Initiative begrüßt Missbrauchsklage gegen Kirche | FLZ.de

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Veröffentlicht am 23.06.2022 11:06

Initiative begrüßt Missbrauchsklage gegen Kirche

Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)
Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)
Blick auf die Justitia über dem Eingang eines Landgerichts. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Die Initiative Sauerteig aus Garching an der Alz in Oberbayern hat die Klage eines Opfers im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche gegen den mutmaßlichen Täter und Kirchen-Verantwortliche begrüßt. Dies sei vielleicht „endlich der Weg, den Missbrauch und das Unrecht vor einem weltlichen Gericht verhandeln zu lassen“, teilte die Initiative am Donnerstag mit.

Die Feststellungsklage richtet sich auch gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI., gegen das Erzbistum München-Freising sowie den früheren Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter.

Die Initiative Sauerteig betonte, dass ein solches Verfahren lange dauern könne und mit hohen Kosten für den Kläger verbunden sei. Deshalb will die Organisation Spenden sammeln, um Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu unterstützen.

Kläger ist den Berichten des Bayerischen Rundfunks, des Recherchezentrums Correctiv und der „Zeit“ zufolge ein heute 38-jähriger Mann aus Bayern, der als Kind von dem Priester sexuell missbraucht worden sei. Mit Blick auf Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt, heißt es demnach in der Klageschrift, dieser habe als Kardinal „Kenntnis von allen Umständen“ gehabt und habe es „zumindest billigend in Kauf genommen, dass dieser Priester ein Wiederholungstäter ist“. Trotzdem soll Ratzinger den Priester wieder in der Seelsorge eingesetzt haben.

Die Klage werde nun bearbeitet, hatte das Landgericht Traunstein am Mittwoch mitgeteilt. Da die Missbrauchstaten weitgehend verjährt sind, handelt es sich um eine Feststellungsklage. Mit ihr ist zwar keine strafrechtliche Verfolgung verbunden, möglicherweise wird aber die Schuld festgestellt.

Ein vom Erzbistum in Auftrag gegebenes, im Januar vorgestelltes Gutachten einer Anwaltskanzlei war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Auch dem emeritierten Papst wird darin Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Benedikt verfasste einen Brief, in dem er die Opfer sexuellen Missbrauchs um Entschuldigung bat. Konkrete Vertuschungsvorwürfe gegen sich wies er aber entschieden zurück.

© dpa-infocom, dpa:220623-99-767938/3

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