Betrüger wollen Geld am Telefon: So können Sie sich schützen | FLZ.de

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Veröffentlicht am 14.03.2024 16:45

Betrüger wollen Geld am Telefon: So können Sie sich schützen

Beim Rothenburger Seniorenbeirat erklärte Kriminalhauptkommissar Armin Knorr, wie man am Telefon kein Geld verliert. (Foto: Luca Paul)
Beim Rothenburger Seniorenbeirat erklärte Kriminalhauptkommissar Armin Knorr, wie man am Telefon kein Geld verliert. (Foto: Luca Paul)
Beim Rothenburger Seniorenbeirat erklärte Kriminalhauptkommissar Armin Knorr, wie man am Telefon kein Geld verliert. (Foto: Luca Paul)

Warum klappen Betrügereien über das Telefon so gut? Wie kann man vermeiden, darauf reinzufallen? Und was sollen Betroffene im Ernstfall unternehmen? All diese Fragen hat Armin Knorr von der Kriminalpolizei Ansbach beim Seniorenfrühstück des Seniorenbeirates aktiv 60+ im Wildbad beantwortet.

„Hallo Mama, ich habe eine neue Nummer.“ Eine Nachricht, die so manch einer schon auf dem Mobiltelefon per SMS oder über andere Kurznachrichtendienste erhalten hat. „Das krieg’ ich auch täglich“, sagt Kriminalhauptkommissar Armin Knorr. Diese Nachrichten gehören zu den vielen Maschen von Telefon-Betrügern, über die Knorr aufklärt. Sein Vortrag dient der Prävention, denn die ist „das Wichtigste“, sagt er. Der Theatersaal des Wildbads ist gefüllt, 90 Seniorinnen und Senioren sind der Einladung des Seniorenbeirates gefolgt und lauschen gespannt.

Gewappnet gegen den Enkel-Trick

Eine alte Betrugsmethode ist der Enkel-Trick. Er wird seit Jahrzehnten angewendet, sagt Knorr und hat bis heute „viel zu oft“ Erfolg. Dabei gaukeln Betrüger ein Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnis vor. „Das muss nicht immer der Enkel sein“, oft gibt sich der Betrügende wie im Eingangsbeispiel als Sohn oder Tochter aus.

In der Regel wird um hohe Geldsummen gebeten, um sich aus einer finanziellen Notlage befreien zu können. Die Hauptzielgruppe seien zwar ältere Menschen, sagt Knorr, doch „weder jung noch alt“ seien davor gewappnet.

Wie die Täter das Alter der Person in Erfahrung bringen? Ganz einfach: über das Telefonbuch, erklärt der Kriminalhauptkommissar. Eine kurze Rufnummer oder auch der Vorname ließen Rückschlüsse zu. Er empfiehlt allen als Präventionsmaßnahme: „Kürzen Sie einfach Ihren Namen ab.“ Aus Armin Knorr werde A. Knorr. Auch die Adresse soll nicht preisgegeben werden. Diese Angaben können leicht und schnell geändert werden, gibt er als Ratschlag mit auf den Weg.

Was tun, wenn ein vermeintlicher Enkel telefonisch um Geld bittet? Zum einen soll nicht der Name der Person – des Enkels – genannt werden, die am anderen Ende des Apparates vermutet wird. Knorr warnt zudem davor, persönliche Daten weiterzugeben. Stattdessen solle man die Person, die angeblich angerufen oder eine Nachricht geschrieben hat, unter ihrer bekannten Telefonnummer kontaktieren, rät Knorr. So könne man schnell herausfinden, ob es sich um einen Betrugsversuch handelt oder nicht.


Es ist keine Schande, darauf reinzufallen.


Immer wieder fallen Personen auf diese Masche rein. Dies liegt laut Knorr daran, „dass die Täter das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben“. Zusätzlich werde zeitlicher Druck ausgeübt, sagt er. Die Täter fordern, hohe Summen zügig zu überweisen oder an eine dritte Person – da der Enkel angeblich keine Zeit hat – zu übergeben. „Da sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen“, appelliert der Kriminalhauptkommissar an die Seniorinnen und Senioren. Doch was ist zu tun, wenn trotz allem Geld gezahlt wurde? „Es ist keine Schande, darauf reinzufallen“, betont Knorr mehrmals in seinem Vortrag und rät dazu, Anzeige zu erstatten.

Dies diene auch der Prävention, denn dann könne die Polizei die Bürgerinnen und Bürger informieren, falls sich derartige Fälle häufen. Allerdings werden dem Kriminalhauptkommissar zufolge nur wenige Fälle angezeigt – Betrugs-SMS würden zum Beispiel oft direkt gelöscht. „Die Dunkelziffer ist viel, viel höher“, sagt Knorr. Die Betrüger gingen oftmals sehr professionell vor. Viele telefonierten den ganzen Tag Personen ab. Die Strafverfolgung stelle sich meist als schwierig heraus, sagt er.

Nur einen Bruchteil könne die Polizei abfangen. Knorr geht in seinem Vortrag auch auf Anrufe von der Telefonnummer 110 aus ein. Auf eine Frage aus dem Publikum bestätigt er: Die Polizei würde nie mit der Notrufnummer anrufen – es handle sich um eine Fälschung. Außerdem würde sie „niemals nach Geld oder Wertsachen fragen“, so Knorr. Mit diesem Satz im Hinterkopf könne auch der Betrug durch falsche Polizistinnen und Polizisten an der Haustüre vermieden werden.

Vorsicht vor Unbekanntem

Weitere Tipps des Kriminalhauptkommissars: Keine unbekannten Telefonnummern zurückrufen, da diese oftmals an ausländische Nummern weitergeleitet werden. Hierdurch entstünden teils hohe Kosten. Auch sollen keine Zahlen zur Weiterleitung gedrückt, auf Werbeanrufe eingegangen und bei Meinungsumfragen ausführlich geantwortet werden. Wichtig ist ihm zufolge: „Vermeiden Sie das Wort ‚ja‘ am Telefon“ und „überlegen Sie sich gut, was Sie erzählen.“ Außerdem empfiehlt er, die Finger von Unbekanntem – wie zum Beispiel anonymen Direktbezahlsystemen – zu lassen.

Bei Anrufen über einen vermeintlichen Gewinn fordert der Kriminalhauptkommissar die Seniorinnen und Senioren auf, nüchtern nachzudenken. Als Erstes soll überlegt werden: „Hab’ ich überhaupt irgendwo mitgespielt?“, sagt der Kriminalhauptkommissar und gibt dem Publikum am Schluss mit auf den Weg: „Ansonsten wünsche ich Ihnen ein gaunerfreies Leben.“


Luca Paul
Luca Paul
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