und das Publikum hatte einen unterhaltsamen Abend, ein wenig Nachdenkliches und viel Humorvolles zur Stärkung für die kommende stressige Weihnachtszeit.

Kurze Adventszeit, früher Start

Eigentlich hatte der schlanke, in Jeans und modischem Sakko am Rande der Bühne unermüdlich umherlaufende Stephan Bauer das Programm für die Adventszeit konzipiert. Aber heuer ist eben die Adventszeit sehr kurz. Er war ein bisschen früher da.

Auf jeden Fall kam alles zu Sprache, was so mit Weihnachten zusammenhängt, von der religiösen Bedeutung über den Konsumwahnsinn der Adventszeit bis hin zum Stress- und streitbeladenem Höhepunkt, das Weihnachtsfest mit der Familie. Weihnachtsmärkte, skurrile Adventsessen, weihnachtlicher Dekorierwahn, Wichteln, Nikolausverkleidung und einige andere „lieb gewonnene“ Bräuche wurden seziert und gründlich entzaubert.

Bauer hat sein Publikum im Griff

Stephan Bauer jonglierte dabei gekonnt mit der Sprache, ahmte den Jugendjargon genauso wie die Kindersprache nach. Schnell hatte er sein Publikum im Griff und die Lacher auf seiner Seite.

Seine Art von Humor entwickelt einen stabilen Wiedererkennungswert, weil er gleichzeitig frontal daherkommt und doch Tiefgang hat. Wie er als gestresster, von der Frau gerade verlassener Single, sich als Opfer von Familie und Gesellschaft inszeniert, das hat was intellektuell-kafkaeskes an sich. „Es muss eine höhere Instanz geben, die an meinem Leid Spaß hat.“ Ergo wird es einen Gott geben, irgendwo. Aber der liebt die Menschen nicht. Er schaut wohl gerade „Bauer sucht Frau“.

Ihr Fett wegbekommen aber nicht nur Gott, Jesus, Maria und die Heiligen Drei Könige, auch die eigene „Horror-Familie“ kommt nicht ungeschoren davon. Die klammernde Mutter, der lieblose, geizige Vater, der den zweiten Advent mit einer Kerze vor dem Spiegel verbringt, sowie seine auch gerade Single gewordene Schwester, eine „Bio-, Öko-, Waldorf-, Feministen-, Wickelrock- Schlunze“ und ihre missratenen Bälger, allen wird ein imaginärer Spiegel vorgehalten.

Bosheiten mit Niveau

Es tut gut, über so viel Bosheit zu lachen. Das weiß dieser ausgefuchste Stephan Bauer und er kann auch über sich selbst gut herziehen und dabei auch Schritte unter die Gürtellinie wagen. Bei ihm wirkt fast alles niveauvoll-amüsant und garantiert lachmuskelanregend.

Und dann fallen, wie in der Zugabe solche Pointen wie: „Wir leben in einem Land, wo jeder sich sein Geschlecht aussuchen darf, aber die Heizung nicht.“ Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Trotzdem: frohe Weihnachten – kann man vor den ersten Advent schon mal wünschen!


Von Marion Etienne
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