21-Jähriger und seine Mutter ohne Arbeit: Geld ist nach Rückschlägen knapp | FLZ.de

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Veröffentlicht am 20.12.2024 18:30

21-Jähriger und seine Mutter ohne Arbeit: Geld ist nach Rückschlägen knapp

Ein positiver Covid-Test warf das Leben von Theresa D. völlig aus der Bahn. Über Wochen konnte sie nicht aufstehen, zwei Jahre lang wegen der Spätfolgen nicht arbeiten. (Foto: Jim Albright)
Ein positiver Covid-Test warf das Leben von Theresa D. völlig aus der Bahn. Über Wochen konnte sie nicht aufstehen, zwei Jahre lang wegen der Spätfolgen nicht arbeiten. (Foto: Jim Albright)
Ein positiver Covid-Test warf das Leben von Theresa D. völlig aus der Bahn. Über Wochen konnte sie nicht aufstehen, zwei Jahre lang wegen der Spätfolgen nicht arbeiten. (Foto: Jim Albright)

Bald endet das Jahr 2024. Jonathan D. (alle Namen geändert) ist darüber nicht böse. Denn für seine Familie war es ein sehr schweres Jahr. Plötzlich geht das Geld aus. Der Herd funktioniert nicht mehr richtig. Der Kühlschrank ist leer. „Das war kein gutes Gefühl“, sagt der 21-jährige Jonathan D. Jetzt soll es endlich wieder aufwärts gehen. Aber der Schuldenberg belastet.

„Ohne die Oma hätten wir das gar nicht geschafft“, sagt Mutter Theresa D. dankbar. 400 bis 500 Euro hat sie Monat für Monat ihrer Tochter und ihren beiden Enkeln zukommen lassen – Jonathan hat eine kleine Schwester –, obwohl sie selbst nicht viel hat. Trotzdem wird es finanziell immer enger.

Geld für nötige Reparaturen oder gar Neuanschaffungen bleibt da bei weitem nicht. „Es hat für ein bisschen Grünzeugs im Kühlschrank gereicht.“ Und für ein wenig Wärme. Die Heizung läuft allerdings im niedrigen Bereich – wegen des Sparzwangs. Geld für neue Kleidung: Fehlanzeige. Jonathan trägt seine T-Shirts und Pullover, seit er zwölf Jahre alt ist. Mittlerweile notgedrungen bauchfrei.

Die große Angst vor der Jahresabrechnung

Mit Corona beginnt das richtige Schlamassel. Theresa D. steckt sich 2022 an. Sie trifft es hart. Es folgt eine rund zweijährige Krankengeschichte. Long Covid. Die Mittvierzigerin wird arbeitsunfähig. Nach 18 Monaten Krankengeld muss sie Arbeitslosengeld beziehen. „Ich konnte wochenlang gar nicht aufstehen.“ Die finanzielle Lage wird immer enger. Dann explodieren auch noch die Stromkosten. Obwohl die Familie weniger verbraucht, steigt die Monatsrate von 90 auf 170 Euro.

„Das hat uns ordentlich reingerissen.“ Das Geld von Oma reicht gerade so für das Nötigste. Der Schuldenberg wächst und wächst. 3500 Euro sind es mittlerweile. „Und wir haben richtig Angst vor der Jahresabrechnung 2024.“ Hoffentlich nicht schon wieder eine saftige Nachzahlung.

Vater war stark drogenabhängig

Jonathan D. ist 21 Jahre alt. Er würde gerne arbeiten. Doch seine Gesundheit lässt es derzeit nicht zu. Er leidet unter Depressionen. Panikattacken quälen ihn im Alltag. Und die Erlebnisse in der Kindheit hat er bis heute nicht verarbeitet. „Mein leiblicher Vater war stark drogenabhängig. Er hat wirklich alles genommen, was es so gab.“ Entsprechend hat er sich auch nicht unter Kontrolle. Die Mutter trennt sich.

Kurze Zeit später lernt Theresa D. einen neuen Mann kennen. Er ist charmant. Ebenfalls alleinerziehend. „Nach der Hochzeit hat er dann sein wahres Gesicht gezeigt.“ Häusliche Gewalt. Schläge. Blaue Augen. Theresa und Jonathan D. fliehen zur Oma. In die Sicherheit. Aber für den Jungen ist all das zu viel. Er erleidet eine posttraumatische Belastungsstörung, zieht sich zurück, redet kaum. „Ich war auch in der Schule recht ruhig und wurde gemobbt.“ Die Jugend wird zur Qual. Zwei Ausbildungen muss er abbrechen, zu groß sind die psychischen Bürden.

Ein Beruf in der IT-Branche oder mit Technik

„Viele sagen zu mir, es ist doch schön, den ganzen Tag zu Hause zu sein“, erzählt Jonathan D. „Genieß es doch“ – ein Spruch, den er öfter hört. „Aber mir fällt die Decke auf den Kopf.“ Der 21-Jährige würde gerne arbeiten, aber daran ist aktuell noch nicht zu denken. Jonathan D. ist in einer Therapie, eine Sozialpädagogin unterstützt ihn bei allem, „was mir schwerfällt“. Beim bürokratischen Papierkrieg eben.

„Irgendwas mit Computern“ will er machen – IT, Websites, „technischer Kram“. In der Umgebung sind solche Arbeitsplätze allerdings rar gesät. Die Zeit daheim nutzt der 21-Jährige aber fürs Selbststudium. Er übt fleißig, baut Homepages, betreibt ein kleines Online-Radio, baut eigene Clouds und Firewalls. „Wenn ich Zeit habe, mache ich das den ganzen Tag.“ Eine Ausbildung vor dem September dürfte aber schwer werden.

Stationärer Klinikaufenthalt steht bevor

Zwei bis drei Monate muss Jonathan D. im neuen Jahr in eine psychiatrische Klinik. Vollstationär. Der zähe Kampf gegen die posttraumatische Belastungsstörung. Danach aber, so hofft Jonathan D., ist er auch psychisch endlich bereit für die Arbeitswelt.

Für die Familie gibt es wieder einen Funken Hoffnung. Seit kurzer Zeit arbeitet die Mutter wieder. Erst einmal in Teilzeit. „Es ist schwierig, nach so langer Krankheit wieder reinzukommen.“ Aber jeder Euro tut gut. Wäre da nur nicht dieser Schuldenberg.

Ein neuer Funken Hoffnung

Mit den Spenden aus der Aktion „FLZ-Leser helfen“ will die Familie endlich die dringend nötige Reparatur der Küchengeräte in Angriff nehmen. Der Herd wärmt nicht mehr richtig. Entsprechend ist viel Energie nötig. Ein Teufelskreis. Ein neues Exemplar, „das wäre schön. Das ist unsere größte Baustelle gerade“, betont Theresa D. „Ich hoffe, dass es durch meinen Job jetzt wieder besser wird.“ Der Optimismus, er ist geblieben.

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