VdW: Kosten und Handwerkermangel unterlaufen Klimaziele | FLZ.de

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Veröffentlicht am 16.05.2022 13:08

VdW: Kosten und Handwerkermangel unterlaufen Klimaziele

Das Ziel der Staatsregierung eines klimaneutralen Bayern im Jahr 2040 wird für Bayerns Wohnungsgesellschaften zu einer nur schwer zu überwindenden Hürde. Die für einen klimaneutralen Umbau hunderttausender Wohnungen notwendigen Ausgaben sind nach Einschätzung des Verbands der bayerischen Wohnungsunternehmen (VdW) so hoch, dass dies mancherorts nicht kostendeckend möglich ist. „Es gibt Unternehmen, die sagen, bei den gegebenen Rahmenbedingungen werden wir das nicht schaffen“, erklärte Verbandsdirektor Hans Maier am Montag in München.

In dem Verband sind knapp 500 Wohnungsunternehmen Mitglied, zum Großteil Genossenschaften und kommunale Gesellschaften. Die hohen Kosten für klimaneutrale Sanierung hätten den Angaben nach zumindest in manchen Kommunen die Folge, dass die Unternehmen die Mieten über das erlaubte Maß hinaus erhöhen müssten, erklärte Maier.

Um das zu umgehen, gebe es zwei Möglichkeiten: ein Gebäude komplett zu entmieten und nach dem Umbau neue Mieter zu suchen, oder aber Abriss und Neubau. „Sagen Sie mal zu einem Mieter: Du musst ausziehen, weil wir modernisieren wollen“, sagte Maier. „Das können Sie nicht vermitteln.“ Zusätzlich erschwert wird das Erreichen des Klimaziels laut VdW durch fehlende Fachleute - in der Energieberatung ebenso wie bei Handwerkern, die Solaranlagen oder Wärmepumpen installieren können.

Der VdW-Chef sprach sich gegen immer weitere Erhöhungen der Energiesparziele für Wohngebäude aus: „Wir müssen die Häuser nach dem Geldbeutel der Menschen bauen, die bei uns wohnen“, sagte Maier. „Und nicht sagen, so, jetzt machen wir irgendwelche Standards, und dann schaut man mal, wie man das bezahlt.“ Der VdW forderte einen „sozialen Klimaschutz“.

Dessen ungeachtet wollen die Wohnungsunternehmen in diesem Jahr eine Rekordsumme von etwa drei Milliarden Euro investieren. Dennoch würden ab 2023 voraussichtlich weniger Wohnungen in Bayern neu gebaut, sagte Maier. Die Investitionen würden sich in die Modernisierung bestehender Wohnungen verlagern - unter anderem wegen der Klimaziele.

2021 bauten die VdW-Mitglieder insgesamt 5253 Wohnungen, so viele wie seit 1995 nicht mehr. In diesem Jahr könnten es noch einmal ebenso viele werden, aber 2023 wird der Wohnungsneubau nach Maiers Worten „abflachen“ beziehungsweise sogar „einbrechen“.

Ein wesentlicher Grund sind die großen Kostensteigerungen auf den Baustellen. Verglichen mit den ursprünglichen Kalkulationen rechneten die Unternehmen bei laufenden und künftigen Bauprojekten mit gut 20 Prozent höheren Kosten, sagte Maier.

© dpa-infocom, dpa:220516-99-308891/3

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