Das Gelände „Am ehemaligen Wasserschloss“ zwischen Hauptkirche und Zenngrundbahn wird seit Jahrzehnten von einem Fuhrunternehmen genutzt. In der jüngsten Sitzung des Wilhermsdorfer Marktgemeinderats ging es nun um den „städtebaulichen Rahmenplan“ für ein etwa 8000 Quadratmeter umfassendes „Quartier“.
Schon im Jahre 2017 hatten Architektur-Studierende der Ohm-Hochschule Nürnberg Modelle präsentiert, wie die Fläche zukunftsträchtig entwickelt werden könnte. „Further Place“, „Zipper an der Zenn“, „Höfe“, „Trianger“ oder „Schlossallee“ hießen ihre Ideen.
So hatte beispielsweise Student Elias vom Orde um die 100 barrierefreie Wohnungen für Jung und Alt in sein neues „Wilhermsdorfer Quartier“ gezeichnet. Ein paar alte Häuser an der Ansbacher Straße müssten dafür weichen, die meisten könnten aber stehenbleiben.
Die Aufgabe für die Studierenden hieß seinerzeit: „Wie ist die bisher als Abstellplatz für Lkw und als Baustofflager genutzte Fläche als Motor für Wilhermsdorf zu aktivieren?“ Was damals noch ein Traum war, könnte bald Wirklichkeit werden. Denn das Unternehmen will in den nächsten Jahren zum westlichen Ortsende umsiedeln. Das Sondergebiet dafür ist gerade in Entwicklung.
Und deshalb sollen nun „städtebauliche Missstände durch geregelte Überplanung beseitigt werden“, steht in der Sitzungsvorlage. Die Nürnberger Architektin Brigitte Sesselmann, seit einigen Jahren für die Gemeinde als Sanierungsberaterin tätig, beschrieb dem Gremium nun, wie sie die „Chancen auf Neuordnung und Aufwertung des Bereiches“ sieht. Ja, „dem Schlosshof fehlt das Herzstück“, also das im 19. Jahrhundert abgebrochene Schloss. Mit Hilfe einer sehr unterschiedlich strukturierten Bebauung mit zweigeschossigen Gebäuden wie sie „eine sinnvolle bauliche Abrundung des historischen Ortsrandes und eine Nachverdichtung ermöglichen, aber gleichzeitig einen grünen Übergang zum Zenngrund schaffen“, so Sesselmanns Idee.
Die Erschließung für Fahrzeuge solle auf der Seite des Bahnhofs-Mitte erfolgen, doch „Autos sollen draußen gehalten werden“. Deshalb schlägt Sesselmann auf der Südseite ein Bauwerk vor, dessen Untergeschoss als Hochwasserspeicher dienen und darüber Stellplätze enthalten könne. Außerdem werde so der Lärmschutz zu Bahn und Umgehungsstraße ermöglicht. Auch zur Art der Häuser selbst – eine Mischbebauung mit Giebeln und Flachdächern, aber aus Hochwassergründen ohne Keller – hat sich die Planerin schon Gedanken gemacht. Und einen Platz für etwa 60 Wohneinheiten hat sie ausgerechnet, darunter sozialen Wohnungsbau und Familienwohnen. Barrierefrei, grün und energetisch optimiert solle das Quartier natürlich auch werden, so Sesselmann.
An einem mitgebrachten Modell konnten sich alle Anwesenden zu den Grundideen informieren – auch wenn die Orientierung im ersten Moment schwierig war: „Leider ist die Kirche irgendwo verloren gegangen“, entschuldigte Sesselmann die Irritation. Tatsächlich fehlte das entsprechende Bauklötzchen.
Viel Nachdenken hatten auch die Studierenden vor fast sechs Jahren ausgelöst. So hatte Elias vom Orde zugegeben, sein Quartier sei ein „Bruch“ mit vorhandenen Architektur-Sichtweisen. Doch schon damals, beugten sich Gemeinderatsmitglieder und anwesende Bürger sehr interessiert über die ausgestellten Entwürfe. Denn über praktische Probleme wie Hochwasser und Barrierefreiheit hatten sich auch die Studierenden viele Gedanken gemacht und Lösungen gefunden.
Nun gab es natürlich wiederum Nachfragen aus den Fraktionen. Darin ging es schon um Details wie Spielstraße oder Schadstoffe, die dort unter der Erde liegen könnten. Zumal Brigitte Sesselmann darauf hingewiesen hatte, dass auf dem Gebiet Bodendenkmale erwartet werden. Deshalb „können Gutachten noch Änderungen bringen“, so die Planerin. Zur Beruhigung erinnerte Uwe Emmert die Ratsmitglieder daran: „Mit dem Beschluss heute zurren wir noch nichts fest, sondern billigen nur den Rahmenplan.“ Und diesem Vorschlag folgten am Ende alle Fraktionen einvernehmlich.