Veröffentlicht am 25.05.2023 17:00

Geldautomaten-Sprenger: Wie wehren sich Banken in der Region?

Bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Bank-Filiale in Rothenburg wurden auch die angrenzenden Räume verwüstet. (Foto: VR-Bank Mittelfranken Mitte)
Bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Bank-Filiale in Rothenburg wurden auch die angrenzenden Räume verwüstet. (Foto: VR-Bank Mittelfranken Mitte)
Bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Bank-Filiale in Rothenburg wurden auch die angrenzenden Räume verwüstet. (Foto: VR-Bank Mittelfranken Mitte)
Bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Bank-Filiale in Rothenburg wurden auch die angrenzenden Räume verwüstet. (Foto: VR-Bank Mittelfranken Mitte)

Die Geldautomaten-Sprenger könnten mitlesen, wenn Medien über sie berichten. Das befürchten sowohl die Polizei als auch die Banken. Einigkeit herrscht darüber, dass sich die Anschläge nicht mehr lohnen dürfen, indem automatisch die Beute unbrauchbar gemacht wird. Doch bei Fragen nach dem Wie werden Sprecher der Banken schmallippig.

Auch die Polizei informiert nur sehr eingeschränkt darüber, auf welche Weise sie hofft, der oder den derzeit in Bayern aktiven Banden das Handwerk zu legen. Dies gilt insbesondere für den jüngsten westmittelfränkischen Fall – die Sprengung von drei Geldautomaten in der Rothenburger Hauptfiliale der VR-Bank Mittelfranken Mitte am Samstag, 29. April, gegen 4.10 Uhr.

Ein von der ersten Sprengung wach gewordener 47-jähriger Nachbar hatte ein Video gedreht, auf dem die dritte der Sprengungen laut zu hören ist – und wie sich die offenbar vier mutmaßlichen Täter in einer Fremdsprache unterhalten. In welcher Sprache? „Wir wissen es. Wir machen aus ermittlungstaktischen Gründen dazu keine Angaben.“ So äußerte sich auf FLZ-Anfrage Ludwig Waldinger von der Pressestelle des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) zu einem der wesentlichen Ergebnisse der Auswertung des Videos.

Zu Tat in Rothenburg „weiterhin keine heiße Spur”

Und er fügte hinzu, dass die Täter Veröffentlichungen über sie aufmerksam verfolgen dürften. Dabei bezog er sich auf die einige Wochen vor dem Rothenburger Anschlag erfolgte Verhaftung einiger mutmaßlicher Täter bei anderen Automatensprengungen aus einer niederländischen Gruppe.

Laut Waldinger stehen die Verhafteten in Verdacht, neben 90 weiteren Taten Anfang 2022 auch einen Geldautomaten der VR-Bank Mittelfranken Mitte in Lichtenau gesprengt zu haben. Doch im Falle von Rothenburg gebe es „weiterhin keine heiße Spur“, teilte er gestern mit.

Die Täter bringen aufgrund der großen Wucht der Detonationen auch Anwohner in Gefahr. Umso größeren Wert legt die Polizei darauf, die Prävention zu verbessern, insbesondere indem die jeweilige Beute nach solchen Anschlägen null Euro beträgt. „Wir empfehlen Einfärbesysteme für die Geldausgabeautomaten, damit die Beute im Falle einer Sprengung unbrauchbar wird“, so Waldinger. Der Sprecher des Landeskriminalamts wandte sich gegen Behauptungen, die Farbe aus den Geldscheinen könne im Nachhinein wieder entfernt werden. Laut Waldinger gibt es seitens der Polizei „keine Erkenntnisse“, dass dies möglich sei.

Geldscheine verkleben oder mit Farbe bekleckern

Zu einem neuartigen System, durch das die Geldscheine im Falle einer Sprengung verklebt werden, wollte er sich nicht äußern. Er begründete dies mit den Worten: „Wir machen eine individuelle Beratung von Banken. Näheres wollen wir zu den Inhalten der Beratung nicht kommunizieren.“

Indes wollen einige Sparkassen in Deutschland das neuartige Klebesystem einsetzen. Doch von der FLZ stichprobenartig befragte Sparkassen in Westmittelfranken hatten noch keine verbindlichen Absichten im Hinblick auf dieses Verfahren.

So antwortete Manuela Hofmann, Bereichsleiterin Marketing der Sparkasse im Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim: „Die Sparkasse im Landkreis ist bestrebt, ihre Geldautomaten und damit auch Menschen und Gebäude vor Sprengungen zu schützen. Aus diesem Grund nutzen wir zur Abwehr die aktuelle Sicherungsmethode über Färbesysteme. Wenn es neuere zugelassene Methoden gibt, wie zum Beispiel das bisher vor allem in den Niederlanden verbreitete Klebesystem, werden wir diese ebenfalls installieren.“

In vielen Automaten ist Schutztinte im Einsatz

Sie verwies darauf, dass etwa in der Filiale Diespeck an dem Geldautomaten ein Aufkleber auf das Färbesystem hinweist. „Banknoten werden bei Angriff entwertet. INK PROTECTED“. Diese klare Botschaft vermittelt auch ein relativ neuer Geldautomat der Sparkasse Ansbach in der Bezirkshauptstadt am Montgelasplatz.

Dr. Michael Reinhart, der stellvertretende Pressesprecher des Geldinstituts, teilte zu dessen Sicherheitsstrategie mit: „Das Klebesystem wird derzeit von der Sparkasse Ansbach nicht eingesetzt, da in den Geräten andere effiziente Sicherungssysteme verbaut sind, die im Falle der Sprengung das Geld unbrauchbar machen würden. Unsere Sparkasse hat schon weit vor den jüngsten Sprengungen von Geldautomaten in der Region diese geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen.“ Auf Nachfragen antwortete er: „Aus Sicherheitsbedenken möchte die Sparkasse Ansbach derzeit keine weiteren Statements zur Frage der Absicherung von Geldautomaten geben. Dessen ungeachtet steht dieses Thema aber, wie schon einmal formuliert, ganz oben auf der Prioritätenliste unserer Sparkasse.“

Viele offene Fragen nach jüngster Sprengung

Wurde bei dem Anschlag auf die drei Geldautomaten der Hauptfiliale der VR-Bank Mittelfranken Mitte in Rothenburg das Geld durch Farbpatronen unbrauchbar gemacht? Gibt es eventuell Pläne für sicherheitstechnische Verbesserungen an Geldautomaten? „Wir wollen weiterhin aus ermittlungstechnischen Gründen dazu keine Angaben machen“, bekräftigte gestern eine Sprecherin der VR-Bank Mittelfranken Mitte.

Klar ist dagegen die Botschaft der Raiffeisenbank Dietersheim. „Autonomes Banknotenfärbesystem“ und „Banknoten sind durch Tinte geschützt“, heißt es auf zwei mehrsprachigen Aufklebern vor und an ihrem Geldautomaten in Dietersheim. Die beiden Vorstände Stefan Vogl und Thomas Lunz teilten auf FLZ-Anfrage mit, bei der Absicherung dieses Geldautomaten setze man „auf eine Kombination aus technischen und organisatorischen Veränderungen“. Vogl ergänzte: „Damit kommen wir unserer Eigenverantwortung nach, für bestmöglichen Schutz zu sorgen.“

Banken hoffen vor allem auf Strafverfolgung

Zu den Schutzmaßnahmen gehören den Angaben zufolge Kameras, mechanische Verstärkungen sowie „der Einbau von Farbpatronen, die das Geld im Angriffsfall einfärben und damit unbrauchbar machen“.

„Solche Maßnahmen sind mit hohen Investitionen verbunden, und sie lassen sich in der Fläche nicht von heute auf morgen umsetzen“, fügt Thomas Lunz hinzu.

Der noch bessere Schutz von Geldautomaten könne nur eine Komponente sein, so Stefan Vogl. „Insbesondere setzen wir auf die Strafverfolgung durch die Polizei, um den häufig aus dem Ausland heraus agierenden Banden, das Handwerk zu legen“, sagt er.


Kurt Güner
Kurt Güner
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