„Es herrscht mal wieder Krieg im Wald.“ So interpretiert Britta Mayer den Anblick, der sich ihr unweit des Bechhofer Ortsteils Burgstallmühle in der Abteilung Ellenbach der Bayerischen Staatsforsten bietet, nachdem dort vor Weihnachten Holz mit dem Harvester geerntet worden ist.
Seitdem klaffen Schneisen im Wald, auf deren Boden abgesägte Äste liegen. Zum Teil haben sich Reifenspuren tief ins Erdreich gedrückt. Britta Mayer sorgt sich um den Wald und wundert sich über die Art und Weise, wie die Bayerischen Staatsforsten ihn bewirtschaften. Sie hält sich täglich im Wald bei Burgstallmühle auf, um auszureiten oder mit ihren Hunden Gassi zu gehen. Sie liebt den Wald. Doch die Spuren, die der Harvester-Einsatz dort hinterlassen hat, tun ihr im Herzen weh.
Schon im Sommer habe sich der „Krieg im Wald“, wie sie sich ausdrückt, angekündigt. „Da prangten plötzlich neonrote Zahlen auf Baumstämmen am Wegesrand, achtlos weggeworfene Spraydosen lagen herum, und es war klar, früher oder später würde es losgehen“, erinnert sie sich.
Im Dezember sei es dann so weit gewesen. Der Harvester habe „wochenlang Bäume im Minutentakt gefällt“. Das Schlagen eines Baumes mit dem Vollernter verursache ein schreckliches Geräusch, erzählt Britta Mayer. Es klinge wie Stöhnen, das dann mit einem lauten Wums abrupt ende.
Die riesige Maschine fixiert die Bäume, die gefällt werden sollen, mit Greifarmen, sägt sie ab, hebt sie um, entastet sie und sägt die Stämme auch gleich auf das gewünschte Maß.
Daniel Engelhard, stellvertretender Forstbetriebsleiter im Rothenburger Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten, kann nachvollziehen, dass der Wald Laien nach einer Holzernte mit dem Harvester „wüst“ anmutet. Doch er gibt Entwarnung. Die optische Veränderung werde nach zwei, drei Jahren kaum mehr auffallen. Die Natur erhole sich schnell von menschlichen Eingriffen. Es bestehe kein Grund zur Sorge.
„Wir haben nichts zu verbergen und erklären gerne, wie und warum wir mit dem Harvester arbeiten.“ Mit der Maschine seien höhere Arbeitssicherheit und mehr Leistung gewährleistet. Obendrein sei der Einsatz eines Vollernters waldschonender als eine händische Ernte, da der Harvester die Bäume aus dem Waldbestand heraushebt und auf der Rückegasse aufarbeitet. Dort werden die Stämme entastet und auf die gewünschte Länge geschnitten.
Der Boden der Rückegasse werde durch die aufgearbeiteten Äste und Restkronen geschont. Sie bilden eine „Matratze“, auf der der Harvester und die nachfolgende Maschine fahren, die das Holz zu einem mit einer Tragschicht befestigten Lkw-Weg transportiert.
Um ein flächiges Befahren des Waldbodens zu verhindern, würden vor der Holzernte im Abstand von circa 30 Metern drei bis vier Meter breite Rückegassen aufgehauen. Sie sind dauerhaft angelegt und nur darauf fahren die Maschinen zum Ernten und Rücken des Holzes an den Lkw-Weg.
Die Rückegassen haben laut Engelhard einen Anteil von zwölf Prozent in einem Waldbestand. Die restlichen 88 Prozent würden nicht befahren. Somit sei dort Nachhaltigkeit immer gewährleistet. „Ohne Rückegassen könnten wir kein Holz ernten, um klimaschädliche Baustoffe zu substituieren“, gibt Engelhard zu bedenken.
Je nach Länge und Größe seines Greifarms wiege ein Harvester circa 15 bis 25 Tonnen. Dank acht 70 Zentimeter breiter Niederdruckreifen ergebe sich allerdings eine große Aufstandsfläche. Dadurch verursache der Vollernter weitaus weniger Bodenschäden als ein üblicher Traktor.
Schäden könnten jedoch passieren, je höher die Bodenfeuchtigkeit, insbesondere ohne Frost, sei und je niedriger die „Matratze“, die den Druck abfedert. Bei händischer Ernte liege das Restholz im Waldbestand und es gebe gar keine schonende „Matratze“, sagt Engelhard. Im Rothenburger Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten würden 20 bis 25 Prozent des Holzes händisch geerntet, der Rest maschinell.
Freilich bestehe die Gefahr, dass bei der Holzernte mit dem Harvester ab und an auch Jungbäume abgeknickt werden. Das könne bei händischer Ernte aber auch passieren. „Ganz ohne kleine, temporäre Schäden geht es bei der Holzernte nicht“, sagt der stellvertretende Forstbetriebsleiter. Allerdings würden sich die Schäden an den Bäumchen verwachsen beziehungsweise die Nachbarbäumchen hätten mehr Platz für ein besseres Wachstum.“
Im Sommer haben die Revierförster die zu entnehmenden Bäume markiert. „Dass dabei Spraydosen im Wald liegengeblieben sind, das sollte nicht passieren“, betont Engelhard. „Es war mit Sicherheit ein Versehen.“ Er ist seit 1990 im Staatswald unterwegs und kann sich nicht daran erinnern, jemals einen solchen Fund gemacht zu haben.
Wenn den Forstarbeitern bei der Markierung der Bäume eine Höhle – etwa von einem Specht – auffalle, werde der Baum grün angesprüht und bleibe selbstverständlich stehen.