Für Rettungsdienste zählt im Einsatz oft jede Minute. Nicht selten geht es um Leben und Tod. Das bayerische Innenministerium hat das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement mit einer Notarztstudie beauftragt. Das Ergebnis: Das Institut regt an, mehrere Notarzt-Standorte im Freistaat zu schließen. Das könnte auch für Rothenburg und Umgebung fatale Folgen haben.
Das betonte Jan Overmans bei der Sitzung des Gemeinschaftsbeirates. Seit über zehn Jahren arbeitet er als Notarzt. Geschätzt 2100 Einsätze liegen hinter ihm. Im Gremium berichtete er über die Notarztversorgung in Stadt und Umland. Zur Sitzung erschien er in Notarzt-Montur, „nicht um zu provozieren“, wie er sagte. „Ich habe gerade Dienst und muss nach dem Vortrag auch gleich wieder los.“
Jan Overmans Tag ist eng getaktet. Neben seiner Arbeit in der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis am Kapellenplatz fährt er regelmäßig zu Einsätzen. Damit ist er einer von fünf niedergelassenen Notärzten in Rothenburg. Alle üben das Amt im Nebenberuf aus. „Normal reicht das Einsatzgebiet bis nach Colmberg, Burgbernheim, Wörnitz und Creglingen“, erklärte er. Das könnte sich bald ändern – zum Nachteil des Rettungsdienstes.
Denn besagte Notarzt-Studie regt an, mehrere Standorte zu schließen, darunter auch Uffenheim. Wie Innenminister Joachim Herrmann bereits im Herbst erläutert hatte, liefert die Studie aber nur Anregungen für die zuständigen Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) und die Kassenärztliche Vereinigung (KVB), die Notarztversorgung in Bayern weiterzuentwickeln. Die letztendliche Entscheidung obliegt allerdings dem jeweiligen Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF), für Uffenheim also dem ZRF Ansbach.
Derzeit gibt es bereits einen gemeinsamen Dienstplan für die Notarzt-Standorte in Bad Windsheim und Uffenheim. „Die Zahlen rechtfertigen die beiden Standorte nicht“, begründete Overmans. Für ihn und seine Kollegen bedeutet das: „Wir müssten ein noch viel größeres Gebiet versorgen.“ Rund ein Drittel der freiwerdenden Fläche würde in die Zuständigkeit der Rothenburger Notärzte fallen.
Doch schon jetzt arbeiten er und seine Kollegen nahezu an der Grenze des Möglichen. Zu wenig Nachwuchs, eine fehlende Ausbildungsförderung und eine unattraktive Vergütung seien der Grund. „Für einen Einsatz bekommt man in der Stunde 60 Euro, nachts einen Zuschlag von 2,50 Euro. Wenn man weiß, dass ein Arzt im Impfzentrum 160 Euro in der Stunde verdient, macht es den Beruf unattraktiv.“
Dazu kommen die vielen Verlegungsfahrten, die in den vergangenen Jahren zugenommen hätten. Zudem dauerten die Einsätze länger, allein schon wegen der oft weiten Strecke zum Zielort und der anschließenden Fahrt in das Krankenhaus. Das Problem: Die Krankenhäuser spezialisieren sich immer mehr, Standorte wie Ansbach seien eigentlich immer belegt. So kommt es, dass Jan Overmans etwa Patienten aus Lehrberg ins Rothenburger Krankenhaus bringen muss. „Neulich bin ich nachts mit einem Patienten von Steinsfeld bis nach Dinkelsbühl gefahren“, berichtete er.
Der Gemeinschaftsbeirat zeigte sich aufgebracht. Die Vorsitzende Uta Rudolph fragte: „Was können wir tun, um Ihre Situation zu verbessern?“ Jan Overmans antwortete: „Einerseits das Problem erkennen, andererseits das Rothenburger Krankenhaus unterstützen und ihre Sorgen der Kassenärztlichen Vereinigung mitteilen.“ Das Krankenhaus sei die einzige Notarzt-Nachwuchsquelle: „Es muss wieder mehr Assistenzärzte geben, die sich zum Notarzt ausbilden lassen“, betonte er.
Oberbürgermeister Dr. Markus Naser (FRV) berichtete, dass er bereits Kontakt mit Uffenheim hatte. Allerdings herrsche dort „ein derartiger Personalmangel, dass es schier unmöglich ist, Uffenheim als Standort zu erhalten“.
Währenddessen wachsen auch die Sorgen auf Seiten der Bürger, betonte die Vorsitzende des Seniorenbeirats, Irmgard Fischer. Nicht nur um die Notarztversorgung hätten die Menschen Angst, vielmehr „wurden auch Probleme bei der Hausarztversorgung an uns herangetragen“, so Fischer.
Deshalb appellierte der Gemeinschaftsbeirat an den Oberbürgermeister und die Stadträte, politisch auf die Kassenärztliche Vereinigung einzuwirken. So soll „eine gute ärztliche Versorgung der Bevölkerung in Rothenburg und Umgebung auch in Zukunft gewährleistet sein“, lautete der Beschlussvorschlag. Das Gremium stimmte ausnahmslos zu.