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Veröffentlicht am 29.09.2022 04:33

Wann die Inflation abflauen könnte

Müssen Sie aktuell genau rechnen, um über die Runden zu kommen? Viele Menschen in Deutschland belastet die hohe Inflation. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Müssen Sie aktuell genau rechnen, um über die Runden zu kommen? Viele Menschen in Deutschland belastet die hohe Inflation. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Müssen Sie aktuell genau rechnen, um über die Runden zu kommen? Viele Menschen in Deutschland belastet die hohe Inflation. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Ob Semmeln, Strom oder Sprit: Die Lebenshaltungskosten in Deutschland haben in den vergangenen Monaten stark angezogen. So stark, dass gerade der ärmere Bevölkerungsteil teils nicht mehr weiß, wie er seine Rechnungen begleichen soll.

Nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes sprang die jährliche Teuerungsrate im September auf 10,0 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit rund 70 Jahren. Die Folge: Verbraucher können sich für ihr Geld immer weniger leisten.

Die Frage ist: Lässt sich darauf hoffen, dass die Preise irgendwann wieder den Vorkrisenzustand erreichen? Die Wirtschaftsweise Prof. Monika Schnitzer gibt Antworten auf drängende Fragen.

Wir erleben zunehmend, dass die Unternehmen die gestiegenen Energiekosten an ihre Kunden weitergeben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Preise bis ins nächste Jahr noch ähnlich stark steigen werden wie aktuell. Wenn die Energiepreise nicht weiter steigen, sollten sich die Preissteigerungen aber im nächsten Jahr allmählich abflachen.

Die hohe Inflation ist in ihrem Ursprung durch die gestiegenen Importpreise für Energie verursacht, die uns als Land ärmer machen. Die aktuellen Inflationsraten sind aber gerade für die ärmere Bevölkerung, deren Einkommen gerade so reicht und die keine Ersparnisse hat, schwer zu verkraften.

Eine rasche Senkung der Inflation auf das Zielniveau von zwei Prozent ist deshalb wünschenswert, kann aber auch durch Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank nicht sofort erzwungen werden. Deshalb wird es zu Anpassungen der Transferzahlungen und Löhne sowie staatlichen Hilfsmaßnahmen kommen müssen.

Wenn die Importpreise für Energie nicht mehr steigen, sondern sogar wieder zurückgehen, wird es - bei genügend Wettbewerbsdruck - auch wieder zu Preissenkungen kommen. Das ist aber erst in zwei Jahren zu erwarten, wenn ausreichend Alternativen insbesondere für die russischen Gaslieferungen verfügbar sind.

Wie stark die Preise in der Zwischenzeit noch steigen werden, wird davon abhängen, wie stark die gestiegenen Energieimportkosten an die Kunden weitergegeben und wie stark die Löhne steigen werden.

Prof. Monika Schnitzer ist Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich die „Wirtschaftsweisen“ genannt. Sie hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München den Lehrstuhl für Komparative Wirtschaftsforschung inne.

© dpa-infocom, dpa:220928-99-931324/4

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