Mal Wein, mal wild: Südafrikas faszinierende Vielfalt | FLZ.de

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Veröffentlicht am 20.03.2024 00:57

Mal Wein, mal wild: Südafrikas faszinierende Vielfalt

Bunte Häuser: Sie sind das Markenzeichen im Malaienviertel Bo-Kaap in Kapstadt. (Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn/dpa)
Bunte Häuser: Sie sind das Markenzeichen im Malaienviertel Bo-Kaap in Kapstadt. (Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn/dpa)
Bunte Häuser: Sie sind das Markenzeichen im Malaienviertel Bo-Kaap in Kapstadt. (Foto: Andreas Drouve/dpa-tmn/dpa)

Das „schönste Ende der Welt“, so vermarktet sich Südafrika. Vielfältig ist das Land am Kap der Guten Hoffnung in jedem Fall. Es bietet weit mehr als die Garden Route, bekannte Panoramastrecke nahe der Südspitze des Kontinents, oder den Kruger-Nationalpark. 

Wir stellen fünf Stationen und Ideen vor, die eine Reise in das Land facettenreich machen:

1. Kapstadt: Die bunten Seiten der Stadt am Tafelberg

Es ist, als hätten Maler dick aufgetragen und ganze Tuschkästen geleert: Bo-Kaap wirkt wie ein Großgemälde. Bo-Kaap ist Kapstadts historisches Viertel der Kapmalaien, deren Vorfahren die niederländischen Kolonialherrscher im 17./18. Jahrhundert aus Asien ins Land holten, oft als Sklaven.

Der Stadtteil steht für Südafrikas Vielfalt der Völker, Kulturen und Religionen, untermauert durch Moscheen. Die herausgeputzten Häuschen trotzen, wenn man so will, der dunklen Geschichte. Sie zählen zum Kulturerbe und tragen pastellene Anstriche. Gelb. Grün. Rosa. Türkis.

Hibiskushecken ergänzen die Farbenflut in Rot und Orange. Stille steht über den Gassen, die teils kopfsteingepflastert sind. Im Hintergrund erhebt sich der Tafelberg, falls er sich nicht gerade hinter seinem weißen „Tafeltuch“ aus Wolken versteckt.

Zusatztipps für Bo-Kaap: Das Atelier „Nathan Chikoto“ in der Chiappini Street präsentiert bunte Recycling-Kunst, der Gewürzladen „Atlas“ in der Wale Street ist bestens sortiert.

2. Wildlife: Es müssen nicht immer die „Big Five“ sein

Der Wecker kennt keine Gnade. Viertel nach fünf. Raus aus den Federn, rein ins Fahrzeug. Noch versteckt sich die Sonne. Die Spannung steigt, ob in Nationalparks wie dem weltberühmten Kruger oder privaten Naturschutzgebieten. Wird man die sagenhaften „Big Five“ erleben? Die „großen Fünf“, also Elefant, Nashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard? Am besten, man bucht einen „Game Drive“, eine organisierte Wildtierfahrt.

Obgleich meterhoch, fällt die Giraffe nicht unter die „Großen“. Bei einer motorisierten Pirsch in der Provinz Nordkap beobachten wir die eleganten Tiere, die an Bäumen ihre Fressorgien feiern und schon ein indigenes Volk faszinierten, lange bevor die Europäer das Land kolonisierten. „Giraffen waren bei den Khoikhoi auf Felsmalereien abgebildet. Sie konnten den Himmel berühren und Regen auslösen“, sagt Führer Humphrey Javangwe, der das Allradfahrzeug steuert.

Unterwegs bekommen wir zudem Gnus, Springböcke, Klippspringer und Köcherbäume mit Riesennestern von Webervögeln zu sehen. Es müssen nicht immer die „Big Five“ sein.

3. Weinwelten: Edle Tropfen seit 1685

Sitzt man bei der Probe auf Südafrikas ältestem Weingut Groot Constantia auf der Terrasse, fühlt man sich wie im Paradies. Hier fließt die Produktion seit 1685 – und Kennerin Phumela Bangani serviert den nächsten Tropfen. Höhepunkte sind die Roten mit Aromen von Pflaumen, dunkler Schokolade, Muskatnuss, Tabak. „Ein Pinotage ist bei uns in Südafrika richtig happy“, urteilt sie über das Gedeihen der bekannten Rotweinsorte.

Wer es rot und richtig körperreich mag, wählt Tropfen aus Stellenbosch und Franschhoek.Bei frischen Rosés und Weißen ist man in der Provinz Nordkap etwa auf dem familiär geführten Betrieb „Die Mas van Kakamas“ richtig. Winzer André Landman ist stolz, dass er auf seiner Farm 17 Rebsorten anbaut. Zu seinem Portfolio zählen außerdem Brandys, die jahrelang in Eichenfässern reifen.

4. Johannesburg: Stadttour im Tuk Tuk 

Es knattert und stinkt. Der Plastikschutz an den Seiten des Tuk Tuks ist hochgezogen, die gepolsterte Rückbank bequem. Am Lenker sitzt Sharon Miricale, die vor zwei Jahren aus Uganda hierherkam, angetrieben vom Wunsch nach einem besseren Leben. Johannesburg ist eine Flüchtlings- und Zuzugsstadt.

Die Tour startet im Viertel Maboneng, das als sicher gilt. Miricale steuert volle Kraft voraus durch den ungeschminkten Alltag. Obstkarrenschieber sind unterwegs. Ein Schuhflicker klebt am Straßenrand Sohlen zusammen. Schönheitssalons und der Finanzdistrikt stehen in krassem Widerspruch zu Armutsgestalten, die Säcke voller Dosen und Plastik zu Recyclingfirmen schleppen.

Auf dem Markt Kwa Mai Mai gerät man als europäischer Besucher im knallgelben Tuk Tuk rasch zur Attraktion. Rauchsäulen steigen von Grills auf. Klänge wummern aus Boxen. Auf Tischen kreist am Morgen der Fusel. Man fühlt sich von neugierigen, freundlichen Augen umkreist – aber nicht unsicher.

Im Bezirk Jewel City liegt eine der kuriosesten Adressen Südafrikas. „Collectors Treasury“ spannt sich über mehrere Stockwerke, gefüllt mit antiken Schätzchen, Schallplatten und zwei Millionen Secondhand-Büchern, die sich an Treppen und in Räumen übereinander stapeln.

Herren über das herrliche Durcheinander in einem der größten Antiquariate des ganzen Kontinents sind die Brüder Geoff und Jonathan Klass. Bei der Suche kann der kauzige Geoff, 75 Jahre alt, nur eingeschränkt helfen. „Manchmal findet ein Buch zu einem selbst“, sagt er und lacht.

Weitere Stopps sind eine hippe Jazzlounge und die Dachterrasse im 15. Stock des Hallmark House, wo man über Südafrikas einwohnerstärksten Metropole thront. Im Großraum leben rund fünf Millionen Menschen.

5. Der Orange River: Paddeln auf dem Grenzfluss

Für Lodgebesitzer Danie van Zyl ist der Orange, mit knapp 2200 Kilometern der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika, Segen und Fluch zugleich. „Wir leben im Paradies, aber das Paradies hat seinen Preis“, sagt er und meint damit gelegentliche Überflutungen seiner unweit von Augrabies gelegenen Unterkunft. Er bietet kurze Paddeltrips an, doch das Nonplusultra sind Mehrtagestouren diverser Veranstalter.

Der Orange - auch Oranje genannt - trennt Südafrika von Namibia, bewässert Trauben- und Melonenfelder und setzt einen Schnitt, den man bereits beim Anflug nach Upington sieht. Größer könnte der Kontrast zwischen dem grüngesäumten Flussband und dem anstoßenden Braun der Halbwüste der Kalahari kaum sein.

Im Nationalpark Augrabies Falls stützt der Orange spektakulär in eine Schlucht. Das Willkommensschild an der Zufahrt bereitet auf die donnernde Geräuschkulisse vor. „Platz großen Lärms“, steht dort.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Südafrika ist das südlichste Land auf dem afrikanischen Kontinent und dessen wirtschaftliches Zentrum. Das Klima ist trocken bis subtropisch feucht. 

Beste Reisezeit: Mildes Wetter herrscht von März bis Mai, auch der südafrikanische Frühling von September bis November gilt als angenehme Reisezeit.   

An- und Einreise: Direktflüge von Frankfurt am Main gibt es nach Kapstadt und Johannesburg. Für Südafrika benötigt man kein Visum, der Reisepass reicht.

Umherreisen: Individualisten buchen an Flughäfen einen Mietwagen, am besten vorab. In Südafrika herrscht Linksverkehr. Stets sollte man Sicherheitshinweise beachten; das Auswärtige Amt stuft die Kriminalitätsrate als hoch ein und rät unter anderem bei Fahrten nach Einbruch der Dunkelheit und durch Townships zu erhöhter Vorsicht.

Währung: Für einen Euro bekommt man rund 20 südafrikanische Rand (ZAR). Die Zahlung mit Kreditkarte ist weitverbreitet. Euro und US-Dollar kann man in den Metropolen fast überall wechseln.

Gesundheitshinweise: Impfungen sind bei Einreise aus Deutschland nicht vorgeschrieben, empfohlen wird eine Hepatitis A-Prophylaxe. Malaria ist saisonal in manchen Regionen ein Risiko.

Zeitverschiebung: In der mitteleuropäischen Winterzeit ist Südafrika eine Stunde voraus, ansonsten zeitgleich. 

Strom: Man braucht einen Adapter (drei Stifte). Die anhaltende Elektrizitätskrise kann zu Stromausfällen führen. 

Weitere Auskünfte: www.southafrica.net

© dpa-infocom, dpa:240320-99-397123/2


Von dpa
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