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Veröffentlicht am 23.05.2022 04:35

Was Sie über Bio-Baumwolle wissen müssen

Bio-Baumwolle findet man nicht immer so offensichtlich im Handel. (Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn)
Bio-Baumwolle findet man nicht immer so offensichtlich im Handel. (Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn)
Bio-Baumwolle findet man nicht immer so offensichtlich im Handel. (Foto: Fabian Sommer/dpa/dpa-tmn)

Mikroplastik verschmutzt den Planeten, das haben die meisten mitbekommen. Viele setzen auch deshalb auf Kleidung aus Baumwolle. Sie meiden Pullis, T-Shirts und Blusen aus Synthetik. Doch konventionell angebaute Baumwolle schädigt die Umwelt ebenfalls. Eine Lösung für Umweltbewusste sind Produkte aus Bio-Baumwolle.

Vor allem zwei Gründe sprechen gegen synthetische Fasern:

Die Industrievereinigung Chemiefaser sieht das naturgemäß etwas anders. Unter Berücksichtigung aller ökologischen Aspekte verhalte sich die Chemiefaser sogar günstiger als Baumwolle, teilt der Verband auf Anfrage mit. So wird etwa argumentiert, dass synthetische Fasern die Agrarflächen entlasten, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden. Auch der geringere Wasserverbrauch wird hervorgehoben.

Heike Hess kennt die Argumente und sagt dennoch: „Wir sehen Synthetik sehr kritisch.“ Es werde zwar öfters behauptet, die CO2-Bilanz von Synthetik-Kleidung sei insgesamt besser. „Aber die Gewinnung des Rohstoffs Erdöl wird dabei ganz ausgeklammert.“

Ein Problem ist in der Tat der hohe Wasserverbrauch wegen übernutzter Böden. Beim konventionellen Anbau von Baumwolle werde der Boden häufig chemisch überdüngt und geschwächt, erklärt Hess. Diese Begründung nennt auch Nicole Pälicke, Leiterin von People Wear Organic. Das Unternehmen verkauft zertifizierte Baby- und Kinderkleidung aus Bio-Baumwolle. „Der Anbau konventioneller Baumwolle sorgt dafür, dass die Böden geschädigt werden.“

„Bio-Baumwolle spart aufgrund der besseren Bodenqualität auf jeden Fall Wasser“, sagt Heike Hess. Das liegt daran, dass der Boden das Wasser besser speichern kann. „Es gibt Beipflanzungen, um Insekten fernzuhalten, es gibt mehr Schatten, und die Erosion ist nicht so stark. Der Boden ist gesünder, es gibt darin mehr Leben.“ Typisch ist auch ein Fruchtwechsel. Außerdem kommt keine Gentechnik bei den Saat- und Düngemitteln zum Einsatz. Und es werden keine chemischen Pestizide und Dünger genutzt.

Verbraucher erkennen anhand verschiedener Siegel, ob Bio-Baumwolle als Rohfaser in einem Kleidungsstück steckt.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Siegel für Baumwollkleidung, die aber keine Bio-Baumwolle vorschreiben.

Aus Sicht von Heike Hess handelt es sich um die nachhaltigste Möglichkeit, sich zu kleiden - wenn man allein den Rohstoff betrachtet. Doch es gibt ein großes Aber: „In der Produktion können beim Spinnen, Weben, Färben und Nähen natürlich noch ganz viele Umweltsünden passieren.“ Auch sagt der Rohstoff nichts darüber aus, ob die Arbeiterinnen und Arbeiter fair bezahlt werden.

Das Fazit von Hess: „Bio-Baumwolle als Maßstab anzulegen, ist ein guter Anfang, macht aber noch kein nachhaltiges Kleidungsstück.“ Hier gilt es also wieder, auf Siegel zu achten, die möglichst den gesamten Herstellungsprozess als nachhaltig zertifizieren.

© dpa-infocom, dpa:220520-99-368335/2

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